Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
Halbinsel stammen dürfte. Gibt man diesen Eisbergstaub im Labor in normales Wasser, das weit vom nächsten Eisberg entfernt aus dem Südozean geholt wurde, wächst Plankton dort hervorragend. Ohne diesen Gesteinsstaub dagegen vermehrt sich Plankton im Wasser des Südozeans in diesem Laborversuch nicht.
Ein Eisberg in der Antarktis. Sein Eis enthält zahlreiche Spurenelemente, die aus dem Gestein seines „Herkunftslandes“ stammen
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(c) Roland Knauer
Vom Land ins Wasser
Das Wattenmeer der Nordsee
Vor den Deichen, die vor einer Sturmflut schützen und die das Wattenmeer der Nordseeküsten vom Ackerland dahinter abtrennen, liegen buntblühende Wiesen, die weder Meer noch richtiges Festland sind. Bei jedem größeren Hochwasser werden diese Wiesen mit salzigem Wasser überschwemmt.
Salzwiesen
Fressen keine Schafherden diese Salzwiesen kahl, blühen dort Strandaster und Meerstrandwegerich, Meerstrandbeifuß und Portulak-Keilmelde. Eine solche Blütenpracht aber nährt einen ganzen Rattenschwanz anderer Lebewesen: 24 verschiedene Insektenarten leben von der Strandaster. Und von diesen Insekten leben wiederum andere Arten. Die meisten Vögel freuen sich über das dichte Gestrüpp, das dort wächst und sie vor Feinden und auch vor den neugierigen Blicken der Ornithologen schützt. Letztere aber zählten trotzdem die Brutvögel auf diesen Salzwiesen und ermittelten, dass dort, wo keine Schafe weideten, deutlich mehr verschiedene Arten brüten. Aus jedem Nest in einer Salzwiese schlüpfen im Durchschnitt auch mehr Küken, weil die Räuber die Gelege schlechter finden.
Widerstreit der Interessen
Auch wenn das Wattenmeer der Nordsee weitgehend als Nationalpark geschützt ist, wirtschaften dort doch viele Menschen. So möchten sich z. B. die Krabbenfischer nicht vorschreiben lassen, wo sie ihrem Broterwerb nachgehen dürfen und wo nicht. Und wer auf den Inseln seine Brötchen mit dem Tourismus verdient, möchte den gut zahlenden Gästen möglichst viel Freiraum für ihre Aktivitäten – vom Golfspielen über Sonnenbaden bis zum Beobachten der vielen Vögel – bieten. Naturschützer wiederum wissen, dass Menschen Robben auf ihren Ruhebänken erheblich beunruhigen und rastende Vögel bei ihren Mahlzeiten aufschrecken und so deren Speckpolster und Energiereserve verringern. Bei so gegensätzlichen Ansprüchen wundert es nicht, wenn im Wattenmeer schon so mancher erbitterte Streit zwischen Naturschützern und „Betroffenen“ ausgefochten wurde
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Weder Land noch Meer
Ihr erster Ausflug führt die Küken dann vielleicht in einen der extremsten Lebensräume auf diesem Globus: Das Watt vor den Salzgraswiesen trocknet zwei Mal am Tag kräftig aus und steht zwei Mal völlig unter Wasser. Im Sommer heizt die Sonne die ausgetrockneten Salzflächen leicht auf 60 °C auf, im Winter kühlt das Watt auf etliche Frostgrade ab.
Nur wenige Spezialisten kommen mit diesen extremen Bedingungen zurecht, tauchen dann aber mit sehr vielen Individuen auf: 100 000 Wattschnecken und Zehntausende von Schlickkrebsen auf 1m 2 sind keine Seltenheit. Kaum ein Fleck im Watt ist nicht von den Kothaufen der Wattwürmer bedeckt. Muscheln stecken tief im feuchten Untergrund und weiden z. B. mit langen „Schnorcheln“ Kieselalgen ab. 250 Herzmuscheln auf 1 m 2 kommen durchaus vor.
Weil die Flut zwei Mal täglich frische Nährstoffe aus den Tiefen der Weltmeere in diesen schlammigen Küstensaum trägt, sind die Organismen im Watt sehr produktiv. Wattwürmer wälzen in jedem Hektar 1200 t Sand im Jahr um. Die Muscheln wiederum gelten als „Kläranlage“ des Watts, jede einzelne von ihnen filtriert jede Stunde 3 l Wasser und holt sich selbst dabei Nährstoffe aus dem Wasser. Miesmuscheln und Herzmuscheln wälzen innerhalb von einer bis drei Wochen das gesamte Wasser im Watt ein Mal um.
Sonnenaufgang im Watt. Was so idyllisch aussieht, ist einer der extremsten Lebensräume unseres Planeten. Mit dem Wechsel von Ebbe und Flut, frostiger Kälte im Winter und extremer Hitze am Boden im Sommer kommen in der Tier- und Pflanzenwelt nur wenige Spezialisten zurecht
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(c) mauritius images (Eckart Pott)
Europas größte Tankstelle
Rastplatz auf dem Vogelzug
Auch wenn sie einer herkömmlichen Raststätte an der Autobahn nicht im Geringsten ähnelt, so kann man sie doch mit Fug und Recht als die größte „Tankstelle“ Europas bezeichnen. Denn die endlos scheinende braune Schlammfläche liefert jedes Jahr etwa 10 Mio. Kunden Kraftstoff für die Weiterreise
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