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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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den Fernstecher an die Augen, konnte aber Armstrong nicht sehen. »Wo ist er?«
    »Hinter dem schwarzen Wagen. Er hat nur eine Sekunde lang den Kopf herausgestreckt, aber das hat mir genügt.«
    »Hast du ihn getötet?«
    »Nein, Genosse General. Ich war sehr vorsichtig.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, Genosse General. Ich habe ihn in die Schulter getroffen, vielleicht in die Brust.«
    Das Hauptgebäude brannte jetzt lichterloh. Aus Widerstandsnestern in den angrenzenden Häusern fielen nur noch vereinzelte Schüsse. Die Angreifer waren den Verteidigern zahlenmäßig weit überlegen, aber noch kämpften alle mit schonungsloser Brutalität. »Barbaren«, sagte Mzytryk verächtlich und wandte den Blick zurück auf den zuckenden Körper Haschemis. Stirb nicht zu schnell, du Hund.
    Dann sah Mzytryk den ramponierten Ambulanzwagen heranrollen, und Männer mit roten Kreuzen auf den Armbinden machten sich daran, die Verwundeten aufzulesen. Gut, daß ich heute abend gekommen bin, dachte Mzytryk. Aber noch war sein Rachedurst nicht gestillt. Sofort nachdem Hakim Khans Botschaft gestern nachmittag eingetroffen war, hatte er sich entschlossen, die Vergeltungsaktion persönlich zu leiten. Die kaum verkappte ›Vorladung‹, dazu Pahmudis Geheimbericht, wie sein Sohn unter den Händen Haschemis und Armstrongs gestorben war, hatten ihn vor Wut schäumen lassen.
    Es war ganz einfach gewesen, gestern abend in einen Hubschrauber zu steigen und sich nach Täbris fliegen zu lassen, ganz einfach, die nötigen Maßnahmen zu treffen, um die zwei Mörder zu fassen zu bekommen, ganz einfach, eine Rache zu planen, die seine Beziehungen zu Pahmudi zementieren würde, indem er seinen Feind Haschemi Fazir für ihn aus dem Weg räumte – und gleichzeitig seinen eigenen Leuten, den Mudjaheddin wieauch den Tudeh, viel Ärger ersparen würde. Und Armstrong, diesen so schwer faßbaren Agenten der MI 6, dessen Beseitigung längst fällig war – der Teufel hole diesen Hundesohn, der nach all den Jahren wie ein Gespenst hier wieder aufgetaucht war.
    »Genosse General!«
    »Ja, ich sehe sie.« Die Männer vom Roten Kreuz legten Haschemi auf eine Trage und marschierten damit zum Krankenwagen. Das Fadenkreuz des Zielfernrohrs folgte ihnen, aber sie verschwanden hinter dem schwarzen Wagen. Als sie wieder auftauchten, hatten sie Armstrong in ihrer Mitte; sie mußten ihn halb tragen, halb schleifen. »Ich wußte doch, daß ich den Bastard getroffen habe«, sagte der Scharfschütze.
    Im Palast: 23 Uhr 04. Lautlos erwachten die roten Nachtfluglichter auf der Instrumententafel zum Leben. Erikkis Finger drückten auf den Startknopf. Die Triebwerke sprangen an, husteten, sprangen an und zögerten, während er die Sicherungen vorsichtig vor und zurück gleiten ließ. Dann schob er sie fest hinein. Die Triebwerke fingen an, sich warmzulaufen.
    Mit halber Kraft bestrahlten die Scheinwerfer den Vorhof. In dicken Mänteln, um sich gegen den Nachtfrost zu schützen, standen Azadeh und Hakim in sicherer Entfernung von den rotierenden Blättern und sahen ihm zu. Etwa hundert Meter weiter, beim Haupteingang, sahen auch zwei Wächter und zwei Polizisten zu, aber nicht besonders interessiert; ihre Zigaretten glimmten. Die beiden Polizisten schulterten ihre Kalaschnikows und kamen näher herangeschlendert.
    Wieder stotterten die Triebwerke. »Laß es für heute gut sein, Erikki«, rief Hakim Khan, aber seine Stimme ging im Lärm unter. Hakim entfernte sich und ging auf das Tor zu; Azadeh folgte ihm widerstrebend.
    »Guten Abend, Hoheit«, grüßten die beiden Polizisten höflich.
    »Guten Abend. – Dein Mann hat einfach keine Geduld, Azadeh«, sagte Hakim ärgerlich. »Er ist unvernünftig. Was ist denn bloß los mit ihm? Selbst wenn er die Maschine starten könnte, was würde es ihm schon nützen?«
    »Das weiß ich nicht, Bruder.« Azadehs Gesicht war weiß im Licht der Scheinwerfer, und sie empfand großes Unbehagen. »Er … seit dem Angriff auf den Palast ist er so komisch, sehr schwierig, schwer zu verstehen – er macht mir Angst.«
    »Das wundert mich nicht. Er könnte ja selbst dem Teufel Angst machen!«
    »Bitte verzeih mir«, warf Azadeh ein, »aber normalerweise … macht er mir keine Angst.«
    Die zwei Polizisten wandten sich höflich ab, aber Hakim hielt sie auf. »Habt ihr bemerkt, daß der Pilot sich geändert hat?«
    »Er ist sehr zornig, Hoheit. Schon seit Stunden. Aber ob er sich geändert hat, ist schwer zu sagen. Ich war ihm noch nie so nahe.«

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