Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
Wasser, es war in diesem Sommer viel zu trocken. “
„Aber es hat doch vorgestern erst geregnet. “
„Leider nicht hier. Das geht schon seit Wochen so. Über den Wäldern regnet es ständig und in Little Fortuneswell überhaupt nicht. Es ist wirklich ärgerlich. “
Gretchen tätschelte Seths Arm und ließ ihn mit dem Wasserschlauch allein. Zuerst goss er artig die Beete und Bäume, aber schon bald kamen die Hühner immer näher an ihn heranstolziert, sodass er in einem Anfall von Gemeinheit einen Sprühregen auf sie niedergehen ließ. Seth lachte, als sie gackernd davonrannten, nur um sich wenig später wieder vorzuwagen. Er merkte bald, dass das eine Art Spiel für sie war und sie ihn regelrecht provozierten. Am Ende der Bewässerungsaktion folgten sie ihm durch den ganzen Garten, rupften zufrieden gluckernd Gras und Löwenzahn aus und scharrten nach Regenwürmern und anderem Getier.
„Na, die hatten aber Spaß mit dir “, bemerkte Gretchen, als er zurück in die Küche kam und sich die Hände über dem Waschbecken wusch. „Du hast sogar eine Verehrerin mitgebracht.“ Es war Lucy, die langsam hineinstolziert kam und arrogant tuckerte. „Da tut es einem fast leid, ihre Eier aufzuschlagen, was?“
„Darf sie denn drinnen bleiben, oder soll ich sie rausscheuchen? “
„Lass sie ruhig, sie weiß sich zu benehmen “, sagte Gretchen. „So, und jetzt schau mal her. Während du draußen warst, habe ich Schnittlauch und Petersilie geerntet. Die beiden Kräuter machen sich besonders gut in einem Omelett, finde ich. Da hast du das Messer, hack bitte alles in kleine Stücke. Danach rühren wir es in die aufgeschlagenen Eier.“
Seth tat, was sie ihm auftrug. Während er ungeschickt zerkleinerte, holte Gretchen Marmelade, Butter und Käse aus dem Kühlschrank und richtete ein Tablett und den Geschirrkorb her. Danach hieß sie Seth, allerlei Gemüse in Scheiben zu schneiden.
„Das sieht total gut aus, Mrs. G“, sagte er, nachdem alles hübsch angerichtet war. „Meine Eltern machen sich nie solche Mühe.“
„Das Auge isst mit “, war ihre simple Antwort. „Außerdem braucht Charlie gesunde Sachen, damit er sich erholen kann. Er tut so tapfer, aber es geht ihm wirklich ziemlich schlecht. Ein einziger Apfel am Tag hilft da nicht mehr, den Doktor auf Abstand zu halten.“
Seth konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal freiwillig einen Apfel gegessen hatte, geschweige denn an mehreren Tagen hintereinander. „ Ich hoffe, es klappt“, murmelte er unbeholfen.
„Wir auch. Aber wie dem auch se i, wir machen jetzt das Omelett. Du hast bestimmt richtig Hunger.“
Gretchen zeigte Seth ganz genau, wie er das Ei würzen und mit den Kräutern vermengen sollte, und dass er keine Angst davor haben musste, reichlich Pilze und zerteilte Kirschtomaten in die blubbernd bratende Masse zu werfen. Es duftete fantastisch, das musste Seth ihr lassen, und wenn es nur halb so gut schmeckte, wie es roch, war er zufrieden.
Charlie gab Seth vor dem Frühstück ganz altmodisch die Hand, obwohl sie sich schon aus der Entfernung begrüßt hatten.
„Hast dich von meiner Frau locken lassen, was? “, fragte er und roch genießerisch an einer Scheibe des noch warmen Brotes. „Pass bloß auf, irgendwann gehst du auch so einer ins Netz.“ Er grunzte, als Lucy auf das Bett flatterte und sich auf seinen Füßen niederließ.
Seth zuckte mit den Achseln. „Wäre doch nicht übel. “
„Gibt Schlimmeres “, stimmte der alte Mann zu. Misstrauisch stocherte er im Omelett, aber nachdem Seth seines mit Genuss verschlang, machte er damit ebenfalls kurzen Prozess. „Ich habe gehört, du hast dir das Kräuterbuch meiner Frau gegriffen? Wie gefällt es dir?“
„Ist interessan t, Sir“, brachte Seth zwischen zwei Bissen hervor. „Aber ich könnte gerade eher das andere brauchen.“
„Das über dieses übernatürliche Kruppzeug? “ Charlie lachte bellend. „Sag bloß, du glaubst an diesen Mist?“
„Uhm, naja … vielleicht?“
„Das hast du mir gar nicht erzählt “, sagte Gretchen und legte besorgt ihre Gabel beiseite. „Was ist passiert?“
„Nichts, ich wohne nur irgendwie mit einem “, Seth schluckte, „einem Geist zusammen.“
„Einem Geist! “, krähte Charlie. „Bei meiner Ehre, damit machst du meine Gretel glücklich!“
Gretchen sah hingegen gar nicht glücklich aus. „Oh weh, oh weh, hätte ich das nur früher gewusst. Ist er dir wohlgesonnen, oder macht er Ärger? “
Erleichtert,
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