Wirbelsturm
Establishments. Mein Gott, wenn der ein sowjetischer Agent ist, einfach unmöglich! Sei nicht so dumm, sagte er sich dann, du bist schon zu lange im Geschäft, um dich noch von jemandem überraschen zu lassen. »Sagt mir nichts, aber ich werde den Namen unter die Lupe nehmen«, log er.
Das Tonbandgerät schaltete sich ab, als der Rücklauf beendet war. Haschemi nahm die Kassette heraus, legte sie mit den anderen in die untere Lade und versperrte diese sorgfältig. »Dann bedien dich doch unserer Methoden, wenn du dir diese Leute vornimmst. Schick einen Emissär zu ihnen. Geh nicht selbst, sonst endest du in einem dunklen Gäßchen mit einem Messer im Rücken. Diese hochfeinen Bastarde sind alle gleich.« Er lachte trübe und legte eine neue Kassette ein. Er war sehr müde, aber die phantastischen Informationen, die Rákóczy ihnen gegeben hatte, ließen ihn nicht an Schlaf denken. »Wir haben schon genug von ihm, um die Tudeh zu sprengen, die Kontrolle über die Kurden zu übernehmen, den Aufstand in Aserbeidschan niederzuschlagen, Teheran und Kowiss sicher zu machen und Khomeinis Macht zu zementieren.«
»Willst du das wirklich? Und was ist mit Abrim Pahmudi?«
Haschemis Gesicht verdüsterte sich. »Selbst für den hat Rákóczy mir einen goldenen Schlüssel geliefert.« Er sah Armstrong an. »Ist das nicht auch Gold für dich? Dieser Suslew – Pjotr Oleg –, der den großen Roger Crosse umlegte? Eh?«
»Ja. Jetzt weißt du, wer dein größter Feind ist.«
»Was bedeutet dir Mzytryk, dieser Suslew?«
»Vor Jahren hatte ich in Hongkong einmal einen Krach mit ihm.« Armstrong spießte den Köder auf den Angelhaken. »Er könnte dir – und auch mir – mehr Gold liefern als sein Sohn. Er könnte uns Abrim Pahmudi ans Messer liefern und wer weiß, wen noch? Vielleicht das Revolutionäre Komitee? Ich würde viel darum geben, Suslew auseinanderzunehmen. Wie können wir das zuwege bringen?«
Haschemi vergaß vorübergehend Pahmudi und dachte wieder an die Gefahr, in der er und seine Familie sich befanden. »Als Gegenleistung wirst du mir einen englischen Paß besorgen sowie eine ausreichende Rente – wenn ich sie benötigen sollte?«
Armstrong streckte ihm die Hand entgegen. »Abgemacht.«
Die beiden Männer schlugen ein, und keiner maß der Abmachung verbindlichen Wert zu. Es war eine Geste der Höflichkeit, denn beide wußten, daß sie sich daran halten würden, wenn sie konnten, aber nur so lange, als es ihnen selbst zum Vorteil gereichte.
»Wenn wir ihn schnappen, Robert, leite ich die Vernehmung und stelle die ersten Fragen.«
»Selbstverständlich! Du bist der Boß.« Armstrongs Augen verrieten nichts von seiner Erregung. »Könntest du ihn schnappen?«
»Ich könnte Abdullah Khan vielleicht dazu bringen, ein Treffen diesseits der Grenze zu arrangieren. Dank Rákóczy weiß ich jetzt genug, um auch ihn zappeln zu lassen – obwohl ich sehr vorsichtig sein müßte, schließlich ist er auch einer unserer besten Agenten. Aber wenn wir Pjotr Oleg fassen, brauchen wir ihn gar nicht erst hierher zu bringen. Wir können das Hühnchen in unserer Außenstelle in Täbris ausnehmen.«
»Ich wußte gar nicht, daß du dort eine Außenstelle hast.«
»Es gibt noch vieles im Iran, was du nicht weißt, Robert.« Haschemi drückte seine Zigarette aus. Wieviel Zeit habe ich noch? fragte er sich nervös. »Ich wäre dir dankbar, wenn ich den Paß schon morgen haben könnte.«
»Wie bald könntest du Abdullah Khan soweit bringen?«
»Wir müssen sehr vorsichtig sein – dieser Bastard ist in Aserbeidschan der ungekrönte König. Sehr vorsichtig.«
»Wann?«
»Morgen. Sobald wir mit Rákóczy fertig sind, statten wir Abdullah einen Besuch ab. Du stellst das Flugzeug zur Verfügung. Du stehst doch auf freundschaftlichem Fuß mit der IHC, nicht wahr?«
Armstrong lächelte. »Du weißt wirklich alles.«
»Nur soweit es Teheraner Angelegenheiten betrifft – islamische Angelegenheiten, iranische Angelegenheiten.« Haschemi fragte sich, was McIver und die anderen mit dem Ölgeschäft befaßten Fremden tun würden, wenn sie wüßten, daß Ali Kia, vor kurzem als Minister ins Luftfahrtministerium berufen, vor einigen Tagen empfohlen hatte, alle im Iran registrierten Flugzeuge und alle Fluggesellschaften zu nationalisieren und alle ausländischen Piloten nebst übrigem Personal auszuweisen. »Wie wollen Sie dann die Ölfelder versorgen, Exzellenz?« hatte er ihn gefragt.
»Wir brauchen keine Fremden. Unsere
Weitere Kostenlose Bücher