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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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er – eine Lektion, die er nach elfjähriger Tätigkeit im Inneren Sicherheitsrat und davor bei der Polizei in Hongkong gelernt hatte.
    »Möchtest du dabei sein, wenn Yazernow verhört wird, Robert?«
    »Wenn ich euch nicht störe, ja. Ich bin doch nur ein alter CID-Mann vom Sonderdezernat mit einem Privatvertrag, der mich verpflichtet, euch Burschen dabei zu helfen, einen gleichwertigen Dienst aufzuziehen. Weißt du noch?«
    »Ich erinnere mich sogar sehr gut. Zwei Fünfjahresverträge, der letzte bis zum nächsten Jahr verlängert. Dann kannst du dich mit einer Rente ins Privatleben zurückziehen.«
    »Meinst du wirklich? Khomeini und die Regierung werden mir eine Rente zahlen? Daß ich nicht lache!« Er mußte damit rechnen, daß seine Dienstjahre im Iran verloren waren; dazu kam die Entwertung des Hongkong-Dollars seit seiner Pensionierung im Jahre 1966. Seine Rente würde recht karg ausfallen. »Da ist nicht mehr viel zu holen.«
    Haschemis Augen verdunkelten sich. »Robert, was will MI 6 von diesem Yazernow?«
    Armstrong legte die Stirn in Falten. Etwas stimmt heute abend ganz und gar nicht. Der junge Kyabi hätte nicht entkommen dürfen, und Haschemi ist so nervös wie ein Polizist, der den ersten Tag auf Streife geht. »Soviel ich weiß, gar nichts. Ich interessiere mich für ihn. Ich«, ließ er beiläufig fallen.
    »Warum?«
    Eine lange Geschichte, dachte Armstrong. Soll ich dir erzählen, daß Dimitri Yazernow ein Deckname für Rákóczy ist, den russischen islamischen Marxisten, hinter dem du seit Monaten her bist? Soll ich dir den wahren Grund nennen, warum man mich angewiesen hat, dir heute abend zu helfen, ihn zu fassen? Von einem tschechischen Überläufer hat MI 6 ganz zufällig erfahren, daß es sich hier in Wirklichkeit um Igor Mzytryk handelt, den Sohn von Pjotr Oleg Mzytryk, der in meinen Tagen in Hongkong als Gregor Suslew bekannt war – ein Meisterspion, von dem wir alle glaubten, er wäre längst tot.
    Nein, Yazernow brauchen wir nicht. Wen wir haben wollen – wen ich haben will –, das ist der Vater, der angeblich in Reichweite irgendwo nördlich der Grenze lebt. Nur allzu gern würden wir diesen Saukerl durch die Mangel drehen und auseinandernehmen, diesen Exchef des Geheimdienstes Fernost, Dozent für Spionage an der Universität Wladiwostok, ranghohes Parteimitglied und Gott weiß was noch alles.
    »Warum bist du an Yazernow interessiert, Robert?«
    »Ich glaube, er ist mehr als nur ein Verbindungsmann der Tudeh zu den Studenten. Er sieht deinem kurdischen Dissidenten Ali bin Hassan Karakose zum Verwechseln ähnlich.«
    »Du meinst, er ist derselbe Mann?«
    »Ja.«
    »Unmöglich!«
    Armstrong hob die Schultern. Er hatte ihm einen Knochen hingeworfen; wenn er nicht daran nagen wollte, war das seine Sache.
    Haschemi stieß nach. »Warum interessieren dich Karakose und die Kurden – wenn es wahr ist, was du mir da erzählst.«
    »Die Kurden sitzen an allen Grenzen«, antwortete er leichthin. »Das kurdische Nationalbewußtsein ist sehr sensibel und für die Sowjets leicht auszunützen – mit weitreichenden Folgen für Kleinasien. Natürlich sind wir interessiert.«
    Gedankenverloren starrte der Oberst aus dem Fenster. »Setz mich bitte hier ab, Robert! Wir fangen um Mitternacht mit Yazernow an. Du bist natürlich willkommen.« Er legte die Hand an den Türgriff.
    »Nicht so hastig, alter Junge! Wir sind Freunde. Was ist denn los mit dir?« Der Oberst zögerte. Dann nahm er die Hand wieder von der Klinke. »Die Regierung hat die SAVAK verboten, ebenso alle nachrichtendienstlichen Abteilungen, also auch unsere, und angeordnet, daß sie unverzüglich aufzulösen sind.«
    »Ja, aber das Büro des Ministerpräsidenten hat dich bereits angewiesen, heimlich weiterzuarbeiten. Du hast nichts zu fürchten, Haschemi. Du bist nicht belastet. Du wurdest angewiesen, die Tudeh zu zerschlagen, die Fedajins, die islamischen Marxisten – du hast mir selbst den Befehl gezeigt. Hat die Operation heute abend nicht diesen Richtlinien entsprochen?«
    »Ja, ja, schon.« Haschemi verstummte und fügte mit dumpfer Stimme hinzu: »Ja, das hat sie schon. Was weißt du über das Islamische Revolutionäre Komitee?«
    »Nur daß es aus Männern bestehen soll, die Khomeini persönlich ausgesucht hat«, antwortete Armstrong aufrichtig. »Seine Vollmachten wurden nie genau definiert, und wir wissen nicht exakt, wer dabei ist, aus wie vielen Leuten es besteht, wo und wann es zusammentritt, ob Khomeini den

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