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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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behauptet, daß er Rákóczy heißt?« fragte Mazardi.
    »Ja, aber es war eindeutig gelogen. Er muß vom KGB sein«, meinte Erikki.
    »Und er hat Ihnen nicht verraten, warum sie die Lager sehen wollen?«
    »Nein.«
    Der Oberst überlegte kurz und seufzte. »Der Mullah Mahmud möchte also fliegen? Das ist sehr gefährlich, vor allem für einen islamischen Marxisten. Wie ich höre, kann man aus einem Hubschrauber sehr leicht hinausfallen. Vielleicht sollten wir ihm den Gefallen tun. Machen Sie sich keine Sorgen, diese Unruhestifter werden bald wieder in ihren verlausten Löchern hocken. Bachtiar wird uns befehlen, diese Hunde an die Leine zu nehmen. Auch Khomeini sollten wir möglichst rasch den Mund stopfen.« Er stand auf. »Lassen Sie es mich wissen, wenn Ihr Helikopter wieder einsatzbereit ist. Wir werden auf jeden Fall übermorgen vor Morgengrauen wieder hier sein. Hoffen wir, daß der Mullah und seine Freunde, der Georgier vor allem, wiederkommen!«
    Als er gegangen war, sagte Erikki nachdenklich: »Pack eine Reisetasche, Azadeh!«
    Sie starrte ihn an. »Was?«
    »Wir fahren mit dem Wagen nach Teheran, und zwar in ein paar Minuten.«
    »Das ist doch nicht notwendig, Erikki!«
    »Wenn der Heli einsatzbereit wäre, würde ich ihn benützen.«
    »Du mußt dir keine Sorgen machen, Liebling. Die Russen haben den Iran immer schon erobern wollen, und wir haben sie stets zurückgeschlagen. Du brauchst dir wegen ein paar Fanatikern und eines KGB-Manns keine Sorgen zu machen, Erikki!«
    Er sah sie an. »Ich mache mir wegen der amerikanischen Marineeinheiten in der Türkei, wegen des gemischten Kampfverbandes, wegen der KGB-Äußerung ›Sie und Ihre Frau sind zu klug‹ und wegen der Tatsache, daß sie meine Dienste ›brauchen‹, Sorgen. Pack die Tasche, mein Liebling, solange es noch möglich ist.«

Samstag
    10. Februar 1979

4
    Luftwaffenbasis Kowiss: 3 Uhr 32. Unter Anführung des Mullahs Hussain Kowissis drängte die schreiende Menge gegen das versperrte, in Flutlicht getauchte Haupttor und den anschließenden Stacheldrahtzaun, der die riesige Basis umgab. Die Nacht war dunkel und sehr kalt, überall lag Schnee. Die drei- bis viertausendköpfige Menge bestand hauptsächlich aus Jugendlichen, ein paar von ihnen waren bewaffnet. In den ersten Reihen schrieen einige junge Frauen im Tschador mit den übrigen: »Allah-u Akbar – Gott ist der Größte …«
    Hinter dem Zaun hatten sich Soldaten mit schußbereiten Gewehren verteilt, weitere Einheiten standen in Bereitschaft, alle Offiziere trugen Revolver. Zwei Centurion-Panzer warteten mit dröhnenden Motoren einsatzbereit mitten auf dem Fahrweg, in ihrer Nähe beriet sich der Standortkommandant mit einer Gruppe von Offizieren. Hinter ihnen waren mit Soldaten besetzte Lastwagen aufgefahren, deren Scheinwerfer das Tor und den Zaun anstrahlten. Die Soldaten waren zu 20 oder 30 zu 1 in der Minderheit: Hinter den Lastwagen wiederum sah man die Hangars, die Verwaltungsgebäude der Basis, die Baracken und die Offiziersmesse. Überall schwirrten aufgeregte Mechaniker herum, die sich hastig angekleidet hatten, denn die Menge war vor nicht einmal einer halben Stunde aufmarschiert und hatte im Namen von Ayatollah Khomeini die Übergabe der Luftwaffenbasis gefordert.
    Einmal mehr erklang die Stimme des Standortkommandanten aus den Lautsprechern: »Zerstreuen Sie sich unverzüglich!« Er sprach scharf und drohend, aber die Sprechchöre der Menge übertönten ihn: »Allah-u Akbar.« Die Luftwaffenbasis Kowiss beherbergte auch die Zentrale von S-G-Helicopters für den südlichen Iran, vor allem aber waren hier zwei F4-Geschwader der iranischen Luftstreitkräfte und seit Ausrufung des Kriegsrechts eine Abteilung Centurions sowie weitere Militäreinheiten stationiert. Außerhalb des Zauns erstreckte sich östlich von der Basis über Hunderte Morgen die riesige Ölraffinerie. Obwohl die Anlage bestreikt wurde und den Betrieb eingestellt hatte, war sie zum Teil in Flutlicht getaucht: Das aus Europäern und Iranern bestehende Stammpersonal hatte vom Streikkomitee die Erlaubnis erhalten, die Raffinerie mit ihren Pipelines und Tanks zu schützen.
    »Gott ist der Größte …«, rief Hussain von neuem, und die Menge nahm die Parole sofort auf, so daß sie lautstark in die Köpfe und Herzen der Soldaten drang. Einer der Soldaten in der vordersten Reihe war Ali Bewedan, der noch vor kurzem ein einfacher Dorfbewohner gewesen war. Ja, dachte er, ich stehe auf Allahs Seite und bin bereit, für

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