Wirbelsturm
in die sie gehören, und die Gläubigen würden fünfmal am Tag beten. Innerhalb eines Monats hätte die Armee dafür gesorgt, daß der Iran wieder so ist, wie er vor einem Jahr war, und das Problem Khomeini wäre für immer gelöst. Minuten, nachdem mich der Befehl erreicht hätte, würde ich ihn verhaften, ihm öffentlich den halben Bart wegrasieren lassen, ihn nackt auf einen Mistwagen setzen und durch die Straßen führen. Dann würde das Volk erkennen, was er ist: ein gebrochener, geschlagener alter Mann. Vor dem Verlierer würde das Volk Augen und Ohren verschließen. Dann würden sich aus den Reihen der Ayatollahs und Mullahs und aus dem Volk Ankläger erheben, um ihn gemeinsam auszulöschen.
Peschadi zog an seiner Zigarette und war froh, daß sich seine Gedanken weder in seinem Gesicht noch in seinen Augen spiegelten. »Captain Starke steht vor Ihnen, Mullah. Sie können mit ihm persisch oder englisch sprechen – er spricht Ihre Sprache genauso fließend wie Sie die seine.«
Der Mullah wandte sich an Starke. »Sie sind also von der CIA«, stellte er fest. Sein Englisch hatte einen amerikanischen Akzent.
»Nein.« Starke war sofort auf der Hut. »Sie sind in den Staaten zur Schule gegangen?«
»Ja, ich habe dort studiert«, antwortete Hussain. Die Schmerzen und die Müdigkeit ließen ihn seiner Gereiztheit nachgeben. »Warum haben Sie denn Persisch gelernt? Doch nur, um hier für die CIA oder einen Ihrer Ölkonzerne zu spionieren.«
»Nein, nur aus Interesse«, erwiderte Starke höflich auf Persisch. »Ich bin Gast in Ihrem Land, Ihre Regierung hat mich aufgefordert, hierher zu kommen und gemeinsam mit den Iranern für sie zu arbeiten. Es ist ein Gebot der Höflichkeit, daß Gäste sich über die Sitten ihrer Gastgeber informieren und deren Sprache erlernen.« Seine Stimme wurde scharf. »Und es sind nicht ›meine‹ Konzerne.«
»Es sind amerikanische Konzerne. Sie sind Amerikaner. Die CIA ist amerikanisch. Alle unsere Probleme hängen mit Amerika zusammen, auch die Geldgier des Schahs ist amerikanisch. Seit Jahren ziehen die Amerikaner die Iraner durch den Dreck.«
»Unsinn«, widersprach Starke zornig auf Englisch. Dann wandte er sich an Peschadi, der ruhig weitergeraucht, beobachtet und gewartet hatte. »Worum geht es, Herr Oberst?«
»Der Mullah verlangt einen Ihrer Hubschrauber, weil er alle Erdölanlagen in unserem Gebiet besuchen will. Wie Sie wissen, planen wir zwar weder Ihre Flüge noch mischen wir uns in Ihre Operationen ein, Sie werden aber einen Ihrer besten Piloten dafür abstellen. Ab heute mittag.«
»Warum nehmen Sie nicht eines Ihrer Flugzeuge? Ich könnte einen Navigator …«
»Nein. Einen Ihrer Hubschrauber mit Ihrem Personal. Heute mittag.«
Starke wandte sich an den Mullah. »Es tut mir leid, aber ich nehme nur Befehle von IranOil entgegen, die ich vom Leiter unserer Basis oder vom Gebietsmanager Esvandiari erhalte. Wir haben einen Vertrag mit …«
»Die Helikopter, die Sie fliegen, gehören dem Iran«, unterbrach ihn der Mullah scharf. Seine Erschöpfung und seine Schmerzen nahmen zu, und er wollte zu einem Ende gelangen. »Sie werden uns eine Maschine zur Verfügung stellen.«
»Die Hubschrauber sind wohl im Iran registriert, aber sie gehören der S-G Helicopter Ltd. in Aberdeen.«
»Im Iran registriert, fliegen im iranischen Luftraum, verwenden iranisches Benzin, bekommen ihre Aufträge von Iranern, versorgen iranische Bohrtürme, die iranisches Erdöl fördern: Sie gehören dem Iran.« Hussain verzog den Mund. »Esvandiari wird bis heute mittag die erforderlichen Anweisungen erteilen. Wie lange brauchen wir, wenn wir alle Erdölanlagen besuchen?«
Nach einer Pause antwortete Starke: »Etwa sechs Stunden reine Flugzeit. Wie lange wollen Sie sich bei den Zwischenlandungen aufhalten?«
Der Mullah sah ihn nur an. »Ich möchte anschließend der Pipeline nach Abadan folgen und landen, wo es mir gefällt.«
Starke starrte den Oberst verblüfft an, doch Peschadi beobachtete betont den aus seiner Zigarette aufsteigenden Rauch. »Das wird schwierig, Mullah«, meinte Starke. »Wir brauchen Start- und Überfliegegenehmigungen. Die Radarkontrolle funktioniert nicht, und der größte Teil des Luftraums wird von der Kisch-Flugsicherung überwacht, das heißt von der Luftwaffe.«
»Sie werden jede Genehmigung bekommen, die Sie benötigen«, erklärte Hussain entschieden und sah wieder Peschadi an. »Im Namen Allahs, ich komme mittags zurück: Wenn Sie sich mir in den Weg
Weitere Kostenlose Bücher