Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
dahin unbekannte Bewohner der Tiefsee ans Tageslicht. So entdeckten sie einen schwarzen Tintenfisch mit zwischen den Armen aufgespannten Häuten. Durch sein bizarres Äußeres fühlten sich die Forscher an einen Vampir mit Umhang erinnert. Also tauften sie das Tier auf den Namen
Vampyroteuthis infernalis –
„Vampirtintenfisch aus der Hölle“.
Reise in die Tiefe
Carl Chun und seine Kollegen hatten allerdings ein Problem: Sie mussten die Tiefseetiere aus dem Wasser ziehen. Denn es gab noch keine technischen Hilfsmittel, mit deren Hilfe man in ihren natürlichen Lebensraum reisen konnte. Zwar hielten Menschen schon seit Jahrtausenden einfach die Luft an, um mit diesem Atemvorrat nach Schwämmen, Korallen oder Perlen zu tauchen. Doch bis in die Tiefsee kommt man so natürlich nicht.
1928 aber begannen die beiden US-Amerikaner Charles William Beebe und Otis Barton an einer stählernen Tauchkugel zu tüfteln. 1930 tauchte diese „Bathysphäre“ vor den Bermudainseln erstmals ab. Die hohle Metallkugel mit den dicken Wänden war mit einem Stahlseil mit einem Schiff verbunden, ein Stromkabel sorgte für die Beleuchtung, eine Telefonleitung für die Kommunikation mit der Schiffsbesatzung. So ausgerüstet ließen sich die Forscher mehr als 400 m in die Tiefe hinab. 1934 tauchten sie in der gleichen Region sogar 923 m unter die Meeresoberfläche. Der Mensch begann nun ernsthaft, die Unterwasserwelt zu erobern. U-Boote eröffneten dazu neue Möglichkeiten. 1958 unterquerte der amerikanische Marineoffizier William Anderson mit dem Atom-U-Boot „Nautilus“ den Nordpol. Und 1960 stellten der Schweizer Jacques Piccard und der Amerikaner Don Walsh einen lange für unmöglich gehaltenen Rekord auf: Mit dem U-Boot „Trieste“ tauchten sie knapp 11 000 m tief in den Marianengraben im westlichen Pazifik hinab.
Tauchende Naturschützer
Je mehr über die Meere bekannt wurde, desto klarer wurde auch, dass der Mensch diese Ökosysteme bedroht. Sowohl der Tiefseepionier Jacques Piccard als auch etliche seiner Taucherkollegen setzten sich daher intensiv für den Schutz der Ozeane und ihrer Tierwelt ein. Auf Kinoleinwänden und Fernsehschirmen warben sie um Unterstützung für die faszinierende Unterwasserwelt. So machte sich der Österreicher Hans Hass z. B. mit Dokumentarfilmen über Haie einen Namen, der Franzose Jacques Yves Cousteau drehte mehr als 100 Filme und entwickelte neben Forschungs-U-Booten auch eine tiefseetaugliche Kamera
.
Mit immer besseren Hilfsmitteln wagten sich die Menschen in immer größere Tiefen. Das Foto zeigt einen historischen Taucherhelm, der einen Verkaufsstand für Schwämme ziert
.
(c) mauritius images (Edith Laue)
Gebirge unter Wasser
An den Mittelozeanischen Rücken entsteht neuer Ozeanboden
„Was wir machen ist so ähnlich, als würde man ein Hochgebirge bei Nacht mit der Taschenlampe erforschen“, schildert Pierre Nehlig seine Arbeit. Für das Geoforschungszentrum im französischen Orléans untersucht der Geologe den Grund der Ozeane. Dazu zwängt er sich zusammen mit einem Navigator und einem Steuermann in ein U-Boot von 2,5m Durchmesser und taucht hinab in die Tiefsee.
Hexenküche am Meeresgrund
Die „Taschenlampen“ sind die Leuchten der Forschungskapsel, die dort unten mit einer Reichweite von vielleicht 30 m ein wenig Licht in die ewige Finsternis bringen. Und die „Hochgebirge“ sind die sogenannten Mittelozeanischen Rücken. Diese gigantischen Gebirgszüge, die meist mehr als 1000 m unter der Wasseroberfläche liegen, entstehen durch die unruhige Geologie der Erde. Wie die Kontinente besteht auch der Meeresboden aus riesigen Platten, die auf dem äußeren Teil des Erdmantels schwimmen. Allerdings sind diese Platten nicht alle in die gleiche Richtung unterwegs. Treiben zwei Platten irgendwo im Ozean auseinander, so quillt an dieser Stelle glühend heißes, geschmolzenes Gestein aus dem Erdmantel nach oben.
Inseln aus Bergspitzen
Außer den Azoren ragen auch noch andere Gipfel des Mittelatlantischen Rückens über die Wasseroberfläche empor. Die norwegische Insel Jan Mayen gehört ebenso zu diesem Unterwassergebirge wie Island und St. Helena
.
Solche brodelnden Hexenküchen am Meeresgrund sind keine Seltenheit. Über eine Länge von 60 000 km ziehen sich die auseinanderweichenden Nahtstellen zwischen den Platten durch die Tiefsee. Und daraus quellen jedes Jahr etwa 3 km 3 Magma hervor. Zischend kühlt dieses glutflüssige Material im Meerwasser ab und wird so zu festem
Weitere Kostenlose Bücher