Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
ein professioneller Athlet. Seine Klappe hielt er trotzdem nicht. „Ich kenne dich überhaupt nicht, du Penner. “
„Seth, vielleicht solltet ihr- “
Die Tür zum Behandlungszimmer wurde aufgerissen und eine Frau in den späten Zwanzigern stürmte heraus. Die trug einen weißen Arztkittel und hatte ihr langes, blondes Haar zum Zopf geflochten. Wäre ihr Gesicht nicht vor Wut rot angelaufen, hätte Seth sie hübsch gefunden.
„ Kann mir mal jemand sagen, was der Lärm soll?“, fauchte sie und betonte jedes Wort überdeutlich. „Ich habe da drin einen Patienten mit Herzproblemen, Herrgott noch mal!“
„Er war’s. Ich wollte ihn gerade rausbringen “, sagte Ira mit falscher Freundlichkeit und reckte das Kinn in Seths Richtung.
Rob schüttelte den Kopf und die Frau verengte die Augen zu Schlitzen.
„Du hältst mich wohl für bescheuert, Ira Blackwood. Raus mit dir, und wehe, ich erwische dich noch mal dabei, wie du jemanden schikanierst! Deine Eltern werden davon hören, verlass dich drauf.“
„Aber- “
„Zwing mich nicht, das Doggie-Spray rauszuholen. “ Sie deutete auf die Tür. „Raus!“
Ira ballte die Hände zu Fäusten. „Aber Claire, das ist der Bruder von- “
„Mich interessiert es nicht, wer er ist und was du für ein Problem mit ihm hast. “ Verblüfft verfolgte Seth mit, wie sie ihn unvermittelt am Ohr packte und zur Tür schleifte. „Komm erst wieder, wenn du dich benehmen kannst. Ich meine es ernst!“
Unsanft schubste sie Ira hinaus auf den Bürgersteig, holte sein Fahrrad und warf es ihm vor die Füße. Anschließend knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu.
„So.“ Sie atmete tief durch. „Und jetzt zu euch beiden. Rob, geh Kaffee und Erdbeeren kaufen. Ich brauche eine Pause. Und du“, sie maß Seth mit ihren durchdringenden, graugrünen Augen, „du stellst dein Fahrrad draußen ab und setzt dich auf deine vier Buchstaben, bis ich mit meinem Patienten fertig bin. Verstanden?“
Seth nickte hastig. Er wagte es nicht, sie aus den Augen zu lassen, aber glücklicherweise stapfte sie gleich zurück in ihr Behandlungszimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Er und Rob sahen sich sprachlos an.
„Tja “, sagte der und lachte nervös. „Jetzt hast du meine große Schwester kennengelernt.“
„Das ist deine Schwester? “
„Richtig. Ihr Name ist Claire. “ Rob atmete tief durch. „Wow. Uh, könntest du vielleicht … ?“ Er deutete auf seine missliche Lage.
„Oh! Klar, sofort. “ Seth schob das Rad zurück, sodass er aufstehen konnte. „Tut mir echt leid, Mann.“
„Schon gut, es ist ja nichts passiert. “ Rob lächelte schwach. „Es war ziemlich beeindruckend, wie du hier reingerast bist. Beinahe filmreif.“
Seth fühlte unangenehme Hitze in seine Wangen kriechen. „So was passiert mir erst, seit ich hier bin. “
„Das ist noch gar nichts “, meinte Rob. „Also, wie trinkst du deinen Kaffee?“
oOo
Eine Viertelstunde später saß Seth mit Rob und Claire in ihrem großen, mit Pflanzen beinahe überwucherten Behandlungszimmer und trank süßen Karamell-Latte aus dem Coffee Shop an der Main Street.
„Du weißt immer, wo es die besten Erdbeeren gibt “, seufzte Claire genüsslich und schob sich eine in den Mund.
„Was soll ich sagen, es ist eine Gabe. “
Claire leckte sich den Saft von den Lippen und lehnte sich vor. „Du bist also Seth Morgan. Ich habe ja schon einiges von dir gehört. “
Seth hob unbewusst die Schultern. „Wahrscheinlich nichts Gutes. “
„Kommt drauf an, wen du fragst. Die Blackwoods sind ein seltsamer Haufen, aber auf die würde ich nicht allzu viel geben. Die bleiben gerne unter sich. “
Rob schnaubte in seinen Milchschaum. „Ist bloß nicht so einfach, die Stadt gehört praktisch ihnen. “
„Stimmt auch wieder. “ Claire betrachtete Seth erneut, diesmal jedoch ein ganzes Stück freundlicher. „Es war wirklich clever, zu mir hereinzukommen. Daran wird Ira noch eine ganze Weile zu knabbern haben.“
„Ich frage mich wirklich, was ich ihm getan habe “, murmelte Seth und nahm sich eine Erdbeere.
„Er kann dich einfach nicht riechen “, kicherte sie. „So etwas kommt vor.“
„Und was mache ich jetzt? Sobald ich hier raus bin, kommt er doch bestimmt wieder an. “
„Das glaube ich weniger. “ Triumphierend leerte sie ihren Becher. „Ich habe nämlich beschlossen, mir an meiner Tante ein Beispiel zu nehmen und dir einen Job zu geben. Er wird es nicht wagen, dir auf den Sack zu gehen,
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