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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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junge Mann im Empfangsraum freundlich und gab ihm den Umschlag mit dem Empfehlungsschreiben zurück. »Hier sind Sie jetzt richtig. Bitte gehen Sie durch diese Tür und nehmen Sie im Vorzimmer Platz. Herr Minister Kia wird Sie so bald wie möglich rufen lassen.«
    »Aber mit dem will ich doch gar nicht sprechen!« McIver explodierte beinahe. »Ich habe einen Termin beim Vizepräsidenten Antazam.«
    »Ach ja, beim Vizepräsidenten Antazam. Der ist aber leider nicht mehr in der Regierung von Ministerpräsident Bazargan. Inscha'Allah«, erklärte der junge Mann liebenswürdig. »Minister Kia kümmert sich jetzt um alles, was mit Fremden, Finanzen und Flugzeugen zu tun hat.«
    »Aber es muß …« McIver verstummte, als der Name in sein Bewußtsein eindrang. Er erinnerte sich, was Talbot ihm erzählt hatte und daß man diesen Mann mit einem enormen Pauschalhonorar, aber ohne entsprechende Zusagen und Gegenleistungen in den Vorstand der IHC gehievt hatte. »Ali Kia?«
    »Ja, Agha. Der Minister Ali Kia wird Sie so bald wie möglich empfangen.« Der junge Mann trug einen modernen Anzug, ein weißes Hemd und eine blaue Krawatte – wie in alten Zeiten. In weiser Voraussicht hatte McIver ein Pischkesch von 5.000 Rial in den Umschlag mit dem Brief gesteckt – wie in alten Zeiten. Das Geld war verschwunden.
    Vielleicht wird sich alles andere auch wieder normalisieren, dachte McIver, ging in den angrenzenden Raum, setzte sich in eine Ecke und wartete. In der Tasche hatte er noch ein Bündel Rialscheine, und er fragte sich, ob er den Umschlag ein zweites Mal mit dem passenden Betrag füllen sollte. Warum nicht, dachte er. Wir sind im Iran, kleine Beamte brauchen kleine Beträge, hohe Beamte höhere Summen. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand ihn beobachtete, steckte er einige größere Scheine in den Umschlag. Vielleicht kann dieser Bursche uns wirklich helfen.
    »Agha McIver!« Die Innentür stand offen, ein Beamter winkte ihn herbei. Ali Kia saß hinter einem sehr großen Schreibtisch, auf dem keine Papiere lagen. Er hatte zwar ein Lächeln aufgesetzt, aber seine Augen waren hart und klein; instinktiv verspürte McIver große Abneigung gegen ihn.
    »Wie liebenswürdig von Ihnen, mich zu empfangen, Herr Minister«, sagte McIver und streckte Kia seine Hand entgegen.
    Dieser behielt sein Lächeln bei und ergriff die Rechte mit schlaffen Fingern. »Bitte, nehmen Sie Platz, Mr. McIver. Ich danke Ihnen für Ihren Besuch. Sie haben ein Empfehlungsschreiben?« Sein Englisch, das er mit Oxfordakzent sprach, war gut. Mit einer müden Handbewegung bedeutete er dem Beamten an der Tür zu gehen.
    »Ja, es war für den Vizepräsidenten Antazam bestimmt, aber wie ich erfahren habe, hätte es an Sie gerichtet sein sollen.« McIver reichte ihm den Umschlag.
    Kia zog das Schreiben heraus, nahm von der Anzahl der Scheine genau Notiz, warf das Kuvert lässig auf den Schreibtisch, las aufmerksam die Empfehlung und legte sie dann vor sich hin. »Mr. Talbot ist ein achtbarer Freund des Iran, wenn auch der Vertreter einer feindseligen Regierung«, sagte Kia mit öliger Stimme. »Wie kann ich dem Freund einer so ehrenwerten Persönlichkeit helfen?«
    »Es gibt da drei Dinge, Herr Minister. Aber vielleicht darf ich Ihnen zuerst sagen, wie sehr wir von der S-G uns freuen, daß Sie sich entschlossen haben, uns an den Früchten Ihrer wertvollen Erfahrung teilhaben zu lassen, indem Sie der Berufung in unseren Vorstand gefolgt sind.«
    »Mein Vetter hat mich dringend darum ersucht. Ich bezweifle, daß ich Ihnen helfen kann, aber wie es Allah gefällt.«
    »Wie es Allah gefällt.« McIver hatte ihn aufmerksam beobachtet und versucht, ihn zu taxieren, konnte sich aber die Abneigung nicht erklären, die er gegen ihn empfand. »Da gibt es zunächst ein Gerücht, wonach alle Gemeinschaftsunternehmen bis zu einer Entscheidung des Revolutionären Komitees suspendiert werden sollen.«
    »Bis zu einer Entscheidung der Regierung«, korrigierte ihn Kia. »Und?«
    »Welche Auswirkungen wird das auf unser Gemeinschaftsunternehmen, die IHC, haben?«
    »Ich bezweifle, daß es überhaupt Auswirkungen haben wird, Mr. McIver. Der Iran braucht Hubschrauber für seine Ölproduktion. Die Guerney Aviation ist auf und davon. Es will mir scheinen, daß unsere Gesellschaft einer blendenden Zukunft entgegensehen kann.«
    »Aber wir haben seit Monaten kein Geld für die Arbeiten erhalten, die für den Iran geleistet wurden, haben jedoch alle Pachtzahlungen für die

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