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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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den Glauben und für den Propheten, Sein Name sei gepriesen, den Märtyrertod zu erleiden. O Allah, laß mich zu einem Märtyrer werden und direkt ins Paradies eingehen, wie Du es den Gläubigen versprochen hast.
    Khomeinis Worte dröhnten in seinen Ohren, denn der Mullah hatte vor zwei Tagenin der Moschee eine Kassette abgespielt: »Soldaten, schließt euch euren Brüdern und Schwestern an, die Allahs Werk tun, flieht mit euren Waffen aus den Kasernen, gehorcht nicht den ungesetzlichen Befehlen der Generäle, stürzt die ungesetzliche Regierung. Verrichtet Allahs Werk, Allah ist der Größte.«
    Der junge Soldat merkte gar nicht, daß er längst mit der Menge die Worte skandierte, während sein Blick auf den Mullah gerichtet war, der sich außerhalb des Tors, auf Allahs Seite, befand. Er zerrte am Zaun und versuchte, ihn gemeinsam mit seinen Brüdern und Schwestern niederzureißen. Die Soldaten um Ali, seine Brüder, bewegten sich beunruhigt und nervös, starrten ihn an, wagten nicht zu sprechen. Viele von ihnen hätten das Tor geöffnet, wenn sie nicht vor den Offizieren und Sergeanten und der unvermeidlichen Bestrafung Angst gehabt hätten.
    »Auf Allahs Seite, draußen …«
    Die Worte explodierten im Gehirn des jungen Mannes; er sah und hörte den Sergeanten nicht, der ihn anbrüllte, sondern sah nur das Tor, das den Gläubigen den Weg versperrte. Da warf er sein Gewehr weg und lief zu dem 50 Meter entfernten Tor. Einen Augenblick lang herrschte unheimliche Stille. Alle Blicke waren wie gebannt auf Ali gerichtet.
    Oberst Mohammed Peschadi, der Standortkommandant, hatte sich neben dem ersten Panzer aufgepflanzt und beobachtete den Jungen, der » Alllahh-u Akkkbarrr « schrie.
    Als Ali nur noch fünf Meter vom Zaun entfernt war, befahl der Oberst dem Sergeanten neben ihm: »Erschießen!«
    Der Sergeant riß dem nächsten Soldaten das Gewehr aus der Hand, entsicherte es, lehnte sich kurz an den Panzer, zielte auf den Kopf des Jungen und drückte ab. Der Kopf Alis explodierte und bespritzte die Menschen hinter dem Zaun. Dann sackte der Körper zusammen und blieb im Stacheldraht hängen.
    Einen Augenblick lang war die Stille noch intensiver. Dann rückte die Menge unter Hussains Führung geschlossen vor. Die vordersten rissen am Stacheldraht, ohne darauf zu achten, daß ihre Hände zerfetzt wurden. Von den hinter ihnen Stehenden angefeuert, begannen sie, den Zaun zu überklettern.
    Aus den Reihen der Angreifer begann eine Maschinenpistole zu bellen. Oberst Peschadi gab dem Offizier im Panzer ein Zeichen. Eine Flammenzunge schoß aus dem Rohr des Geschützes, das über die Köpfe der Menge hinwegzielte und mit Übungsgranaten geladen war. Angesichts der unerwarteten Explosion wichen die Angreifer in panischer Angst vom Zaun zurück, ein halbes Dutzend Soldaten ließ entsetzt die Gewehre fallen, etliche flohen und viele der unbewaffneten Zuschauer suchten erschrocken das Weite. Der zweite Panzer feuerte, diesmal tiefer.
    Die Menge flüchtete, Männer und Frauen trampelten einander nieder. Wieder feuerte der erste Panzer, und die Leute drängten sich noch verzweifelter vom Tor weg. Nur Hussain blieb, wo er stand. Er taumelte, weil er für einen Augenblick blind und taub war, doch dann bekam er einen Torpfosten zu fassen und hielt sich daran fest. Sofort liefen impulsiv einige Soldaten nach vorn, um ihm zu helfen.
    »Bleibt, wo ihr seid!« brüllte Oberst Peschadi, dann schaltete er das Mikrophon auf volle Lautstärke. »Alle Soldaten bleiben, wo sie sich befinden. Sichert die Gewehre! Sichert die Gewehre! Alle Offiziere und Sergeanten sind für ihre Leute verantwortlich. Sie, Sergeant, begleiten mich.«
    Der noch immer geschockte Sergeant folgte dem Kommandanten, der auf das Tor zuging. Vor dem Zaun lagen 30 oder 40 niedergetrampelte Menschen. Die Mehrzahl der Aufrührer war 100 Meter weiter stehengeblieben und begann, sich wieder zu formieren. Schon gingen die Eifrigsten zum Angriff über. Die Spannung nahm zu.
    »Halt! Niemand rührt sich!«
    Diesmal gehorchten die Leute. Der Kommandant warf einen kurzen Blick auf den Leichnam im Stacheldraht: Der Junge war mit dem Namen Allahs auf den Lippen zum Märtyrer geworden und befand sich daher bereits im Paradies. Dann sprach Peschadi scharf ins Mikrophon: »Ihr drei … ja, ihr drei, helft dem Mullah! Jetzt!« Sofort gehorchten die drei Angesprochenen seinem Befehl. Der Oberst zeigte auf einige Soldaten: »Du öffnest das Tor! Du schaffst die Leiche weg!«
    Auch sie

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