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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Besitz eintauschen würden, um dafür auch nur einen Bruchteil Ihres Talentes zu gewinnen. Aber sehen Sie, Ihre Gabe, Ihr Talent ist doch nur der Anfang. Es gehört noch so viel mehr dazu, um so erfolgreich zu sein, wie Sie es sind.«
    »Sie wollen mich also als Partner, weil ich ein guter Stratege bin, Details organisieren kann und immer absolut gewissenhaft bin? Ist das so weit richtig?«
    »Beinah.«
    »Ich nehme an, Sie denken an meine Eigenschaften als Liebhaber?«
    »Wie könnte ich das übergehen? Worauf es mir aber hauptsächlich ankommt, Lord Beecham, ist, dass Sie Ihre Ziele so lange verfolgen, bis sie erreicht sind. Ich liege doch hoffentlich mit dieser Annahme richtig.«
    »Woher wollen Sie das denn wissen?«, fragte Lord Beecham zögerlich und fixierte ihre Augen. Plötzlich fühlte er sich, als liefe er splitternackt über die Straße, und die Leute zeigten mit dem Finger auf ihn. Alle wussten, wer er war und was er war. »Das ist lächerlich. Sie stellen bloß Vermutungen an.«
    »Nun, sehen Sie, ich habe vorgestern Mr. Blunder getroffen. Bitte seien Sie ihm nicht böse. Er hält so große Stücke auf Sie, dass es kaum auszuhalten ist. Seine Bewunderung für Sie sprudelte regelrecht aus ihm heraus. Ich kam ihm als Zuhörerin gerade recht.«
    »Dieser verdammte Kerl wird mich noch einmal ins Grab bringen.«
    »Er erzählte mir, dass Ihnen oft schon der kleinste Hinweis genügen würde, um die verstricktesten Zusammenhänge zu erfassen.«
    »Vielleicht bin ich es, der sich am Kopf verletzt hat.«
    »Er sagte, dass es sich bei den Zielen, die Sie verfolgen, zumindest seiner Erfahrung nach, meist um Damen handle. Aber genauso gut könnte es ja auch ein Problem sein, das Sie lösen wollen ... zwei verfeindete Parteien, zwischen denen Sie Frieden schließen wollen ... eine politische Forderung, die Sie durchsetzen wollen... was auch immer. Er sagte, dass Sie nie zögern, sich nie mit Halbherzigkeiten zufrieden geben, und vor allem niemals aufgeben. Mr. Blunder traut Ihnen so gut wie alles zu, Lord Beecham.«
    »Ich kann mir auch schon denken, wie Sie ihn zum Reden gebracht haben. Sie sind mit ihm zu Gunther's gegangen, nicht wahr?«
    »So ungefähr. Seine Lieblingssorte ist Erdbeereis. Ich sah ihn dort vor dem Fenster stehen, und er machte den Eindruck, als würde er für einen Löffel Eis sein letztes Hemd geben. Um ehrlich zu sein, es war ein Kinderspiel. Ich bestellte ihm einen Becher nach dem anderen, und er redete und redete. Ich musste nur noch zuhören.«
    »Als ich mich heute entschloss, reiten zu gehen, habe ich wirklich nicht im Traum damit gerechnet, von Ihnen angesprungen zu werden«, sagte Lord Beecham wieder gefasst. »Solche Überraschungen bin ich einfach nicht gewohnt, Miss Mayberry.«
    »Warten Sie erst, bis Sie Geburtstag haben, Lord.«
    Er lachte ein volles, lautes Lachen, das um die dicken Stämme der ausladenden Eichen herumtanzte. Das Lachen fiel ihm mittlerweile immer leichter und es klang auch nicht mehr so fremd. Helens Stute trabte zu ihm herüber. Er streckte ihr seine Hand entgegen und sie rieb ihre Nase an seinem Handrücken.
    Dann schaute er zu Helen hinüber. Ihr dunkelblaues Reitkleid war staubig und zerknittert. »Was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich eine Geliebte haben will und keine Partnerin?«
    Sie ging einen Schritt auf ihn zu und blickte ihm direkt in die Augen. »Sind Sie denn gar nicht neugierig, Lord Beecham? Wollen Sie nicht wissen, worum es überhaupt geht? Warum ich, eine Frau, die nie auf etwas verzichten musste, einen Partner suche?«
    »Nein.«
    Jetzt war sie es, die lachte. »Eines muss man Ihnen lassen, Lord Beecham. Sie haben eine stattliche Größe.«
    »Weil ich Ihnen nicht ohnmächtig zu Füßen liege?«
    »Ich kann Sie mir überhaupt nicht ohnmächtig vorstellen.«
    »Bisher bin ich davon auch verschont geblieben. Nun erzählen Sie mir schon, was Sie mit mir Vorhaben.«
    Helen sah ihn prüfend an. Um sich zu vergewissern, dass ich auch wirklich zuhöre, dachte er. »Ich bin ganz Ohr, Miss Mayberry.«
    »Es wird eine Weile dauern. Vielleicht setzen wir uns auf die Bank dort drüben.«
    Sie lief neben ihm und machte ebenso große Schritte wie er. Eine Locke hatte sich unter ihrem Reithut hervorgestohlen. Lord Beecham fasste Helen bei der Schulter und strich sie zurück unter den Hut. Dann nahm er ihr Kinn und zog ihr Gesicht sanft zu sich hin. Er betrachtete sie, rieb ihr einen Schmutzfleck von der Wange und strich den Rücken ihres Reitkleides

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