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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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glatt. Auch die Vorderseite war zerknittert. Er beherrschte sich. »Jetzt können Sie wieder unter die Leute gehen.« Ein Partner, darauf wäre er wirklich nicht im Traum gekommen. In welcher Situation könnte eine Dame einen Partner brauchen?
    Helen strich nun selbst ihr Kleid glatt und setzte sich auf die Bank. »Ich brauche ein Paar neue Augen, mit einem scharfen Verstand dahinter. Ich brauche neue Ideen, eine neue Perspektive. Und das alles erhoffe ich mir von Ihnen.«
    »Wovon reden Sie überhaupt, Miss Mayberry?«
    »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich einen Gasthof besitze, der König Edwards Wunderlampe heißt.«
    »Ja, ich erinnere mich. Eine wohl etwas unübliche Beschäftigung für eine Dame. Aber bei Ihnen wundert mich das kaum. Warum heißt Ihr Gasthaus König Edwards Wunderlampe?«
    »Ich wusste, dass Sie instinktiv zur Sache kommen würden. Wissen Sie, es gibt eine alte Öllampe, die man König Edwards Wunderlampe nennt. Zumindest glaube ich von ganzem Herzen daran, dass es sie gibt. Als ich zum ersten Mal von dem Mythos um König Edwards Wunderlampe hörte, ging ich noch zur Schule. In der Bibliothek eines Freundes entdeckte mein Vater zufällig eine alte Truhe, die jahrzehntelang in einer dunklen Ecke gestanden hatte. Sein Freund war gestorben und hatte meinem Vater den gesamten Inhalt seiner Bibliothek vermacht. Das Schriftstück, das Vater in der Truhe entdeckte, war in Altfranzösisch verfasst worden, aber nach langem Suchen habe ich jemanden gefunden, der es mir übersetzen konnte.«
    Helens Blick ging durch ihn hindurch, ins Leere. Sie schien über das Schriftstück und die Wunderlampe nachzudenken.
    »Reden Sie weiter«, sagt Lord Beecham sanft.
    »Nim, eigentlich weiß ich noch gar nicht allzu viel darüber. Das Schriftstück wurde gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts von einem Ritter des Templerordens verfasst. Er beschreibt darin, wie er aus Liebe zu seinem kleinen Sohn sein Ordensgelübde brach. König Edward, so scheint es, rettete dem Kleinen bei einem Angriff der Sarazenen das Le-ben. Er hob den verwundeten Jungen zu sich aufs Pferd und ritt mit dem Kind zurück zum Lager, das unweit einer Festung des Templerordens lag.
    Bei seiner Ankunft im Lager des Königs, so schreibt der Ritter, fand er den Jungen in den Armen der Königin vor. Sie höchstpersönlich hatte sich um seine Wunden gekümmert und ihm zu essen gegeben. Der Ritter war dem Königspaar so dankbar, dass er sein Gelübde der Geheimhaltung brach und dem König eine alte, geheimnisvolle Öllampe schenkte, die ihn, wie er versprach, zum mächtigsten Mann der Welt machen sollte.
    Dann nahm der Ritter seinen Sohn und verließ das Lager. Im letzten Absatz seines Berichtes bittet er seinen Orden um Vergebung.«
    »Ich meine, davon schon einmal gehört zu haben«, sagte Lord Beecham, den Blick auf seine Knie gerichtet. »Eine uralte Lampe, die nach England gebracht wurde und dann wieder verloren ging. Ein alter Gelehrter in Oxford hat mir davon erzählt. Aber, Miss Mayberry, nicht einmal dieser Gelehrte wusste, ob es sich dabei nicht vielleicht eher um einen alten Mythos handelt.«
    »Ich stimme Ihnen ja zu, dass die Kreuzzüge mit ihren unvorstellbaren Grausamkeiten zu unzähligen Mythen inspiriert haben, aber hier, Lord Beecham, geht es eher um Magie.«
    »Ich glaube nicht an Magie.«
    »Lord Beecham, ich weiß, dass es diese Lampe gibt.« Sie rückte näher an ihn heran und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Ich weiß nicht, ob es wirklich Magie ist, aber ich glaube fest daran. Warum sonst sollte der Ritter König Edward die Öllampe geschenkt haben? Niemand würde einem König eine einfache, alte Lampe schenken.«
    Lord Beecham sah Helen weiterhin skeptisch an.
    Helen holte tief Luft. »Vor sechs Jahren fand ich einen weiteren Hinweis. Es war in der alten normannischen Kirche von Aldeburgh, die direkt am Meer auf einer Klippe steht. Seit ich dem Geheimnis der Wunderlampe auf der Spur bin, habe ich sehr viele Geistliche besucht. Ich habe mich als leidenschaftliche Historikerin ausgegeben und sie nach dem Kreuzzug König Edwards gefragt.
    Der Pfarrer von Aldeburgh, Mr. Gilliam, erzählte mir, dass er und sein Vikar nach einem Erdrutsch in den Ruinen eines Kirchenflügels einige sehr alte Pergamentrollen gefunden hätten, von denen er glaube, dass sie mich interessieren könnten.
    Sie waren in Lateinisch verfasst, aber mit etwas Mühe habe ich es schließlich geschafft, die Texte so weit zu übersetzen, dass ich erkennen

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