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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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geschieht ein Unglück«, rief er.
    Nettle kroch unter dem Bett hervor.
    »Ein exzellentes Versteck«, sagte Helen anerkennend. »Nie im Leben würde sich Flock trauen, unter das Bett seiner Lordschaft zu spähen. Kommen Sie her und setzen Sie sich.«
    Noch nie war Lord Beecham direkt vor seinem Bett ein so herrliches Spektakel geboten worden. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete die Szene.
    »So, klopfen Sie sich erst einmal den Staub ab, Nettle. Dieser ganze Dreck unter dem Bett ... Ich werde mit Mrs. Stockley reden müssen. Sie soll sich das Mädchen zur Brust nehmen. In Ordnung, Nettle, und jetzt setzen Sie sich.« Helen wies auf einen Stuhl am Fußende von Lord Beechams Bett. Nettle setzte sich, behielt aber die ganze Zeit über die Zimmertür im Auge.
    »Warum haben Sie Teeny geküsst?«
    Inbrünstig faltete Nettle seine schmalen, blassen Hände vor der Brust. »Ich bin verliebt, Miss Helen«, verkündete er theatralisch.
    »Wie alt sind Sie, Nettle?«, fragte Helen.
    »Gerade fünfunddreißig, Miss Helen.«
    »Flock ist achtunddreißig«, sagte Helen und unterdrückte ein Gähnen.
    »Kein allzu großer Unterschied«, erwiderte Lord Beecham. »Und was machen wir nun?«
    Entschlossen verließ Helen den Raum. »Ich dulde keinen Streit zwischen Bediensteten. Sowohl Flock als auch Nettle sind zu alt für Teeny. Ich werde sie mit Walter Jones, dem Sohn des GemischtWarenhändlers von Court Hammering, bekannt machen. Er ist zweiundzwanzig.«
    »O nein, Miss Helen! - Tun Sie das nicht, Miss Helen!« Nettle sprang von seinem Stuhl auf. Zur gleichen Zeit stieß Flock die Tür so heftig auf, dass Helen um ein Haar zur Seite geworfen worden wäre.
    Nackt wie er war, sprang Lord Beecham aus dem Bett.
    Helen wirbelte herum, starrte ihn an, blinzelte und wandte sich dann energisch wieder weg. »Lord Beecham«, rief sie ihm über die Schulter zu, »gehen Sie wieder in Ihr Bett. Ich habe alles unter Kontrolle.« Sie straffte die Schultern, strich über ihren Morgenmantel und wandte sich nun Flock und Nettle zu. »Ich habe jetzt endgültig die Nase voll. Keiner von Ihnen wird Teeny bekommen. Sehen Sie sich also anderweitig um. Und jetzt verschwinden Sie, beide.«
    »Äh, Miss Mayberry, kann mein Lakai vielleicht hier bleiben und mir assistieren?«
    »Sie sind ein erwachsener Mann, Lord Beecham. Ich habe noch nie verstanden, warum ausgewachsene Männer nicht auch allein zurechtkommen können.«
    »Und was ist mit Ihrer Teeny?«
    »Sie wissen ja gar nicht, was es heißt, Kleider zu haben, die am Rücken geknöpft werden. Und nun endlich raus mit Ihnen, Flock. Sie, Nettle, können ja noch einen Augenblick hier bleiben, aber kriechen Sie nicht wieder unter Lord Beechams Bett. Bewahren Sie sich in Zukunft ein Mindestmaß an Würde.«
    Mit diesen Worten verließ Helen eiligen Schrittes den Raum. Ihr blassblaues Musselinnachthemd umspielte ihre nackten Knöchel.
    Die Hände hinter seinem Kopf verschränkt, betrachtete Lord Beecham Nettle, der, den Tränen nahe, an der Tür stand. »Noch nie in meinem Leben bin ich um sieben Uhr morgens so köstlich unterhalten worden. Holen Sie mir Badewasser, Nettle. Und hören Sie auf zu heulen. Sie werden schon darüber hinwegkommen. Haben Sie denn das Mädchen vom ersten Stock noch nicht gesehen?«
    »Nein, mein Lord. Und ich bezweifele auch, dass ich überhaupt dazu fähig wäre, sie zu sehen, bei all den Tränen in meinen Augen.«
    Lord Beecham seufzte.
    Beim Frühstück mit Helen und Baron Prith konnte Lord Beecham es gerade noch verhindern, eine üble Mixtur aus Champagner und Apfelsaft trinken zu müssen. Gütigerweise übernahm Baron Prith sein Glas. »Ich muss zugeben, diese Kreation ist eine gewisse Zumutung für die Leber. Wie wäre es aber mit einer Mischung aus Holunderwein und Champagner?«
    Lord Beechams Magen verkrampfte sich.

13
    Die Decke der Höhle war so niedrig, dass Helen und Lord Beecham dort nur gebückt umhergehen konnten. Helen, die mit einer Laterne in der Hand voranging, sagte zu Lord Beecham gewandt: »Der Boden fällt nach vom hin ab. Noch ein paar Meter und wir können wieder aufrecht gehen.«
    Lord Beecham hasste Höhlen. Als er neun Jahre alt war, war seine kleine Freundin beim Spielen in einer Höhle verloren gegangen. Er hatte hineingehen und sie suchen müssen. Das Echo ließ das Schreien des Kindes wie das Klagen gepeinigter Seelen klingen. Diese Erfahrung hatte sich für immer in sein Gedächtnis eingebrannt.
    »Wie groß

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