Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
Staatsqualle verbergen. Diese Organismen, die mehr als 10 m groß werden können, bestehen aus Hunderten oder sogar Tausenden von einzelnen Polypen. Die Einzeltiere haben sich zu einem Verband zusammengeschlossen und auf verschiedene Aufgaben spezialisiert. Manche sind z. B. fürs Fressen zuständig, andere für die Fortpflanzung oder die Verteidigung. Sie arbeiten also ähnlich zusammen wie die Organe komplexerer Lebewesen. Allerdings sind die glibberigen Kolonien relativ zerbrechlich, sodass Meeresbiologen sie nur selten lebend aus dem Wasser fischen können. Wenn das aber gelingt, warten Staatsquallen mit einigen Überraschungen auf.
Die Chemie des Leuchtens
Um Licht zu erzeugen, brauchen Tiere ein Enzym namens Luziferase. Dieses Eiweiß wirkt wie ein Katalysator und sorgt dafür, dass Luziferine genannte Verbindungen mit Sauerstoff reagieren. Dieser Prozess findet in speziellen Zellen statt und lässt diese leuchten
.
2005 z. B. haben Forscher vor der kalifornischen Küste in Tiefen zwischen 1600 und 2300 m gleich drei intakte Exemplare einer bis dahin unbekannten Art gefangen. Die Die frisch gebildeten Tentakeln dieser zur Gattung
Erenna
gehörenden Tiere sandten blaugrünes Licht aus. Das ist nicht ungewöhnlich. Denn die Wellenlängen dieser Farbe durchdringen das Wasser am besten und werden daher von den meisten leuchtenden Tiefseetieren eingesetzt. Die ausgewachsenen Fangarme der neuentdeckten Staatsqualle aber begannen zur Verblüffung der Biologen rot zu leuchten. Dabei hatten Wissenschaftler lange angenommen, dass Tiefseebewohner rotes Licht gar nicht sehen können. Das scheint aber nicht zu stimmen, denn irgendeinem Zweck muss das Leuchten dienen. Des Rätsels Lösung vermuten die Forscher in den Fressvorlieben der Tiere. Anders als andere Staatsquallen ernähren sich die Vertreter der Gattung
Erenna
vor allem von Fisch. Solche Beute aber ist in der Tiefsee relativ selten, es ist also unwahrscheinlich, dass die durchs Wasser treibenden Jäger rein zufällig darauf stoßen. Immerhin zwei der drei gefangenen Exemplare aber waren gerade dabei, einen Fisch zu verdauen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Staatsquallen ihre Opfer mit dem roten Licht angelockt und dann verspeist haben.
Spot an!
Auch etliche Fische der Tiefsee jagen mit Licht. Drachenfische z. B. besitzen lange, leuchtende Fäden, die von ihrem Maul voll spitzer Zähne herunterhängen. Wie genau die Tiere diese Angeln zum Einsatz bringen, wissen Biologen noch nicht. Klar ist aber, dass sich die Fische nicht nur auf ihr Anglerglück verlassen. Statt nur passiv auf angelockte Opfer zu warten, nehmen sie oft auch direkt die Verfolgung auf. Dazu nutzen sie ein großes leuchtendes Organ hinter den Augen. Wie ein Scheinwerfer durchschneidet dessen Licht das dunkle Wasser und zeigt dem Jäger lohnende Beute.
Die in „Science“ veröffentlichten Fotos von Steve Haddock vom Monterey Bay Aquarium Research Institute in Kalifornien zeigen die in der Tiefsee vorkommende Staatsqualle
Erenna.
Auf der Nahaufnahme unten ist das Aussenden roter Lichtimpulse zu sehen. Offenbar lockt
Erenna
ihre Beute mit fluoreszierendem Rotlicht an und verspeist sie dann
.
(c) picture-alliance/dpa
Monster in der Dunkelheit
Skurrile Tiefseefische
Viele Tiere der Tiefsee sehen aus, als seien sie einem Fantasy-Film entsprungen. Da gibt es durchsichtige Krebse, die an gläserne Kunstwerke erinnern. Geflügelte Schnecken und bunt schillernde Quallen schweben anmutig durchs Wasser, am Boden sitzen dekorative Seesterne und fassförmige Seegurken. Die bizarrsten Gestalten in der dunklen Welt aber sind wohl die Fische.
Schwimmende Gespenster
Die in düsteren Farben gehaltenen Flossenträger beeindrucken mit furchterregenden Gebissen und spitzen Stacheln, mit gepanzerten Köpfen und hervorquellenden Glubschaugen. Jede Art scheint ein eigenes, oft monströs wirkendes Kunstwerk zu sein. Die Gespensterfische z. B. tragen ihren Namen nicht von ungefähr. In ihren Lebensraum zwischen etwa 400 und 2500 m Tiefe herrscht noch ein diffuses Dämmerlicht. Wer Richtung Meeresoberfläche schaut, kann da mit etwas Glück noch die schemenhaften Umrisse von Beutetieren ausmachen. Und genau das versuchen die auch „Hochgucker“ genannten Gespensterfische. Sie haben riesige, röhrenförmige Augen, die bei den meisten Arten nach oben gerichtet sind. Mit einem unheimlichen, glasigen Starren scheinen sie ihre Umgebung zu mustern. Und der teilweise durchsichtige Kopf, der so viel Licht wie
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