Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
laut Namensschild Jos, und betrachtete die Auswahl mit unverhohlener Neugier. „Sieht ja spannend aus, was hast du damit vor?“, fragte er.
„Nur ein kleines Projekt für mein neues Zimmer. “
„Ach, du bist der Neue! Hi, willkommen in Blackwood Springs. Du heißt Seth, richtig?“
„Ihr wisst echt gut Bescheid in dieser Stadt “, bemerkte Seth resigniert.
„Na klar, wann kommt schon mal eine ganze Fernsehproduktion in einen Ort wie diesen? Jeder kennt Haileys und deinen Namen.“ Der Junge schob seine Brille hoch. „Das klang jetzt irgendwie unheimlich, aber du weißt, was ich meine, oder?“
„Ja, ich fürchte schon. “
„Wenn du irgendwas brauchst, sag mir Bescheid. Wir können dir alles besorgen. Mein Dad hat nämlich Beziehungen . Und falls das Fernsehteam was braucht … wir sind immer erreichbar.“
Seth starrte ihn an. Jos blickte erwartungsvoll zurück.
„Ich kann dir unseren Katalog mitgeben, wenn du willst “, beharrte er.
„Na schön, ich gebe ihn meiner Mom. Aber versprich dir nicht zu viel davon.“
„Super, du hast was gut bei uns. “ Jos las die Preise an Seths Sachen ein. „Das macht vierzehn Dollar und neunundsiebzig Cent. Wir haben Bonuskarten für Stammkunden. Wenn du zehn Stempel gesammelt hast, gibt es zehn Prozent Rabatt auf den ganzen nächsten Einkauf.“ Er packte die Einkäufe und eine gestempelte Karte in eine braune Papiertüte. „Falls du noch mal was brauchst.“
„Ja, danke …“
„Gern geschehen. Hör mal, wir sehen uns bestimmt nächste Woche in der Schule. Ich könnte dich rumführen und dir alles zeigen, wenn du willst. “
Eigentlich hatte Seth keine Lust darauf, mit so einer überfreundlichen Quasselstrippe gesehen zu werden, aber noch viel weniger Lust hatte er, dem Blackwood-Clan allein gegenüber zu stehen.
„Ja, wieso nicht? “, sagte er daher und nahm die Tüte entgegen. „Wo treffen wir uns?“
„Wie wäre es mit dem Sekretariat? Das ist gleich vorne am Eingang, das kannst du nicht verfehlen. “
Seth stimmte zu und verabschiedete sich, bevor Jos auf die Idee kam, dass er noch länger mit ihm reden wollte.
Zu Hause angekommen stellte er aufgeregt fest, dass seine Lieferung entgegen aller Erwartungen tatsächlich schon da war. Er schleppte das Paket die Treppe hinauf und wuchtete es in seinem Zimmer auf den Couchtisch. Bevor er es jedoch mit seinem Taschenmesser öffnete, fühlte er bewusst die Luft im Zimmer. Es war nicht kühl und Clyde somit nicht anwesend.
Seth nutzte die Gunst der Stunde, schlitzte das Paket auf und holte kiloweise rosafarbene Salzbrocken heraus. Er konnte drei bis vier davon bequem in die Hand nehmen; sie hatten die perfekte Größe für das, was er geplant hatte.
„Dad? “, rief er durch die geschlossene Bürotür seines Vaters. „Ich brauch mal deinen Mini-Bohrer. Ich leg ihn nachher zurück, okay?“
„Okay “, kam es dumpf zurück.
Hastig rannte Seth barfuß die Treppe herunter, hinein in die Garage und dort direkt zu den an der Wand ordentlich ausgestellten Werkzeugen. Er brauchte den Mini-Bohrer nur zu nehmen, nicht einmal die dazugehörigen Bohrköpfe musste er suchen, weil der passende schon steckte.
Wieder zurück in seinem Zimmer breitete Seth eine alte Zeitung auf dem Boden aus, holte die Angelschnur und die Feilen und maß die Wände danach mit einem Zollstock aus.
„Auf geht’s “, sprach er sich selbst Mut zu. „Du kannst das.“
Gretchens roséfarbenes Buch diente als Referenz, als er begann, die Salzkristalle nach Form und Größe zu sortieren. Allein damit war er ewig beschäftigt, doch die richtige Arbeit begann erst mit dem Bohren der Löcher. Seth, der noch nie außerhalb des Werkunterrichts an der Schule mit Werkzeug zu tun gehabt hatte, hatte Mühe, seine Salzkristalle nicht zu ruinieren. Nach ein paar mehr oder minder gelungenen Löchern wurde er jedoch sicherer und genoss es, die Angelschnur durch die fertigen Kristalle zu ziehen.
Gegen acht klopfte sein Vater an seine Tür und steckte nach Seths Einladung den Kopf ins Zimmer.
„Was ist denn hier los? “, fragte er überrascht. „Was soll das werden?“
„Eine Salzgirlande “, entgegnete Seth und fädelte den letzten Kristall des Tages auf. „Sieht ganz gut aus, was?“
„Sicher, aber wofür ist das gut? “
„Die Luft “, sagte Seth schnell und klopfte sich innerlich auf die Schulter. „Hab gelesen, dass man damit besser atmen kann.“
„Hast du denn Probleme damit? “
„Duh, wir kommen aus New
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