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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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unternehmen, damit die Armee die Macht an sich reißen kann.«
    »Natürlich. Im Basar spricht man von nichts anderem.« Meschang verspürte ein leichtes Unbehagen. Er hatte alles getan, um sich nicht festzulegen. »Der Sohn von Mohammed dem Goldschmied schwört, sein Vetter, der als Telefonist im Oberkommando arbeitet, habe gehört, wie einer der Generäle sagte, sie würden nur noch zuwarten, um einem amerikanischen Kampfverband Zeit zu geben, in Stellung zu gehen. Und daß sie Luftlandetruppen einsetzen würden.«
    Es war ein Schock für beide Frauen. »Fallschirmspringer? Dann sollten wir aber sofort die Stadt verlassen«, drängte Zarah. »Wir sind in Teheran nicht sicher. Wir sollten in unser Haus am Kaspischen Meer übersiedeln und dort das Ende der Auseinandersetzungen abwarten. Ich fange gleich an zu pack…«
    »Was für ein Haus am Kaspischen Meer? Wir haben kein Haus am Kaspischen Meer«, fuhr Meschang sie verdrießlich an. »Wurde es nicht wie unser ganzer Besitz konfisziert? Allah strafe die Diebe, nach allem, was wir für die Revolution und die Mullahs getan haben!« Brennende Röte stieg ihm ins Gesicht. »Und jetzt …«
    »O bitte, verzeih mir, liebster Meschang. Du hast wie immer recht. Ich habe geplappert, ohne nachzudenken. Natürlich hast du recht, aber wenn es dir paßt, könnten wir bei Onkel Agha Madri wohnen, er hat eine zweite Villa an der Küste. Die könnten wir nehmen und schon morgen …«
    »Morgen? Mach dich nicht lächerlich! Glaubst du, daß man mich nicht rechtzeitig warnt?« Er wischte sich den Bart ab. Ihre kriecherische Entschuldigung besänftigte ihn ein wenig. »Natürlich wird man uns Bazaaris rechtzeitig warnen. Wir sind doch keine Hohlköpfe!«
    »Selbstverständlich nicht, liebster Meschang«, sagte Zarah beschwichtigend. »Es tut mir leid, ich dachte nur an deine Sicherheit und wollte vorbereitet sein.« Wie widerlich er auch sein mag, dachte sie, und ihre Augenlider flatterten nervös, aber er ist unser einziger Schutz vor den verabscheuungswürdigen Mullahs und ihren nicht weniger verabscheuungswürdigen Schlägern, diesen hezbollahis. »Glaubst du, sie werden putschen?«
    »Inscha'Allah«, sagte er und rülpste. »So oder so, mit Allahs Hilfe werde ich vorbereitet sein. So oder so, uns Bazaaris wird man immer brauchen – wir können so modern sein wie die Fremden auch, viele von uns, und ich ganz gewiß, noch gerissener als sie. Dieser Hundesohn Paknouri, dafür, daß er uns gefährdet hat, sollen er und seine Väter in der Hölle braten!«
    Onkel Madris Villa am Kaspischen Meer? Eine ausgezeichnete Idee. Eine Sekunde später wäre ich selbst darauf gekommen. Zarah mag verbraucht und ihre zinaat staubtrocken sein, aber sie ist eine gute Mutter und ihr Rat ist nie schlecht. »Einem anderen Gerücht zufolge hält sich unser ruhmreicher Ex-Ministerpräsident Bachtiar immer noch in Teheran versteckt – unter dem Dach seines alten Freundes und Kollegen, Ministerpräsident Bazargan.«
    Zarah rang nach Atem. »Wenn die hezbollahis ihn dort erwischen …«
    »Mit Bazargan ist kein Staat mehr zu machen … schade. Niemand gehorcht ihm mehr, niemand hört mehr auf ihn. Das Revolutionäre Komitee würde beide hinrichten lassen, wenn man sie erwischt.«
    Scharazad zitterte. »Jari hat erzählt, auf dem Markt hieß es heute morgen, Bazargan wäre bereits zurückgetreten.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Meschang und hatte ein weiteres Gerücht parat. »Ein Freund von mir, der Bazargan nahesteht, hat mir erzählt, daß er Khomeini seinen Rücktritt angeboten hat, aber der Imam hat ihn nicht angenommen und Bazargan aufgetragen zu bleiben, wo er ist. Noch etwas Reis, bitte!«
    Das interessanteste Gerücht aber, das man ganz im geheimen weitergegeben hatte, besagte, daß der Imam bald sterben würde – eines natürlichen Todes oder vergiftet von kommunistischen Agitatoren der Tudeh oder von Mudjaheddin oder von der CIA – und daß sowjetische Truppen an der Grenze stünden, um unmittelbar nach seinem Tod in Aserbeidschan einzufallen und Richtung Teheran vorzurücken.
    Wenn das wahr ist, haben wir nur noch Katastrophen und den Tod zu erwarten, dachte er. Aber das wird, das darf nicht geschehen. Niemals werden es die Amerikaner zulassen, daß die Sowjets hier einmarschieren. Sie können nicht zulassen, daß sie die Straße von Hormus kontrollieren – selbst Carter wird das einsehen. Nein, nein. Hoffen wir, daß nur der erste Teil stimmt – und daß der Imam bald ins

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