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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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konnte, dass es darin um die Lampe ging. Ich dachte, mir würde das Herz aus der Brust springen, so aufgeregt war ich. Der Verfasser war Robert Burnell, der Sekretär König Edwards. Ich weiß alles über ihn. Er war sehr schlau und zynisch, tolerant den anderen Bediensteten gegenüber und seinem Herrn von ganzem Herzen ergeben.
    Er schreibt, der König habe nicht gewusst, was er mit der Lampe anfangen sollte. Auf der einen Seite habe er Angst vor ihrer Zauberkraft gehabt. Aber auf der anderen Seite habe er geglaubt, dass es sich wohl lediglich um eine alte orientalische Lampe handle und dass sie durch irgendeinen dummen Zufall zum Kultgegenstand der Ritter des Templerordens geworden sein musste. Es heißt, der König habe von der Zauberkraft des Öllichtes nichts bemerkt, bis ...«
    »Oh, wen haben wir denn da?«
    Erschrocken schauten sie auf und erblickten Jason Flemming, Baron Crowley. Er stand direkt vor ihnen. Rhythmisch tippte er mit der Reitgerte an den Schaft seiner Stiefel.
    Lord Beecham mochte Crowley nicht. Für ihn war er ein alter Mann, der zu viel wusste und der mit diesem Wissen auch noch zu viel Geld machte. Er trank zu viel, spielte zu viel, trieb sich zu viel mit Frauen herum und würde wohl eines schönen Tages an Syphilis sterben. Sein permanentes spöttisches Lächeln weckte in Lord Beecham stets den Wunsch, ihm ins Gesicht zu schlagen.
    Ohne sich um ein Lächeln zu bemühen, sah Lord Beecham zu ihm hinauf. »Crowley.«
    »Wer ist denn diese reizende Dame, Beecham?«
    »Das geht Sie nichts an. Ihr Pferd wirkt unruhig.«
    »Irgendwo bin ich Ihnen schon einmal begegnet, meine Liebe. Ja, es war auf dem Ball der Sanderlings. Sie waren in Begleitung von Alexandra Sherbrooke. Jeder dort sprach über Ihre auffallenden Vorzüge.«
    Helen, die bisher keine Miene verzogen hatte, antwortete gelassen: »Meine Vorzüge mögen in der Tat sehr auffällig sein, Ihre Rüpelhaftigkeit steht dem allerdings in nichts nach.«
    Lord Crowley trat einen Schritt zurück und setzte sein spöttischstes Lächeln auf, das er hatte. »Ist das Ihr erstes Rendezvous mit Lord Beecham? Ich bitte Sie, nehmen Sie sich in Acht. Sie haben es mit einem sehr gefährlichen Mann zu tun. Er wird Sie nicht so gut behandeln, wie ich es tun würde.« Er verbeugte sich. »Entschuldigen Sie, gnädige Frau, mein Name ist Crowley. - Und mit wem habe ich es bei Ihnen zu tun?«
    Helen verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Mit einer Dame.«
    »Gehen Sie, Crowley. Die Dame und ich sind beschäftigt.«
    »Und womit?«
    Lord Beecham erhob sich und starrte ihm in die Augen. Crowley befingerte den Griff seiner Reitgerte. »Ich verrate es Ihnen; Crowley. Die Dame und ich sind Partner.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Das geht Sie nichts an. Auf Wiedersehen, Crowley.«
    »Sie machen mich neugierig, Beecham.« Er salutierte in Helens Richtung, schwang sich würdevoll auf sein Pferd und galoppierte davon.
    »Gehen Sie ihm aus dem Weg«, sagte Lord Beecham düster und schaute ihm so lange nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. »Er hat etwas Böses an sich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er lebt von den Hilflosen«, antwortete Lord Beecham knapp. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Bei Burnells Bericht. Darin heißt es, dass der König und die Königin zunächst ergebnislos an der Öllampe rieben. Dann, im Jahre 1279, erkrankte die Königin an einem schweren Fieber. Sie und drei ihrer Hofdamen wurden ernstlich krank. Eine nach der anderen erlag dem Fieber. Als die Ärzte und Wissenschaftler sie schon aufgeben wollten, nahm König Edward in seiner Verzweiflung die Lampe und legte sie in die Arme der Königin.« Herausfordernd sah Helen Lord Beecham an.
    »Was geschah dann?«
    »Sie wurde wieder gesund.«
    Lord Beecham lehnte sich zurück. »Soviel ich weiß, hat Königin Eleonor mehr Kinder geboren, als ich zählen kann, da wird es für sie ein Leichtes gewesen sein, ein läppisches Fieber zu überleben.«
    »Sie war beinah jedes Jahr schwanger, das stimmt, aber bei diesem Fieber handelte es sich um eine Epidemie. Alle anderen, die daran erkrankt waren, starben. Also seien Sie nicht so zynisch.«
    »Was schreibt Bumell dazu?«
    »Der König ließ die Lampe in purpurnen Samt einschlagen und unter eine maßgefertigte Glaskuppel legen. Dann berief er drei Männer, die sie Tag und Nacht bewachen sollten. Eines Morgens aber, als der König den Samt zurückschlug, war die Lampe verschwunden. An ihrer Stelle lag nun eine andere Lampe

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