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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schaufeln. Ich muss mich zusammenreißen. Wage es ja nicht, dich zu bewegen, Helen. Das ist wirklich zu viel.«
    »Es waren mindestens drei Minuten«, sagte Helen matt. Sie bewegte sich nicht. Sie hätte sich auch nicht bewegt, wenn das Dach auf sie hinabgestürzt wäre. Ausgestreckt lag sie unter ihm, legte ihre Hände um seinen Hals und küsste ihn.

12
    Es vergingen mehr als zehn Minuten, bis Lord Beecham begann, sich von neuem in Helen zu bewegen, zunächst langsam, dann beschleunigte sich sein Rhythmus wieder. In seinem Kopf entlud sich ein einzigartiges Feuerwerk. Sein ganzes Denken und Fühlen drehte sich einzig und allein um Helen und darum, sich noch tiefer, noch kraftvoller in ihr zu bewegen. Er fing ihre Schreie in seinem Mund auf, fühlte, wie ihre Nägel über seinen Rücken fuhren, während sie einen weiteren furiosen Höhepunkt erlebte.
    »Ich werde jetzt sterben«, verkündete Lord Beecham in die Stille hinein. Helens Mund war vom Küssen ganz rot, ihr offenes Haar umspielte ihr Gesicht und ihre Schultern. Das Nachthemd lag ihr hochgebauscht auf der Brust.
    »Ja«, sagte sie, »ich auch.« Das rasende Herzpochen in ihren Ohren hatte sich fast gelegt. Sie fühlte Lord Beechams Herzschlag ruhig und regelmäßig an ihrer Brust. Überrascht und befremdet zugleich sagte sie: »Ich hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist. So viele Bücher habe ich schon gelesen, so viele Zeichnungen studiert, aber nie bin ich über irgendetwas gestolpert, was dem, was du gerade mit mir getan hast, geähnelt hätte.«
    »Du meinst, was du und ich gerade zusammen getan haben«, sagte er. »Ich versichere dir, ohne dich hätte ich das niemals vermocht.« Lord Beecham war ebenso erstaunt wie Helen, aber in seiner Stimme lag noch etwas anderes.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Helen.
    »Was verstehst du nicht? Dass du eine leidenschaftliche Frau bist? Dass ich ein wirklich exzellenter Liebhaber bin?« Da war sie wieder, diese schmucklos ausgeprägte männliche Arroganz, die nun den Ausdruck seines Gesichtes und den Klang seiner Stimme beherrschte.
    »Nein«, sagte Helen langsam und ließ ihre Hände über seinen Rücken gleiten. Durch das feine Leinenhemd fühlte sie seine Muskeln, die Perlenkette seines Rückgrads und die Wärme seiner Haut. »Ich verstehe nicht, warum du Angst hast.«
    Unvermittelt löste sich Lord Beecham von ihr, sprang, die Hose hochziehend, auf die Füße und starrte sie an. Helen lag ausgestreckt auf dem Boden. Das Kerzenlicht fiel auf ihre wundervollen weißen Beine. »Was soll das? Ich habe keine Angst. Du bist nur eine Frau, also höre damit auf, völlig unsinnige Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich, Lord Beecham, habe keine Angst.«
    Aufreizend langsam setzte sich Helen auf und zog sich das Nachthemd über die Knie. Mit den Fingern entwirrte sie ihr Haar. Sie blickte auf und sah, dass Lord Beecham sie noch immer anstarrte.
    Die Hände in die Seiten gestemmt, stand er da. »Ich habe keine Angst. Das ist ja lächerlich, völliger Unsinn.«
    Helens Blick fiel auf den zerbrochenen Stuhl. Er hatte ihrer Großmutter gehört. Ein Bein war sauber aus seiner Verankerung gebrochen, das andere allerdings war ziemlich zersplittert. Doch mit etwas Geschick war der Stuhl vielleicht noch zu retten. Sie blickte auf die Notizen, die neben ihr auf dem Boden lagen. Ihr Liebesspiel war so überraschend und leidenschaftlich gewesen, dass sie sich kaum von der Stelle bewegt hatten. Die Notizen waren unberührt geblieben.
    »Ich mag das ganz und gar nicht, Helen.«
    Helen seufzte und stand auf. Ihre Beine wollten unter ihr nachgeben. Für einen Moment hielt sie sich am Schreibtisch fest, dann stand sie sicher. Die Augen über Lord Beechams Schulter auf das schmale Bücherbrett in der Ecke gerichtet, sagte sie: «Ich werde jetzt zurück in mein Schlafgemach gehen. Ich denke, Sie leisten wirklich gute Arbeit mit der Übersetzung. Der Text ist über die Wunderlampe. Ich habe es gewusst. Aber woher bloß?«
    Lord Beecham zuckte mit den Schultern und stopfte sein Hemd in die Hose. »Das frage ich mich auch. Eigentlich dachte ich, wenn der Text wirklich über die Öllampe berichtet, dann hätte er doch auch mit der Lampe zusammen versteckt worden sein müssen. Warum aber wurde er für sich allein in dem Eisenkästchen aufbewahrt? Und wo ist diese verfluchte Öllampe?«
    »Möglicherweise hat jemand dieses Kästchen erst viel später gefunden, vielleicht sogar erst nachdem die Lampe in König Edwards Besitz

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