Wirbelsturm
Wetterverhältnisse es zulassen, gebe ich am Freitag um 7 Uhr früh die Codemeldung durch, daß die Operation anläuft. Alle Maschinen steigen auf. Wir haben vier 212 unter Rudis Kommando in Bandar-e Delam stationiert; die nehmen Kurs auf Dubai, tanken dort auf und fliegen weiter nach Al Schargas. Unsere zwei 212 in Kowiss müssen an der Küste auftanken, nehmen Kurs auf Kuwait, um dort noch einmal aufzutanken, dann geht es weiter nach Jellet, Dubai und Al Schargas. Die drei in Lengeh unter Scraggers Kommando haben keine Probleme. Sie nehmen direkt Kurs auf Al Schargas. Sobald die Maschinen ankommen, demontieren wir sie, verladen sie in Transport-Jumbos, die ich bereits gechartert habe, und hauen ab, so schnell wir können.«
»Wie stehen die Chancen, daß ihr weder einen Mann noch einen Heli verliert?« fragte Choy. Er war ein bekannter Glücksspieler, Besitzer eines Rennstalls und Schatzmeister des Hongkong Jockey-Clubs.
»Ich pflege nicht zu wetten. Aber die Chancen stehen gut, sonst hätte ich die Operation gar nicht in Erwägung gezogen. McIver ist es schon gelungen, drei 212 hinauszuschleusen, damit sind schon einmal drei Millionen gerettet. Wenn wir alle unsere 212 und den Großteil der Ersatzteile herausbekommen, wird sich die S-G in guter Verfassung befinden.«
»In einer miserablen Verfassung«, bemerkte Linbar schroff.
»Immer noch in einer besseren als Struan's in diesem Jahr.«
Brennende Röte überzog Linbars Gesicht. »Ihr hättet auf diese Katastrophe vorbereitet sein sollen, du und dein verdammter McIver. Jeder Heuochse konnte sehen, daß der Schah am Ende war.«
»Das reicht, Linbar«, schnauzte ihn Gavallan an. »Ich bin nicht gekommen, um zu streiten, sondern um zu berichten. Kommen wir also zu einem Ende, damit ich zurückfliegen kann! Was gibt es sonst, Profitable?«
»Selbst wenn du sie herausbekommst, Andy, was willst du dagegen unternehmen, daß Imperial dich in der Nordsee unterbietet und gerade dabei ist, dir an die 20 Verträge abzujagen? Und da ist dann auch noch deine Kaufverpflichtung für die sechs X63.«
»Eine verdammt dumme und zur unrechten Zeit getroffene Entscheidung«, sagte Linbar.
Gavallan wandte den Blick von Linbar ab und konzentrierte sich. Choy hatte das Recht, Fragen zu stellen, und er hatte nichts zu verbergen. »Sobald ich meine 212 draußen habe, kann ich einen normalen Betrieb führen; es gibt mehr als genug Arbeit für sie. Um Imperial kümmere ich mich nächste Woche. Ich weiß, daß ich einen Teil der Verträge wiederbekomme. Die ganze Welt ist verrückt nach Öl, darum wird ExTex zweifellos mit den neuen saudiarabischen, nigerianischen und malaysischen Verträgen angetanzt kommen. Sobald sie unseren Bericht über die X63 in Händen haben, werden sich unsere Umsätze mit ihnen verdoppeln – und mit allen anderen großen Ölgesellschaften auch. Wir werden ihnen einen noch besseren Service anbieten können, noch höhere Sicherheit bei jedem Wetter und das zu geringen Kosten. Der Markt ist enorm, bald wird auch China die Grenzen öffnen.«
»Ein Hirngespinst«, kanzelte Linbar ihn ab. »Das ist reine Phantasterei!«
»China wird für uns nie interessant sein«, sagte Choy mit einem wunderlichen Ausdruck in den Augen. »Ich teile Linbars Meinung.«
»Ich nicht.« Gavallan fiel etwas an Choy auf, aber sein Ärger ließ ihn nicht nachdenken. »Wir werden es ja erleben! China muß irgendwo Öl haben, und zwar eine Menge. Um abzuschließen: Ich bin in guter, in bester Verfassung, im letzten Jahr waren die Gewinne um 50 Prozent höher, und dieses Jahr werden sie ebenso hoch, wenn nicht noch besser sein. Nächste Woche werde ich …«
»Nächste Woche bist du nicht mehr im Geschäft«, unterbrach ihn Linbar.
»Das wird sich an diesem Wochenende entscheiden.« Gavallan reckte das Kinn. »Ich schlage vor, wir kommen nächsten Montag wieder zusammen. Da kann ich dann auch schon zurück sein.«
»Profitable und ich fliegen am Sonntag nach Hongkong zurück. Wir werden uns dort wieder treffen.«
»Das ist mir nicht möglich, denn …«
»Dann werden wir eben ohne dich weitermachen müssen.« Linbar schäumte vor Wut. »Wenn du mit der Operation ›Wirbelsturm‹ Schiffbruch erleidest, bist du erledigt, dann wird S-G Helicopters liquidiert, eine neue Gesellschaft, Nordsee-Helicopters, die übrigens bereits eingetragen ist, wird die Vermögenswerte übernehmen, und ich bezweifle, daß wir mehr als einen halben Cent auf einen Dollar zahlen werden.«
Das Blut
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