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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sie, Agha?«
    Mit äußerster Anstrengung bezwang er seine Wut. »Ich bin … das ist … das ist meine Wohnung. Ich bin der Eigentümer und …«
    »Ach, der Eigentümer! Sie sind der Eigentümer!« unterbrach ihn der Mann, der Teymour hieß. »Der Ausländer, der Mann von dieser Bakravan.« Lochart wollte sich auf ihn stürzen, doch der Mann entsicherte seine Waffe. »Tun Sie's nicht! Ich schieße schnell und treffe immer«, warnte er ihn. »Durchsuch ihn!« befahl er dem anderen Mann, der sofort aufsprang, Lochart abtastete, ihm die Flugtasche aus der Hand riß und sie inspizierte.
    »Keine Waffen. Kompaß, Dienstvorschrift … Sind Sie der Pilot Lochart?«
    »Ja«, antwortete Lochart mit klopfendem Herzen.
    »Setzen Sie sich da drüben hin! Schnell!«
    Lochart setzte sich auf den Stuhl, der weit vom Feuer entfernt war. Der Mann legte die Pistole neben sich auf den Teppich und nahm ein Papier aus der Tasche. »Gib ihm das.« Der andere tat, wie geheißen. Alle beobachteten Lochart. Der brauchte eine Weile, um das persisch geschriebene Dokument zu entziffern. »Konfiskationsbescheid. Wegen Verbrechen gegen den islamischen Staat wird das gesamte Eigentum des Jared Bakravan, ausgenommen sein Stadthaus und sein Laden im Basar, konfisziert.« Das Dokument war zwei Tage zuvor namens des Islamischen Revolutionären Komitees von jemandem ausgestellt worden, dessen Namen er nicht lesen konnte.
    »Das ist … das ist doch lächerlich«, stieß er ratlos hervor. »Seine Exzellenz Bakravan war ein begeisterter Anhänger Ayatollah Khomeinis. Das muß ein Irrtum sein.«
    »Es ist kein Irrtum. Er wurde ins Gefängnis eingeliefert, des Wuchers für schuldig gesprochen und erschossen.«
    Lochart starrte den Mann an. »Das … das muß ein Irrtum sein.«
    »Kein Irrtum, Agha«, wiederholte Teymour nicht unfreundlich und musterte Lochart. »Wir wissen, daß Sie Kanadier sind und Pilot, daß Sie fort waren, daß Sie mit einer der Töchter des Verräters verheiratet sind und für seine Verbrechen nicht verantwortlich – oder für die seiner Tochter, wenn sie welche begangen haben sollte.« Er streckte seine Hand nach der Luger aus, als er die Röte sah, die Lochart ins Gesicht stieg. »Ich sagte, ›wenn‹, Agha. Beherrschen Sie sich. Wir sind kein primitiver Pöbelhaufen. Wir sind Freiheitskämpfer und Profis. Wir halten uns hier nur auf, um diese Unterkunft für Persönlichkeiten zu bewachen, die erst eintreffen werden. Wir wissen, daß Sie kein Feind sind, also bleiben Sie ruhig! Natürlich ist das ein Schock für Sie, das verstehen wir. Aber wir haben das Recht, uns zu nehmen, was uns gehört.«
    »Recht? Was für Recht haben Sie …«
    »Das Recht der Eroberer. War es nicht immer schon so, Agha?« Seine Stimme blieb ruhig, und die Frauen beobachteten Lochart mit kaltem, hartem Blick. »Beruhigen Sie sich! Wir haben Ihr Eigentum nicht angerührt. Noch nicht.« Er machte eine Handbewegung. »Überzeugen Sie sich selbst!«
    »Wo ist meine Frau?«
    »Das weiß ich nicht, Agha. Es war niemand hier, als wir gekommen sind. Wir sind heute früh gekommen.«
    Lochart war krank vor Sorge. Wenn ihr Vater für schuldig befunden worden ist, wird die Familie darunter zu leiden haben? Alle? Augenblick mal! Alles konfisziert … ausgenommen das Stadthaus. Sie muß dort sein. O Gott, das sind ja Kilometer bis dorthin, und ich habe keinen Wagen …
    Er bemühte sich, klare Gedanken zu fassen. »Sie haben gesagt, Sie hätten nichts angerührt noch nicht. Soll das heißen, daß dies bald geschehen wird?«
    »Ein kluger Mann schützt sein Eigentum. Es wäre klug, Ihr Eigentum an einen sicheren Ort zu bringen. Von Bakravan bleibt alles da, aber Ihr persönlicher Besitz?« Er zuckte mit den Achseln. »Natürlich können Sie ihn mitnehmen. Wir sind doch keine Diebe.«
    »Und die Sachen meiner Frau?«
    »Auch die. Selbstverständlich. Persönliche Dinge. Ich sagte es Ihnen schon: Wir sind keine Diebe.«
    »Wie lange habe ich Zeit?«
    »Bis morgen 17 Uhr. Möchten Sie etwas essen?«
    »Nein, danke.«
    »Dann leben Sie wohl, Agha. Aber zuerst geben Sie mir Ihre Schlüssel.«
    Wieder stieg Lochart die Röte ins Gesicht. Er nahm die Schlüssel aus der Tasche und gab sie dem Mann, der neben ihm stand. »Sie haben von Persönlichkeiten gesprochen. Welche Persönlichkeiten?«
    »Einfach Persönlichkeiten, Agha. Die Wohnung hat einem Staatsfeind gehört; jetzt ist sie Eigentum des Staates, der sie jedem zuweisen kann, den sie für würdig hält. Tut

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