Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
passte.
„Kommst du oft her?“, fragte Seth. „Oder gerne ?“
Rob lächelte. „Ah, da spricht das Großstadtkind aus dir. Washington ist es nicht, da studiere ich nämlich und den Akzent kenne ich. Hm, vielleicht Philadelphia? “
„New York. “
„Ah, ja, da kann ein kleines Nest wie Blackwood Springs natürlich nicht mithalten. Aber um deine Frage zu beantworten: Meine Familie lebt in Texas, das ist meistens zu weit für ein langes Wochenende, deshalb hat mein Schwesterherz den schwarzen Peter gezogen. “
„Und wie ist es hier so? Ich bin erst seit einer Woche hier, ich hab noch nichts gesehen. “
„Kommt drauf an, wen du fragst “, entgegnete Rob mit einem schiefen Lächeln. „Meine Schwester liebt es. Sie mag die Natur und die Herausforderung, in einer Kleinstadt ein Sonderling zu sein. Ich komme nur her, wenn ich mal eine Pause vom Campusleben brauche. Wie es als Schüler ist … keine Ahnung.“
Seth ließ den Kopf gegen die Sitzlehne fallen. „Mrs. Gs Mann hat gesagt, dass viele Leute nicht so cool sind. “
„Er hat nicht ganz Unrecht. Sie mögen keine Fremden, das habe ich schon am eigenen Leib gespürt. “ Rob zuckte mit den Schultern. „Nimm es dir einfach nicht zu Herzen, es ist sicher nichts Persönliches.“
„Leichter gesagt, als getan. “
„Tja, die High School kann ätzend sein. “
Sie fuhren auf der Hauptstraße in Blackwood Springs hinein. Mit Robs altem Auto erregten sie Aufmerk samkeit, ganz besonders bei derselben Gruppe Jugendlicher, die Seth gestern schon so aufdringlich angestarrt hatte.
Rob bekam mit, wen er so düster ansah und seufzte. „Ich bin sicher nicht cool genug, um dir Tipps zu geben, aber wenn du einen guten Rat willst, dann stell dich besser gut mit denen da. “
„Wer sind die? “
„Die gehören zum Blackwood-Clan, und das meine ich wörtlich. Mindestens zwei Dutzend Familien hier gehören dazu, alle mehr oder weniger miteinander verwandt. Die halten zusammen, und wenn dich einer von denen nicht leiden kann, wirst du es schwer haben, mit den anderen Freundschaft zu schließen. “
„Woher weißt du das? “
„Claire hält mich auf dem Laufenden. Und bei ihr klingen die Neuigkeiten aus dem Kaff sogar spannend. “ Rob bog in Seths von Bäumen gesäumte Straße ab und zählte die Hausnummern. Vor der Dreizehn hielt er mit quietschender Karosserie an. „Da wären wir schon. Ihr habt ein schönes Haus.“
„Meine Eltern haben es ausgesucht “, entgegnete Seth lustlos und schnallte sich ab. „Auf einige der Extras hätte ich verzichten können.“
„Ist doch meistens so. “
„Ja, wahrscheinlich. “ Seth stieg aus und schlug die Wagentür zu. „Danke fürs Fahren, Mann.“
„Nichts zu danken, Seth. Vielleicht sehen wir uns ja noch mal, bevor ich zurück an die Uni muss. “
Er fuhr weg und Seth vergeudete ein paar Minuten damit, sich auf die kniehohe Trockenmauer vor dem Haus zu setzen und die menschenleere, in Licht und Schatten getauchte Straße zu betrachten. Rob hatte Recht, es war wirklich ganz schön hier, wenn man die Ruhe mochte.
Sein Handy vibrierte. Seth fischte es aus der Hosentasche und las die Nachricht. Dann sah er auf. Die vier Jugendlichen von eben kamen in geschlossener Formation die Straße entlang und direkt auf ihn zu.
„Hast Recht, Clyde, es ist definitiv Zeit, reinzugehen “, murmelte Seth. Er sprang auf, ging zur Vordertür hinein und versuchte, sich nicht wie ein verfolgtes Reh zu fühlen – oder wie ein Footballspieler, der kurz davor stand, von der gegnerischen Mannschaft zerquetscht zu werden.
„Hey “, rief sein Vater aus dem Wohnzimmer. „Du bist ja schon wieder da. Wie war’s?“
„Cool, Dad. Aber jetzt brauch ich erst mal eine Dusche. “ Seth war schon ein paar Stufen hinaufgerannt, als sein Vater ihn zurückpfiff.
„Warte kurz. “ Dave wuchtete sich von der Couch hoch. „Ich habe dein Rad reparieren lassen, hat nicht lange gedauert. Nur für den Fall, dass du morgen raus willst.“
„Danke. Was soll ich dafür tun? “ Seth sah misstrauisch über seine Schulter zur Eingangstür. Bei dem Gesichtsausdruck, den der größte der Kerle gehabt hatte, würde er ihm zutrauen, einfach hineinzuplatzen und ihm eine zu verpassen.
Sein Vater lächelte. „Nichts. Du hast Glück gehabt. Ursprünglich wollte deine Mutter, dass du ihr beim Unkraut jäten hilfst, aber nach dem Regen gestern sprießt das Zeug wie verrückt, es hätte keinen Sinn. Sie engagiert jetzt einen Gärtner.
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