Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
möglich in die Augen fallen lässt, verleiht ihnen vollends das Aussehen von Geistererscheinungen.
Leuchtende Angeln
Viele Anwärter auf den Titel „bizarrstes Tiefseemonster“ finden sich unter den Anglerfischen. Mehr als 100 Arten dieser Tiere haben Biologen inzwischen in den stockdunklen Tiefen der Ozeane entdeckt. Ihren Namen haben diese Fische von einem langen Fortsatz über dem Maul. Am Ende dieser Angel sitzt ein rundlicher Köder, der von leuchtenden Bakterien erhellt wird. Von den Lichtsignalen lassen sich viele Tiefseetiere dazu verführen, neugierig näher zu schwimmen. Das aber ist keine gute Idee. Denn dicht hinter dem schimmernden Köder sitzt ein hungriges Maul. Flinke Jäger sind Anglerfische jedoch nicht. In den lichtlosen Tiefen ist Beute schließlich nicht allzu dicht gesät. Ein richtig aktives Leben, das viel Energie verbraucht, können sich die schwimmenden Räuber daher nicht leisten. Entsprechend langsam und träge bewegen sie sich, Verfolgungsjagden sind da aussichtslos. Also müssen sich die Tiefseeräuber auf ihre lockende Lichtangel verlassen, um ihren Magen zu füllen. Und sie können nicht wählerisch sein. Möglichst jedes unvorsichtige Opfer, das auf die Leuchtsignale hereinfällt, muss auch verschlungen werden. Daher haben viele Anglerfische ein riesiges Maul mit kräftigen, scharfen Zähnen und einen sehr dehnbaren Magen, der auch vor großen Leckerbissen nicht kapituliert.
Männliche Parasiten
Am Körper eines großen Anglerfischs hängen oft ein oder mehrere kleinere Fische. Lange haben Biologen gerätselt, was es mit diesen Parasiten auf sich hat. Bis sie die merkwürdigen Anhängsel schließlich als Anglerfischmännchen identifizierten. Diese sind viel kleiner als die Weibchen, dafür aber deutlich beweglicher. Auf der Suche nach einer Partnerin lassen sie sich von den Lichtsignalen der Angel und von chemischen Signalstoffen leiten
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Haben sie ein Weibchen gefunden, beißen sie sich an seinem Bauch fest und werden vollständig von ihm abhängig. Der weibliche Kreislauf versorgt das Männchen mit, das im Gegenzug sein Sperma zur Verfügung stellt
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Deutlich ist auf diesem Foto eines Anglerfischs in der Tiefsee der leuchtende Köder am Ende seiner Angel zu sehen
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(c) picture-alliance (Helga Lade)
Giganten ohne Skelett
Riesenkalmare jagen in der Tiefe
Die riesigen Augen zeigen einem Biologen sofort, wo der große Tintenfisch zu Hause sein muss: In große Wassertiefen dringt Sonnenlicht gar nicht mehr oder kaum vor. Dort unten gibt es nur das schwache Licht, das verschiedene Organismen selbst erzeugen. Nur sehr große Augen aber können ausreichende Mengen dieses schwachen Lichtes einfangen, um daraus wichtige Informationen zu ziehen: Wo befindet sich der Sender dieses Lichtes, wie groß ist er, wäre er eine gute Beute oder könnte er einem selbst gefährlich werden? Nur wer sich in großen Tiefen orientieren muss, hat daher so große Augen wie ein Riesenkalmar aus der Familie der Architeuthidae oder gar der Kolosskalmar
Mesonychoteuthis hamiltoni
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Riesenkraken
Meist meinen Laien Riesenkalmare, wenn sie von Riesenkraken reden. Dabei sieht man den Unterschied sofort: Kalmare haben zehn Arme, Kraken nur acht. Die Größe allein ist allerdings kein Unterscheidungsmerkmal, Riesenkraken können genau wie Riesenkalmare mit ihren Fangarmen viele Meter lang sein. Eine recht gut untersuchte Art der Riesenkraken lebt im Nordwesten des Pazifiks und hat den wissenschaftlichen Namen
Enteroctopus dofleini.
Mit Muskelkontraktionen steuern die Tiere die Oberfläche ihrer Haut und darin eingelagerte Pigmentzellen. So können sie ihre Farbe, Musterung und Oberflächenstruktur perfekt an die Umgebung anpassen und anscheinend mit ihr verschmelzen. Riesenkraken gelten als sehr intelligent, in Experimenten haben lebend gefangene Pazifische Riesenkraken selbst schwierige Aufgaben wie das Öffnen eines Glasdeckels gemeistert, um an eine dort schwimmende Beute heranzukommen. Garnelen, Krabben, Muscheln und Fische gehören zu den Leibspeisen der Riesenkraken und werden mit dem harten Schnabel zerquetscht
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Unbekannte Monster
Wie von den meisten Tieren der Tiefsee aber wissen moderne Meeresbiologen auch von den Riesenkalmaren kaum etwas. Erst als Fischer ihre Netze auch in Tiefen unter 300 m auswarfen, holten sie die ersten Riesenkalmare an Bord. Den Rekord halten wohl neuseeländische Fischer, die vor der Antarktis Seehechte aus dem Wasser holen wollten. Am 22. Februar 2007 aber hatte sich in
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