Wirrnis des Herzens
Hut und setzte ihn auf.
»Meine Stute heißt Eleonor, nach der Frau von König Edward dem Ersten.«
»Sind Sie Historikerin, Miss Mayberry?«
»Im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Ich habe wirklich Glück gehabt. Ich glaube, Sie haben mir nichts gebrochen. Nun sagen Sie schon - Sie haben sich doch mit Absicht vom Pferd gestürzt.«
»Ja, es war wirklich aufregend. Mich wundert, dass Sie mich nicht gehört haben.«
»Ich habe mich an den Hals meines Pferdes geschmiegt und an meine Geliebte gedacht und daran, wie sie mich an die Grenze des Wahnsinns treibt.«
»Sie haben zurzeit gar keine Geliebte, Lord Beecham.« Ihre Stimme war kälter als der Holzboden seines Schlafgemaches im Februar.
»Warum geben Sie mir nicht eine Liste Ihrer Informanten, damit ich Ihnen immer schnellstmöglich die neuesten Fakten zukommen lassen kann?«
Sie hielt ihm ihre behandschuhte Faust unter die Nase.
»Warum haben Sie, verdammt noch mal, nichts unternommen, um mich zu sehen? Warum haben Sie mir noch nicht einmal Blumen oder ein Gedicht über meine wunderschönen Augenbrauen geschickt? Jeder vernünftige Gentleman hätte das getan. Es waren drei Tage, Lord Beecham.«
Müde lächelnd kaute er auf seinem Grashalm, lehnte sich zurück und stützte sich auf die Ellbogen. »Ich bin der Mann. Das Jagen ist meine Aufgabe.«
Sie stand auf und baute sich, die Hände in die Hüften gestützt, über ihm auf. »Sie haben nicht gejagt. Sie haben überhaupt nichts getan.«
»Seelische Züchtigung. Ich hätte gehandelt, wenn es Zeit dazu gewesen wäre. Darin bin ich Ihnen überlegen, Miss Mayberry. Ich würde niemals versuchen, mein Opfer zu töten, wie Sie das gerade unternommen haben. Ein Mathematiker könnte Ihnen bestätigen, dass das durch die Luft geschleuderte Gewicht von einer derart großen Frau, wie Sie es sind, die meisten unschuldigen Individuen einschließlich Männer meiner Größe ins Jenseits befördern könnte.«
»Fakt ist, dass Sie nicht annähernd tot sind. Sie jammern, Lord Beecham, und das wirkt nicht besonders anziehend.«
Er seufzte. »Ich befürchte, Sie haben Recht. Allerdings sollten Sie, wenn Sie sich das nächste Mal zur Jagd entscheiden, doch eher auf etwas intellektuellere, weniger physische Methoden zurückgreifen.«
»Dazu war keine Zeit. Sie müssen wissen, dass mein Vater mir heute Morgen gesagt hat, dass wir schon nächste Woche wieder abreisen werden.«
»Nun, dann hatten Sie wohl doch insoweit Recht, dass es Zeit ist zu handeln.« Er stand auf, klopfte sich den Staub ab und rückte ihr den Hut zurecht. Drei kleine Trauben, die am Hutband befestigt gewesen waren, hatten sich gelöst und hingen ihr in die Stirn. Lord Beecham pflückte sie und ließ sie in seine Brusttasche gleiten. »Nun gut, Miss Mayberry, möchten Sie, dass ich Sie in meine Gemächer einlade und Ihnen etwas von meiner Art der Züchtigung beibringe, bevor Sie wieder zu Ihren bierbäuchigen, kurz gewachsenen Junkern zurückkehren?«
Helens Stute stupste sie leicht von hinten an. Sie lachte, wandte sich um und tätschelte ihr den Hals. »Schon gut, Eleonor. Der Herr benimmt sich nur etwas unerhört. Alles andere allerdings würde mich auch enttäuschen.« Sie drehte sich wieder zu Lord Beecham um. »Ich möchte Sie nicht als Liebhaber, Lord Beecham.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich verstehe nicht ganz, Miss Mayberry. Sie wollten mich doch Wiedersehen, Sie haben sich gegen mich geschleudert. Die Leichtigkeit, die Sie im Umgang mit Männern vorweisen, ist bemerkenswert. Wenn Sie mich nicht als Liebhaber wollen, was haben Sie dann mit mir vor?«
»Ich möchte, dass Sie mein Partner werden.«
6
Lord Beecham konnte es nicht fassen. Sie wollte ihn als Partner. Hatte sie denn vergessen, dass sie eine Frau war? »Sagten Sie Partner, Miss Mayberry? Haben Sie sich bei unserem Zusammenprall vielleicht den Kopf verletzt?«
»Nein, nicht im Geringsten. Ich grüble über diese Sache schon nach, seit Alexandra Sherbrooke mir zum ersten Mal von Ihnen erzählt hat. Ich dachte mir, ein Mann wie Sie, dem sich täglich derartig vielfältige und anspruchsvolle Aufgaben stellen, müsste sehr gut darin sein, Strategien auszutüfteln und deren Durchführung zu organisieren - jemand, der nichts abschließt, bevor es wirklich beendet ist, und der äußerste Kontinuität beweist.«
»Sie glauben nicht, dass ich einfach nur ein wenig talentierter bin als andere?«
»Oh, daran zweifele ich nicht. Ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen all ihren
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