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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schlug mit den Hinterbeinen aus und schoss vorwärts. Lord Beecham lachte, ein volles, klares Lachen. Es fühlte sich gut an.
    Er beugte sich vor und sog den Geruch von wildem Schweiß ein. »Vielleicht sollte ich dich zu einem Rennen melden. Du würdest die anderen Klepper in Grund und Boden rasen. Wenn ich das je mache, werde ich dich selbst reiten.«
    Er dachte gerade darüber nach, welches Rennen wohl das geeigneteste sei, als ihn plötzlich der Körper einer Frau wie aus dem Nichts aus dem Sattel und zu Boden riss.
    Weiße Lichter explodierten vor seinen Augen. Er konnte kaum atmen. Etwas drückte auf seine Brust. Dann ließen die Lichtexplosionen nach. Er schluckte und schaffte es unter großer Anstrengung, seine Augen einen Schlitz weit zu öffnen. Direkt vor seinen Augen, auf seiner Brust, lag Helen Mayberry. Eine dicke blonde Strähne ihrer Locken hing ihm ins Gesicht. Helens Nase war keine fünf Zentimeter von seiner entfernt.
    »O je, geht es Ihnen gut, Lord Beecham? Sagen Sie doch etwas. Können Sie mich ansehen?«
    Sein Bewusstsein irrte immer noch im Nebel umher. Das Atmen fiel ihm schwer, und er glaubte, sein Bein sei gebrochen. Aber immerhin war er ein Mann mit Willen und Kraft. Er stellte fest, dass er sein Bein bewegen konnte, es also nur etwas verrenkt war. Etwa zwei Minuten später gelang es ihm endlich, nicht mehr nur zu blinzeln und seine Augen auf das wunderschöne Gesicht über ihm zu richten.
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass es nicht nötig wäre, mich umzureiten, Miss Mayberry?«
    »Aber Lord, ich bin abgeworfen worden. Ich ritt friedlich vor mich hin und sah Sie plötzlich daherkommen. Ich habe angefangen, Ihnen zu winken, und just in diesem Augenblick wurde meine arme Stute von einer Biene gestochen, raste auf Sie zu und hat mich genau vor Ihnen abgeworfen. Es war ein Unfall. Ich habe Ihnen doch hoffentlich nichts gebrochen?«
    »Zunächst dachte ich, mein Bein wäre gebrochen, aber es ist wohl nur verrenkt. Bitte wechseln Sie doch den Platz, Miss Mayberry. Wenn Sie bleiben, wo Sie sind, werde ich mich in Kürze so weit erholt haben, dass ich anfangen werde, Sie zu liebkosen. Meine Hände müssten sich irgendwo in der Nähe Ihrer Hüfte befinden. Wollen Sie im Park verführt werden? Oder schrecken Sie als Dame aus Ostengland davor zurück?«
    »Es wäre eine neuartige Form von Züchtigung«, antwortete Helen langsam, ohne sich zu bewegen. Sie fühlte seinen Körper unter ihrem. Es fühlte sich gut an.
    Mit den Fingerspitzen berührte Lord Beecham ihr Kinn. »Ich würde es erst Züchtigung nennen, wenn die Freuden, die Sie von mir empfingen, von der potenziellen Möglichkeit begleitet würden, dabei von einer der wichtigen Damen Londons beobachtet zu werden. Sagen wir, von Sally Jersey beispielsweise. Kennen Sie Sally?«
    »Nein, aber ich würde mir wünschen, dass mein Vater ihr begegnet. Ich habe gehört, dass sie eine Schwäche für Champagner hat.«
    »Ja, ich sehe die beiden vor mir. Er legt seinen Arm um Sally, und sie umklammert eine Flasche Champagner. Nun, Miss Mayberry, mein Körper hat sich erholt und ist gewillt fortzufahren.«
    »Ich hatte keine Wahl, Lord Beecham. Ich musste doch etwas tun. Sie haben sich drei Tage lang nicht gemeldet.«
    Vorsichtig umfasste er ihre Hüften. Sie zuckte, bewegte sich dann aber nicht. »Seelische Züchtigung, Miss Mayberry. Darin bin ich Meister.«
    Sie spürte ihn unter sich, spürte, wie seine großen Hände über ihrem Rücken nach unten wanderten. Schnell rollte sie sich zur Seite und stand auf.
    Lord Beecham atmete tief ein und pfiff dann nach seinem Pferd, das in der Nähe graste. Es schaute auf und wieherte. »Bleib da, mein Junge«, rief Lord Beecham. »Wo ist Ihr Pferd, Miss Mayberry?«
    Sie pfiff durch die Zähne. Eine haselnussbraune Stute mit weißem Stern und weißen Söckchen galoppierte heran und kam direkt vor ihnen zum Stehen.
    Noch nie in seinem Leben hatte Lord Beecham eine Frau pfeifen gehört. Ihr Pfiff war noch viel lauter gewesen als seiner, dabei war er schon zu seiner Jugendzeit ein Meister im Pfeifen gewesen.
    Er konnte es nicht fassen. Sie war zwar ein großes Mädchen und hatte sicherlich auch eine große Lunge, aber schließlich war er doch der Mann. Er nahm sich vor, das Pfeifen in einer unbeobachteten Minute noch einmal zu üben. »Ihr Haar hat sich gelöst«, sagte er, einen Grashalm zwischen den Lippen.
    Geschickt wand sie ihre Haare um den Kopf und steckte sie mit einer Nadel fest. Dann griff sie nach ihrem

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