Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
riesigen Schädel ein wenig ab, diese erstarren schlagartig zu einem Wachs. Das aber nimmt weniger Raum als das Öl ein, der Kopf schrumpft ein wenig und der Walkörper ist plötzlich schwerer als das Pazifikwasser. Wie ein Bleigewicht zieht es erst den Pottwalkopf und dann den gesamten Körper in die Tiefe. Langsam taucht die gigantische Schwanzfluke des riesigen Tieres aus den Wellen, Sturzbäche rinnen von ihr ins Meer. Dann versinkt auch die Fluke unter Wasser und der Pottwal beginnt eine neue Jagd auf Riesenkalmare.
Mit geöffnetem Maul schwimmt dieser Pottwal in den Tiefen des Meeres. Der riesige Kopf des Wals kann bis zu einem Drittel seiner Gesamtlänge ausmachen
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(c) picture-alliance/Okapia
Nahrhafter Unterwasserregen
Abgestorbene Organismen ernähren die Tiefsee
Lange hielten Forscher die Tiefsee zumindest in größeren Tiefen für öde und bar jeden Lebens. Denn bereits in den meisten Regionen der oberen Wasserschichten der Hochsee gibt es nicht allzu viel Leben, weil wichtige Spurenelemente wie Eisen dort kaum vorkommen.
Blaulicht in der Tiefe
Immerhin fällt in die oberen Wasserschichten noch einiges Sonnenlicht, das „Phytoplankton“ genannte winzige Algen und Bakterien nutzen, um mit seiner Hilfe die Bausteine und die Energieträger des Lebens herzustellen. Das klappt in den ersten 200 m Tiefe unter dem Meeresspiegel recht gut, dort gibt es daher relativ viel Leben. Fische, Krebse und Tintenfische ernähren sich in dieser Zone vom Phytoplankton oder von kleineren Tieren.
Unter 200 m beginnt dann die eigentliche Tiefsee. Bis in 1000 m dringt noch ein wenig blaues Licht, das aber nicht mehr genügend Energie liefert, um höhere Pflanzen zu ernähren. Allenfalls geringe Mengen Plankton schwimmen dort, nur wenige Fische und andere höhere Organismen leben in dieser Zone.
Quastenflosser
Alle höheren Organismen in größeren Tiefen sind wahre Energiesparwunder, weil sie wenig Nahrung finden. Normale Energieverbraucher würden dort schlicht verhungern, sie jagen daher nur in den oberen Wasserschichten, die von Leben wimmeln. Quastenflosser dagegen lassen sich bewegungslos mit der Strömung entlang der Steilhänge vor den Komoren im Indischen Ozean in Tiefen zwischen 200 und 500 m langsam treiben, allenfalls leichte Bewegungen der Flossen bugsieren zwei Zentner Fisch in die gewünschte Richtung. Nur wenn sie ein Beutetier entdecken, kommt Leben in den Organismus, um die Beute schnell zu fangen. Im Durchschnitt genügen dem 100 kg schweren Fisch 10 – 20 g Beute am Tag, um gut über die Runden zu kommen. Ein Quastenflosser benötigt also nicht einmal 1 % der Energie, die ein gleich großer Thunfisch verbrennt
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Secondhand-Leben
Unter 1000 m ist dann auch der letzte Lichtstrahl verschwunden. Allenfalls ein paar Bakterien und wenige Fische leuchten dort, weil sie in speziellen Organen und Organellen selbst Licht erzeugen, mit dem sie z. B. Beute, aber auch Geschlechtspartner anlocken. Manche Organismen aber kommunizieren mit diesen Leuchtsignalen auch mit ihren Artgenossen oder warnen sie vor Angreifern.
Ohne Sonnenlicht aber gibt es in den meisten Bereichen der Tiefsee nur noch eine Art Secondhand-Leben: Würmer und Muscheln, Schwämme, Seeanemonen und Seegurken leben dort von den Resten der Lebewesen, die aus höheren Wasserschichten nach unten rieseln, sobald dort oben ein Lebewesen das Zeitliche gesegnet hat. Nur ganz oben gibt es genug Licht, um das Leben in Schwung zu halten, im Dunkel der Tiefe dagegen beschränken sich die Organismen auf die Jobs Müllabfuhr und Totengräber.
Was natürlich nicht heißt, dass ein Tiefseeökosystem langweilig wäre. Ganz im Gegenteil: Sinkt der Kadaver eines verendeten Wals in die Tiefe, tauchen wie aus dem Nichts Fische und viele andere Lebewesen auf, die rasch nicht viel mehr als die Knochen übrig lassen, bevor sie wieder in das Dunkel ihres Lebensraums verschwinden.
Die Unterwasseraufnahme zeigt eine rote Seegurke mit ihren verzweigten Tentakeln. Viele Seegurkenarten sind Sedimentfresser und daher auch als „Meeresstaubsauger“ bekannt
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Buntmetalle in der Tiefsee
Wie Manganknollen entstehen
Als die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover sich im Sommer 2006 für 250 000 US-$ die Schürfrechte auf zwei Flächen im Pazifik sicherte, die mit zusammen 75 000 km 2 ein wenig größer als das Bundesland Bayern sind, hatte sie weder Gold noch Edelsteine oder gar Erdöl im Auge. Die Geoforscher suchen
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