WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
kommt, kann es zwar noch ein paar Monate dauern. Die Reaktion der Börse dagegen erfolgt sofort: Die Anleger kaufen nämlich in Erwartung besserer Zeiten. Wenn dann nach einigen Monaten tatsächlich festgestellt werden kann, dass neue Arbeitsplätze geschaffen worden sind, dass die Produktion steigt, die Umsätze wachsen und die Gewinne kräftig sprudeln, ist das in der Regel in den Kursen bereits vorweggenommen. Es kann daher sein, dass die Aktienkurse genau dann wieder fallen, weil beispielsweise die Anleger zu diesem Zeitpunkt bereits fürchten, dass der Aufschwung in naher Zukunft ein Ende nehmen könnte.
Aus diesem Verhalten lässt sich eine für Anleger außerordentlich wichtige Regel ableiten:
An der Börse wird Zukunft gekauft
. Wenn die erwartete Situation bereits eingetreten ist, denkt man am Aktienmarkt bereits an die Zeit danach. Unerfahrene Anleger machen daher oft den Fehler, dass sie erst kaufen, wenn die Unternehmen stolz melden, dass sie ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich haben. Doch das ist für die Börse dann schon Vergangenheit und interessiert erfahrene Anleger nur noch wenig. Es wird nur noch die Frage gestellt, ob der Gewinn im kommenden Jahr ebenso hoch, noch besser oder eher niedriger ausfallen könnte. Je nachdem, welche Antworten die Analysten darauf geben, fallen oder steigen die Kurse.
Am Aktienmarkt lösen aber nicht nur positive oder negative Unternehmensmeldungen Kursbewegungen aus. Rückschlüsse auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung lassen sich auch aus der Politik der Zentralbank herleiten. Wenn die Wirtschaft lahmt, drehen die Notenbanker den Geldhahn auf und sorgen für sinkende Zinsen, um die Investitionen wieder anzukurbeln. Zinssenkungen machen Geld billig und damit Investitionen und private Neuanschaffungen günstig. Das lässt auf bessere Zeiten hoffen und damit die Kurse steigen. Umgekehrt ist es für die Börsen immer ein negatives Signal, wenn die Zentralbank die Leitzinsen erhöht. Denn das zeigt, dass die Notenbanker Gefahren für den Geldwert sehen und daher die Konjunktur |60| und Inflation bremsen wollen. Allgemein ausgedrückt: Steigende Zinsen sind für die Aktienkurse Gift, fallende Zinsen ein anregendes Elixier.
Allerdings muss man immer darauf achten, ob nicht andere Einflüsse stärker wirken als die Erwartung steigender oder fallender Zinsen. So können die Kurse auch dann sinken, wenn die Anleger zwar mit niedrigeren Zinsen rechnen, die Regierung aber gleichzeitig Steuererhöhungen angekündigt hat oder auch nur die Sorge wächst, dass sie dies tun könnte. Auch ein drohender militärischer Konflikt oder die Angst, dass die Öl- und Gasversorgung in den nächsten Monaten gefährdet sein könnte, kann selbst in einem an sich freundlichen wirtschaftlichen Umfeld einen plötzlichen Kurssturz auslösen.
WISO rät
Wenn Sie erfolgreich an der Börse agieren wollen, müssen Sie die Zeitung aufmerksam lesen und dürfen dabei den Wirtschaftsteil auf keinen Fall überschlagen. Sie sollten auch die Nachrichten im Fernsehen und im Radio verfolgen, sich im Internet informieren und die vielfältigen Informationen nutzen, die Banken und Sparkassen bereitstellen.
Wer das nicht will oder aus Zeitgründen nicht kann, sollte die Finger von Aktien lassen oder es erfahrenen Fondsmanagern überlassen, die Anlageentscheidungen für ihn zu treffen. Doch auch in diesem Fall kann Ihnen niemand die Entscheidung abnehmen, für welche Fonds Sie sich entscheiden: Glauben Sie, dass Wertpapierkörbe, in die nur deutsche oder europäische Aktien hineinkommen, größere Chancen haben als Fonds, die sich auf Anteile an chinesischen, indischen oder lateinamerikanischen Unternehmen spezialisieren? Wenn Sie sich dabei nicht völlig auf Ihren Berater verlassen wollen, kommen Sie um eine eigene Bewertung der angebotenen Wertpapiere nicht herum.
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Die Börse: Entstehung und Entwicklung
Wie schon in der Einleitung dargelegt, ist nirgendwo der Anteil der Bürger, die Aktien und andere »Risikopapiere« besitzen, so niedrig wie in Deutschland |61| . Die Ablehnung vieler Bundesbürger gegenüber Börse und Aktien liegt sicher auch daran, dass viele sich gleich beim ersten Versuch, Wertpapiere anzufassen, gründlich die Finger verbrannt haben. Denn um die Jahrtausendwende ging es an der Börse so heiß her wie schon lange nicht mehr. Das lockte viele an, die glaubten, sie könnten hier mal rasch ein paar schnelle Euro machen – auch ohne sich der Mühe
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