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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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habe. Vergessen Sie nicht, Andrew, seit Jahren haben wir Ihnen die besten Verträge verschafft!
    »Unsere iranischen Verträge werfen immer noch schöne Profite ab«, stellte Gavallan gerade fest, »da können wir uns über unsere Partner nicht beschweren. Und wenn Guerney aus dem Geschäft ist, geht es uns wie der Made im Speck.«
    Ja, dachte McIver, obwohl der Druck auf uns zunimmt. Jedes Jahr wird unser Anteil kleiner und der ihre größer.
    Die Verbindung wurde unterbrochen. McIver klopfte ärgerlich auf die Gabel, doch es kam nur das Besetztzeichen. Wütend legte er auf. Das Licht ging plötzlich an.
    »Schade«, meinte Genny, »Kerzenlicht ist viel romantischer.«
    Pettikin schaltete lächelnd das Licht ab. Der Raum sah so schöner aus, anheimelnder, und das Silber funkelte auf dem Tisch. »Du hast recht, Genny.«
    »Danke, Charlie. Du bekommst dafür eine Extraportion. Das Abendessen ist beinahe fertig. Du kannst dir noch einen Whisky genehmigen, Duncan, aber keinen so starken wie den, den du dir gerade genommen hast. Schau mich nicht so unschuldig an! Nach dem Gespräch mit unserem furchtlosen Boß habe sogar ich eine Stärkung nötig. Du kannst mir während des Abendessens erzählen, was er gesagt hat.« Damit ging sie wieder in die Küche.
    McIver vertraute Pettikin nicht alles an, was Gavallan gesagt hatte – Pettikin war ja weder bei S-G noch bei IHC Direktor, deshalb mußte McIver etliches für sich behalten. In Gedanken versunken, schlenderte er zum Fenster. Es ist lange her, überlegte er. 14 Jahre.
    Im Sommer des Jahres 1965, als in der Kolonie eine Revolution drohte, Mao Zedongs Rote Garden auf dem chinesischen Festland wüteten und sogar in den Straßen von Hongkong und Kowloon auftauchten, war Gavallans Brief eingetroffen. Damals stand McIvers Hubschrauberfirma am Rand einer Katastrophe: Er war die Leasing-Raten für seinen kleinen Helikopter schuldig, und Genny versuchte, mit den beiden Teenagern in einer kleinen, lauten Wohnung in Kowloon zurechtzukommen, wo die Unruhen am ärgsten waren.
    »Sieh dir das an, Gen!« Im Brief stand: »Sehr geehrter Mr. McIver, Sie erinnern sich vielleicht daran, daß wir einander vor ein paar Jahren, als ich noch bei Struan's beschäftigt war, beim Rennen kennengelernt haben. Wir haben beide dank eines Wallachs namens Chinaboy schöne Gewinne eingesteckt. Der Tai-Pan, Ian Dunross, hat angeregt, Ihnen zu schreiben. Ich benötige Ihre Erfahrung dringend und sofort. Sie haben ihm beigebracht, wie man einen Heli fliegt, und er empfiehlt Sie mir wärmstens. Daß es in der Nordsee Öl gibt, ist inzwischen eine Tatsache. Meine Theorie lautet, daß man die Bohranlagen nur mittels Hubschrauber bei jedem Wetter versorgen kann, was im Augenblick allerdings nur mit dem Instrumentenlandesystem, dem ILS, möglich ist. Wir könnten es einführen. Ich kümmere mich um das Wetterproblem, Sie haben das Wissen und die Erfahrung beim Fliegen. 1.000 Pfund monatlich, ein Dreijahresvertrag, Erfolgsprämie, Flugtickets für Sie und Ihre Familie nach Aberdeen und zu Weihnachten eine Kiste Loch Vay Whisky. Bitte rufen Sie mich so rasch wie möglich an …«
    Genny hatte ihm den Brief wortlos zurückgegeben und das Zimmer verlassen.
    »Wo zum Teufel gehst du hin?«
    »Packen.« Sie kam lachend zurück und umarmte ihn. »Es ist ein Geschenk des Himmels, Duncan. Schnell, ruf ihn an, ruf ihn sofort an!«
    »Aber Aberdeen? Bei jedem Wetter ILS-Flüge? Das hat noch niemand gemacht, es gibt die entsprechenden Instrumente gar nicht. Ich weiß nicht, ob es möglich wäre …«
    »Für dich schon. Wo stecken nur Hamish und Sarah?«
    »Heute ist Samstag, sie sind im Kino …«
    Da krachte ein Ziegel durchs Fenster, und draußen ging ein Tumult los. Die Wohnung lag im ersten Stock, und die Fenster gingen auf eine schmale Gasse im dicht bevölkerten Stadtteil von Mong Kok in Kowloon hinaus. McIver zog Genny vom Fenster weg und lugte dann vorsichtig hinunter. Auf der Straße schrieen 5.000 bis 10.000 Chinesen: Mao, Mao, kwai loh, kwai loh – fremder Teufel, fremder Teufel – und wälzten sich in Richtung der 100 Meter entfernten Polizeistation, wo eine kleine Abteilung uniformierter chinesischer Polizisten und drei britische Offiziere sie hinter einer Barrikade erwarteten.
    »Mein Gott, sie sind bewaffnet«, hatte McIver hervorgestoßen. Für gewöhnlich trug die Polizei nur Schlagstöcke. Am Vortag waren der Schweizer Konsul und seine Frau in der Nähe verbrannt, als der Mob ihr Auto umgeworfen

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