Wirbelsturm
Bis dahin war er immer noch auf dem Prüfstand, das wußte er.
Oben im Tower sah er, wie Hussain die Apparate betrachtete. »Können Sie mit den Funkgeräten umgehen, Herr Oberst?« fragte der Mullah. Sein Gewand war alt, aber sauber, der Turban weiß und frisch gewaschen, aber auch alt.
»Nein, Exzellenz, darum habe ich ja nach Borgali geschickt.« Der Unteroffizier kam die Treppe heraufgelaufen und nahm Haltung an. »Schalten Sie die Funkgeräte an!« befahl der Oberst.
»Zu Befehl!« Borgali schaltete ein. Nichts geschah. Eine schnelle Untersuchung, und er fand den beschädigten Quarz und daß der Unterbrecher fehlte. »Tut mir leid, Herr Oberst, aber das Gerät funktioniert nicht.«
»Sie meinen, es handelt sich um einen Sabotageakt«, sagte Hussain leise und sah Changiz an.
Allah strafe alle Fremden, dachte Changiz verzweifelt. Wenn hier Sabotage vorliegt … ist es der Beweis, daß sie geflohen sind und unsere Hubschrauber mitgenommen haben. Als ich McIver heute morgen wegen unserer 125 fragte, muß dieser Hund schon gewußt haben, was sie vorhatten.
Eisige Nadeln schienen ihm in die Haut zu dringen. Keine 125 mehr, bedeutete, kein privilegierter Fluchtweg mehr, keine Chance mehr, Lochart oder einen anderen Piloten unter einer aus den Fingern gesogenen Beschuldigung als Geisel zu nehmen und dann, wenn nötig, die Befreiung des Mannes aus dem Gefängnis im geheimen gegen einen Platz in seiner Maschine zu tauschen. Ihm hob sich der Magen. Und wenn das Komitee herausfindet, daß meine Familie bereits in Bagdad ist und nicht in Abadan, wo meine arme Mutter im Sterben liegt? Was für eine Mutter? Deine Mutter ist seit sieben oder acht Jahren tot, höhnten die Teufel in seinem Alptraum und konfrontierten ihn mit der Wahrheit: Du hattest die Absicht zu fliehen, du hast dich Verbrechen gegen Allah und gegen den Imam schuldig gemacht …
»Wenn die Funkgeräte absichtlich beschädigt wurden«, wandte sich Hussain mit frostiger Stimme an den Oberst, »folgt daraus nicht, daß Captain Lochart keineswegs nach den anderen Hubschraubern sucht, daß er niemanden sucht, sondern so wie die anderen geflohen ist, und daß McIver gelogen hat, als er behauptete, die anderen 212 hierher beordert zu haben?«
»Ja … ja, Exzellenz, das …«
»Und folgt daraus nicht auch, daß sie illegal geflohen und die Hubschrauber gestohlen haben, zusätzlich zu den vier aus Bandar-e Delam?«
»Ja, das würde dann auch den Tatsachen entsprechen.«
»Wie es Allah gefällt, aber Sie sind der Verantwortliche.«
»Aber Exzellenz müssen doch zugeben, daß es nicht möglich ist, eine solche heimliche, gesetzwidrige Aktion vorauszusehen, wo doch …« Er sah die Augen, las in ihnen, und seine Worte verloren sich.
»Sie sind also auf die Fremden hereingefallen?«
»Die Fremden sind Hunde, die ständig lügen und betrügen.« Changiz unterbrach sich, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoß. Er griff nach dem Telefon, fluchte, als er sah, daß es nicht funktionierte, und sagte mit veränderter Stimme: »Ohne aufzutanken kann keine 212 den Golf überfliegen, und auch McIver muß auftanken, um mit Kia nach Teheran zu kommen. Ja, sie müssen auftanken, und dabei können wir sie schnappen.« Er wandte sich an Borgali. »Stellen Sie fest, wo die 206 mit McIver und Minister Kia, die für Teheran freigegeben wurde, planmäßig auftanken wird. Dem diensthabenden Offizier sagen Sie, er möge die entsprechende Basis verständigen, den Piloten verhaften, den Hubschrauber festhalten und Minister Kia nach Teheran weiterschicken lassen – auf dem Landweg.« Er sah Hussain an. »Sie sind doch einverstanden, Exzellenz?« Hussain nickte. »Gut. Setzen Sie sich in Bewegung.«
Es war kalt im Tower. Einen Augenblick lang prasselte ein Regenschauer an die Fenster. Hussain bemerkte es nicht; er hielt den Blick auf Changiz gerichtet. »Den Hund erwischen wir, Exzellenz. Minister Kia wird es uns danken.« Hussain lächelte dünn. Er hatte bereits ein ›Empfangskomitee‹ für Kia auf dem Flughafen Teheran organisiert, und wenn Kia nicht imstande sein sollte, alle möglichen Merkwürdigkeiten in seinem Verhalten zu klären, würde die Regierung bald einen korrupten Minister weniger haben. »Vielleicht ist Kia an dem Komplott beteiligt und flüchtet mit McIver aus dem Iran. Haben Sie schon mal an diese Möglichkeit gedacht, Herr Oberst?«
Changiz glotzte ihn mit offenem Mund an. »Minister Kia? Sie glauben doch …«
»Halten Sie es für
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