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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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angegriffen worden. Und jedesmal hatte der Mullah an der Spitze gestanden. Jeder Angriff war gefährlicher gewesen als der vorhergehende, diesmal nun hatte es den ersten Toten gegeben. Wie würde es weitergehen? Peschadi hatte noch einmal die Oberhand behalten, aber bald würde er den kürzeren ziehen, wenn er den Mullah nicht außer Gefecht setzte. Und den Mullah konnte er nur außer Gefecht setzen, indem er ihn tötete. Was würde ich an seiner Stelle tun? Ich weiß es nicht.
    Starke sah sich um. Die iranischen Offiziere wirkten nicht beunruhigt. Er kannte die meisten vom Sehen, hatte aber keinen Kontakt zu ihnen. Sie zogen es vor, unter sich zu bleiben.
    Warum auch nicht, dachte er, es ist ihr Land. Aber sie zerstören es, und wir sitzen mittendrin. Und jetzt ist Manuela auch noch hier. Er hatte sich gefreut, als seine Frau vor fünf Tagen mit einem Heli eintraf, sich aber gleichzeitig geärgert, weil sie nicht in Teheran geblieben war.
    »Verdammt, Manuela, hier bist du in Gefahr.«
    »Nicht mehr als in Teheran, Liebling, Inscha'Allah«, hatte sie ihm strahlend widersprochen.
    »Wie hast du Mac überhaupt überredet, dich hierherzufliegen?«
    »Ich habe ihn angelächelt und ihm versprochen, daß ich mit dem ersten Flugzeug, in dem ich einen Platz bekomme, nach England zurückkehre. Und jetzt gehen wir ins Bett, Liebling.«
    Er lächelte vor sich hin und überließ sich seinen Gedanken. Seit sechs Jahren war er im Iran und seit elf Jahren bei S-G. Zuerst war es hier schön gewesen, aber das hatte sich geändert, spätestens seit der Schah den Ölpreis auf das Vierfache erhöht hatte. Bis dahin waren die Iraner freundlich und hilfsbereit gewesen, und man kam gut mit ihnen zurecht. Danach stiegen ihnen die ständigen, überheblichen Äußerungen des Schahs über die ›angeborene Überlegenheit der Iraner‹ infolge ihrer 3.000 Jahre alten Zivilisation zu Kopf, und sie wurden immer arroganter.
    Starke seufzte. Er war Manuela nach wie vor dafür dankbar, daß sie sich intensiv für die iranische Lebensweise interessiert hatte. Sie lernten Neupersisch, fuhren überall hin und verstanden jetzt etwas von Perserteppichen, persischem Kaviar und persischem Wein. Dazu hatten sie zahlreiche Freundschaften geschlossen.
    »Von nun an sind wir hier zu Hause«, hatte Manuela erklärt. »Hier werde ich mit den Kindern leben.«
    »Was für Kinder? Wir haben keine Kinder, und bei meinem Verdienst können wir uns auch keine leisten.«
    Dieses Gespräch hatte vor sechs Jahren stattgefunden, bald nachdem sie geheiratet hatten. Jetzt hatten sie drei Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen, und er konnte sie sich gerade noch leisten. Und wie sollte es nun weitergehen? Meine Arbeit ist in Gefahr, unsere iranischen Freunde sind fast alle weggezogen, die Geschäfte sind leer und statt Fröhlichkeit herrscht Angst.
    Dieser Khomeini und diese Mullahs, dachte er, haben eine großartige Kultur und ein großartiges Land auf dem Gewissen. Wenn ich Manuela nur dazu bewegen könnte, die Kinder in London abzuholen und mit ihnen nach Lubbock zu fliegen, bis im Iran wieder Ruhe eingekehrt ist. Lubbock war ein Landstädtchen in Texas, wo sein Vater immer noch die Familienranch betrieb. 500 Morgen, ein paar Rinder, ein paar Pferde, Getreidefelder, es reichte, daß die Familie sorgenfrei leben konnte. Wenn sie nur schon alle dort wären!
    Er streckte sich und lehnte sich zurück. Ayres Augen, die seinen Bewegungen folgten, waren trüb. »Du hast ganz schön einen in der Krone gehabt«, stellte Starke fest.
    »Es ist mein freier Tag, und ich hatte diese Horde nicht eingeplant. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich vollaufen zu lassen. Meine bessere Hälfte fehlt mir. Mein Gott, bin ich müde!« Er gähnte herzhaft, rutschte noch tiefer in den Fauteuil, um eine bequemere Stellung zu finden, und warf einen Blick aus dem Fenster. Sofort wurde er munter. Ein iranischer Offizier kam über die Straße auf die Messe zu. Es war Major Changiz, der Adjutant der Luftwaffenbasis. Als er eintrat, wirkte sein Gesicht angespannt. »Alle Offiziere melden sich um sieben Uhr beim Kommandanten«, verkündete er auf Persisch. »Um acht Uhr findet sich das gesamte Heeres- und Luftwaffenpersonal auf dem Platz zum Appell ein. Jeder, der nicht erscheint – es sei denn, ich habe ihn vorher aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt –, hat mit sofortiger strenger Bestrafung zu rechnen.« Er sah sich im Raum um und entdeckte Starke. »Bitte, folgen Sie mir, Captain.«
    Starkes

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