WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
Mischfonds wählt, sollte die Vertragsbedingungen genau lesen und folgende Fragen klären:
|204| Wie hoch ist der Aktien- und der Rentenanteil?
Investiert der Fonds in Euroland oder auch in fremden Währungsgebieten?
Setzt er seine Schwerpunkte in bestimmten Ländern oder Branchen?
Häufig sind die Mischfonds bei der Wahl ihrer Anlagen eingeschränkt. Was nutzt die schönste Aktienhausse, wenn der Fondsvertrag nur einen maximalen Aktienanteil von einem Drittel erlaubt? Nur bei flexibler Anlagepolitik bringt der Mischfonds in guten Börsenzeiten auch volle Leistung. In Zeiten sinkender Aktienkurse sind die Anleger gut dran, deren Fonds einen hohen Rentenanteil haben (müssen). Denn einen plötzlichen Absturz wie 1987 oder 2000 sehen Fondsmanager ebenso wenig voraus wie andere Anleger auch.
Rentenfonds
Sie sind die Klassiker unter den Investmentfonds und waren jahrzehntelang bei den Mittelzuflüssen klar die Nummer eins. Doch die Aktienfonds haben sie sogar im risikoscheuen Deutschland eingeholt. In Großbritannien, den USA oder Frankreich liegen Aktienfonds in der Gunst der Anleger schon seit langem vorn, denn die Rendite ist bei Rentenfonds meist geringer. Aber die geringen Kursschwankungen bei den Papieren, in die sie investieren – Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Kommunalobligationen oder Pfandbriefe –, führen auch bei den Ausgabe- und Rücknahmepreisen der Rentenfonds zu mehr Stabilität als bei Aktienfonds und machen diesen Fondstyp attraktiv für vorsichtige Anleger.
Bei der beliebten Frage, ob Aktien die Renten schlagen – oder umgekehrt – hängt die Antwort immer von dem betrachteten Zeitraum ab. Wenn darin ein Börsencrash wie zu Beginn des neuen Jahrtausends eingeschlossen ist, können Zinspapiere durchaus die Dividendenwerte schlagen.
Beispiel
Der BVI hat berechnet, dass Anleger, die zwischen 1996 und 2006 monatlich 50 Euro in europaweit investierende Aktienfonds angelegt haben, in dieser Zeit ein Vermögen von 7 114 Euro aufgebaut haben. Bei eigenen Einzahlungen von insgesamt 6 000 Euro entspricht dies einer jährlichen Rendite von 3,3 Prozent. Wer die gleiche Summe stattdessen ebenfalls zehn Jahre lang in Rentenfonds investiert hatte, |205| besaß am Ende des betrachteten Zeitraums 7 300 Euro. Das entspricht einer Rendite von über 4 Prozent. Wird dagegen ein Zeitraum von 20 Jahren betrachtet, brachten europaweit investierende Aktienfonds fast 7 Prozent Rendite. Bei 30 Jahren waren es mehr als 8 Prozent. Die international investierenden Rentenfonds schneiden mit 5,8 und 6,3 Prozent bei dieser längerfristigen Betrachtung deutlich schlechter ab.
Dabei muss noch berücksichtigt werden, dass die Unterschiede in der durchschnittlichen Rendite sich im realen Vermögenszuwachs umso deutlicher bemerkbar machen, je länger der Anlagehorizont eines Sparers ist, weil sich dann der Zinseszinseffekt erst voll auswirken kann.
Die Manager der Rentenfonds müssen vor allem den Kapitalmarktzins und seine Entwicklung vorausahnen. Der Zins spielt die entscheidende Rolle für den Wert der Anteile. Sinkende Zinsen bedeuten steigende Kurse für die bereits im Portefeuille des Fonds liegenden, höher verzinslichen Papiere, steigende Zinsen hingegen fallende Kurse – und das wirkt sich entsprechend auf den Wert der Anteile aus.
Das gilt vor allem für die Rentenfonds, die in inländische Anleihen investieren. Bei den Rentenfonds mit internationaler Ausrichtung müssen zusätzlich die Währungsrisiken und -chancen eingeschätzt werden. Die Wechselkurse haben entscheidenden Einfluss auf den Wert der Anteile. Der Euro hat für Anleger, die in Rentenfonds investieren, das Spielfeld stark erweitert. Denn durch die Währungsunion entstand der zweitgrößte Markt der Welt für verzinsliche Wertpapiere. Hier decken Tausende von Emittenten, Staaten, Organisationen, Unternehmen und Kommunen ihren Finanzbedarf, ohne dass Wechselkursänderungen in die Rechnung einbezogen werden müssen.
Rentenfondsmanager nehmen dem Anleger viel Arbeit ab. Die Märkte für verzinsliche Wertpapiere sind komplexer geworden. Heute reicht es nicht mehr aus, sich für kurze oder lange Laufzeiten zu entscheiden und auf den Heimatmarkt zu setzen. Auf der Suche nach ertragsstarken Anleihen schauen die Fondsteams sowohl auf gesamtwirtschaftliche Faktoren als auch auf titelspezifische Merkmale. Das heißt: In den Entscheidungsprozess fließen beispielsweise auch Währungseinschätzungen oder Erwartungen hinsichtlich des
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