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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gehorchten sofort. Als hinter ihm die Soldaten in Bewegung gerieten, brüllte er: »Ich habe befohlen, niemand rührt sich! Der nächste, der sich ohne meinen Befehl bewegt, ist tot.«
    Alle erstarrten. Peschadi wartete einen Augenblick, aber keiner rührte sich. Dann blickte er Hussain an, den er gut kannte, und fragte ihn: »Ist alles in Ordnung, Mullah?« Er stand jetzt neben ihm. Das Tor war offen. In einigen Metern Entfernung warteten die drei Dorfbewohner.
    Hussain hatte fürchterliche Kopf- und Ohrenschmerzen, aber er konnte sehen und hören, und auch wenn er sich die Hände am Stacheldraht blutig gerissen hatte, er war am Leben und noch kein Märtyrer. »Ich fordere«, sagte er mit schwacher Stimme, »ich fordere diese Basis … in Ayatollah Khomeinis Namen.«
    »Sie begleiten mich in mein Büro«, unterbrach ihn der Oberst, »und ihr drei kommt als Zeugen mit! Wir werden miteinander sprechen, Mullah. Ich werde zuhören, und dann werden Sie zuhören.« Er schaltete den Lautsprecher wieder ein und erklärte, was geschehen würde. »Er und ich werden friedlich miteinander reden, dann wird der Mullah in die Moschee zurückkehren, und ihr werdet nach Hause gehen und beten. Das Tor bleibt offen. Meine Soldaten und Panzer werden das Tor bewachen und, bei Gott und dem Propheten, dessen Name gelobt sei, wenn einer von euch das Tor durchschreitet oder über den Zaun klettert, wird er von meinen Soldaten erschossen. Wenn ihr glaubt, gemeinsam die Basis angreifen zu können, werde ich meine Panzer in eure Dörfer schicken und die Dörfer samt ihren Bewohnern verbrennen. Lang lebe der Schah!« Er drehte sich um und ging auf das Verwaltungsgebäude zu. Der Mullah sowie die drei verängstigten Dorfbewohner folgten ihm. Sonst rührte sich niemand.
    5 Uhr 21. Captain Conroe Starke, Chefpilot des S-G-Kontingents in Kowiss, stand am Fenster der Offiziersmesse und beobachtete das Verwaltungsgebäude auf der anderen Straßenseite. Der Mullah war noch immer nicht herausgekommen. Hier, im großen Saal der Offiziersmesse, war es sehr kalt. Freddy Ayre drückte sich tiefer in seinen Fauteuil, zog seine Fliegerjacke enger um sich und blickte zu dem großen Texaner auf. »Was meinst du?« fragte er und unterdrückte ein Gähnen.
    »Ich meine, daß es in einer Stunde hell sein wird«, antwortete Starke geistesabwesend. Auch er trug eine Fliegerjacke und warme Fliegerstiefel. Die beiden Piloten befanden sich in einem Erker des im ersten Stock liegenden Raums, von dem aus sie den größten Teil der Luftwaffenbasis überblicken konnten. Im Saal hielten sich außerdem etwa ein Dutzend höhere iranische Offiziere auf, denen Peschadi befohlen hatte, sich in Bereitschaft zu halten. Die meisten trugen Fliegerjacken oder Uniformmäntel und schliefen in den Fauteuils. Seit Wochen wurde die Basis nicht mehr geheizt, um Treibstoff zu sparen. Ein paar müde Ordonnanzen beseitigten die letzten Spuren einer Party, die von der heranrückenden Menge unterbrochen worden war.
    »Ich bin vollkommen geschafft. Und du?«
    »Noch nicht, aber wieso habe ich eigentlich immer an Fest- und Feiertagen Dienst, Freddy?«
    »Das ist das Vorrecht des furchtlosen Führers«, meinte Ayre. Er war der stellvertretende Chef des S-G-Stützpunkts, ehemaliger RAF-Pilot, sah gut aus, war 28, hatte dunkelblaue Augen und sprach Oxford-Englisch. »Er gibt der Mannschaft eben ein gutes Beispiel.«
    Starke schaute zum offenen Tor hinüber. Es war noch immer gut bewacht. Draußen warteten noch etwa 500 Dorfbewohner, die sich eng zusammendrängten, um sich warm zu halten. Starkes Blick kehrte zum Verwaltungsgebäude zurück. Auch hier hatte sich nichts verändert. Im ersten Stock, in dem Peschadis Büro lag, brannte Licht. »Ich würde ein Monatsgehalt dafür geben, wenn ich ihnen zuhören könnte.«
    »Was? Was meinst du?«
    »Ich möchte hören, was Peschadi und der Mullah reden.«
    »Ach so. Ich habe schon geglaubt, wir sind erledigt, als die Kerle über den Zaun kletterten. Verdammt! Ich war drauf und dran, zu meinem Heli zu rennen und dieses Land für immer zu verlassen.« Ayre grinste. »Natürlich hätte ich auf dich gewartet, Duke.« Er benützte den Spitznamen Starkes, der wie John Wayne Texaner war, dessen Statur besaß und genauso gut aussah.
    Starke lachte. »Nett von dir. Ich glaube aber, daß ich vor dir bei der Maschine angelangt wäre.« Dann blickte er wieder aus dem Fenster, ohne seine Besorgnis zu zeigen. Die Basis war zum drittenmal von einer Menschenmenge

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