WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
unterziehen zu müssen, sich vorher ausreichend zu informieren. Sie vor allem waren die Opfer des plötzlichen Kurseinbruchs. Denn nach einer Hausse, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte, folgte ein Absturz, wie ihn viele nicht mehr für möglich gehalten hatten. Was in jenen wilden Börsenjahren geschah, wird schnell deutlich, wenn man die Kursentwicklung über einen etwas längeren Zeitraum betrachtet.
Der Deutsche Aktienindex Dax, der am 1. Juli 1988 erstmals offiziell berechnet wurde und damals bei 1 000 Punkten startete, überschritt erst neun Jahre später, nämlich im Jahr 1997, die Grenze von 3 000 Punkten. Danach stieg er in nur zwei Jahren, nämlich bis Ende 1999, auf über 5 000 Punkte und schoss dann in den ersten drei Monaten des Jahres 2000 noch einmal steil nach oben: Am 7. März 2000 erreichte der Dax mit 8 136,16 Punkten seinen vorläufigen Höchststand – um danach fast ebenso schnell wieder in die Tiefe zu rauschen. Anfang 2003 durchbrach er die Grenze von 3 000 Punkten nach unten und war nach fast genau sechs Jahren wieder da, wo er 1997 seinen steilen Anstieg begonnen hatte. 2007 überschritt er erstmals wieder mehrfach die Marke von 8 000 Punkten. Doch schon Anfang 2008 brach die Börse wieder auf weniger als 6 200 Punkte ein. Auslöser war diesmal nicht eine schlechte Konjunktur, sondern die Bankenkrise, die durch den Handel mit faulen Krediten am US-Hypothekenmarkt ihren Ursprung nahm und dann weltweit den Finanzsektor in eine Krise stürzte. Der Grund: die großen Banken haben weltweit mit nicht grundpfandrechtlich besicherten Hypothekenkrediten aus den USA spekuliert und milliardenschwere Pakete untereinander weiterverkauft. Man kann sich das wie mit einem »Kettenbrief« vorstellen: solange alle mitspielen, geht es gut. Die Banken verdienten jahrelang kräftig an der kurzfristigen Übernahme riskanter Kredite. Doch als die erste US-Bank keine Liquidität mehr hatte und notleidend wurde, schwand das Vertrauen unter den »Mitspielern« und das System platzte. Wie viele Kreditinstitute auf den wertlos gewordenen Kreditpaketen sitzen geblieben waren, flog Anfang 2008 auf, als die Bilanzen auf den Tisch lagen.
Der Crash, der zwischen 2001 und 2003 die Kurse kaskadenartig fallen ließ, hatte die Börse auf noch breiterer Front getroffen. Denn während es |62| 2007/2008 in erster Linie die Finanztitel traf, waren um die Jahrtausendwende alle Branchen betroffen – auch wenn es die Werte der »Old Economy« weniger hart erwischte als die der »New Economy«: Der sogenannte Neue Markt, an dem es für kurze Zeit so aussah, als ob man scheinbar mühelos und in kürzester Zeit zum Millionär werden könne, stürzte nach einer rasanten Kurvenfahrt so steil ab, dass er schließlich selbst im Strudel der Krise unterging. Am 5. Juni 2003 wurde er von der Deutschen Börse AG, die so schnell wie möglich dieses unrühmliche Kapitel in ihrer sonst so erfolgreichen Geschichte beenden wollte, für immer geschlossen. Viele Anleger, die in diesen Jahren zwischen Hausse und Baisse zu Zockern und Spekulanten geworden waren, mussten so erleben, wie schnell man an der Börse ein Vermögen nicht nur gewinnen, sondern auch (wieder) verlieren kann.
Eine neue Generation von Anlegern musste schmerzhaft die gleiche Lektion lernen wie schon ihre Väter und Großväter: Wenn sich die Kurse vom Boden der wirtschaftlichen Realität entfernen, wenn Geld nicht mehr wohlüberlegt angelegt, sondern verzockt wird, bildet sich eine Spekulationsblase, die früher oder später platzt. Das ist eine Erfahrung, die nicht nur Aktienanleger machen. Überhitzte Spekulationen mit Gold oder Silber, mit Immobilien oder Hochzinsanleihen, mit Devisen oder Schweinebäuchen enden regelmäßig auf die gleiche Weise. Wer da nicht rechtzeitig aussteigt, erlebt am eigenen Leib, was der Spruch bedeutet: »Den letzten beißen die Hunde.«
In Japan hat es länger als ein Jahrzehnt gedauert, ehe sich Sparer und Banken einigermaßen von dem Crash des Immobiliensektors erholt hatten, der auch die überhitzte Börse mit in die Tiefe riss. Nachdem die Grundstückspreise jahrelang wie Raketen in den Himmel geschossen waren und Quadratmeterpreise von 50000 Dollar und mehr in der Innenstadt von Tokio oder Osaka keine Seltenheit mehr waren, brach auch diese Spekulation Anfang der 90er Jahre in sich zusammen und riss neben ungezählten Spekulanten auch große, bis dahin als solide geltende Bankhäuser mit in den Abgrund.
Doch auch wer sein
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