Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
ist doch so was wie ein Job, oder nicht?“
Sein Vater schüttelte den Kopf. „Nein, Kumpel, das ist kein Job. Das ist Hilfsbereitschaft. Ich bin stolz auf dich, nicht sauer. “
Der Knoten in Seths Brust lockerte sich ein wenig. „Wirklich? “
„Na klar! Das war bestimmt gruselig und nicht gerade das, was sie euch in der Ersten Hilfe beibringen. “ Dave legte ihm einen Arm um die Schultern und schob ihn zur Treppe. „Wie wäre es, wenn ich für uns Essen bestelle, und dann erzählst du mir alles darüber?“
Das tat Seth eine halbe Stunde später auch. Obwohl er gar nicht viel gemacht hatte, war sein Vater beeindruckt und erneuerte sein Versprechen, gleich nach der Fahrprüfung mit ihm zum Autohändler zu gehen.
„Was, wenn ich nicht bestehe? “, warf Seth zweifelnd ein.
„So ein Blödsinn. Du bist mit Nanas klappriger Karre durch ganz Manhattan gefahren, nie im Leben fällst du durch.“
Seth grinste und sein Vater stieß ihn an.
„Wenn dir ein Wagen dort gefällt, kannst du direkt alleine damit nach Hause fahren“, sagte er stolz. „Du wirst der erste in deinem Jahrgang sein.“
„Ja. Das ist irgendwie cool. “ Seth schob sein Gemüse in der Currysoße herum. „Aber was, wenn ich das mit Efrosini verbocke?“
Dave seufzte. „Dann verbockst du es eben. Du bist ein Junge, kein Arzt. Und die Lehrer dort wissen alle, was zu tun ist, oder nicht? “
„Das hoffe ich doch. “
„Na siehst du. Du bist nicht deren einzige Hoffnung, sondern nur ein weiteres Fallseil. Also, keine Panik. “
„Okay. Aber du sagst es Mom. “
„Kleiner Scheißer! “
Kapitel 18
Graues, trübes Licht streifte Seths ebenfalls graue, fahle Haut. Er wendete den Kopf, erst nach links, dann nach rechts. Alles war still. Der Baum vor seinem Haus stand wie erfroren.
„Clyde?“, flüsterte er. „Clyde!“
Der Geist antwortete nicht. Keine kühle Luft kündete von seiner Gegenwart und kein Gegenstand bewegte sich zum Zeichen, dass er zuhörte. Seth schluckte trocken. Das Geräusch hallte in seinen Ohren und brennender Durst kratzte ihn in der Kehle.
„Hallo?“, versuchte er es wieder. Vorsichtig stieg Seth aus dem Bett, trat behutsam über Bücher, abgelegte Kleidung und einen einzelnen Schuh. Von seinem Nachttisch nahm er das Athame – eine klägliche Waffe, aber besser als nichts.
Das Türschloss gab lautlos nach, als er die Klinke herabdrückte. Im Flur herrschte Grabesstille. Unter Haileys Tür kam kein Lichtschein hindurch. Das war seltsam, denn seine Schwester schlief immer mit brennender Nachttischlampe, und sie war spät am Abend noch heimgekommen.
„Hailey?“, zischte er. Furcht kroch in seine Hände und Füße, ließ sie taub und kühl werden. „Bist du da?“
Er stieß ihre Tür auf, wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass das wenige Licht die Finsternis vertrieb, und dass seine Schwester ihm irgendetwas an den Kopf werfen würde.
Doch es geschah …
Nichts.
Das Zimmer war leer.
Haileys Bett war gemacht, ihr Schreibtisch ordentlich aufgeräumt. Es sah aus, als sei sie seit Monaten nicht hier gewesen.
„Hailey!“ Seths Stimme hallte durch den Raum. Er drehte sich um, tapste den Flur entlang zum Schlafzimmer seiner Eltern und klopfte auch dort an die Tür. „Dad? Mom?“
Niemand reagierte. Das Zimmer war ordentlich, aber verlassen, genauso wie das seiner Schwester.
Zurückweichend rief er: „Wo seid ihr? Dad! Mom? Verflucht noch mal, Clyde !“
Die Treppe ächzte und knarrte, als er die Stufen herunterpolterte. Auch die unteren Räume waren alle verlassen. Das ganze Haus sah aus wie ein Vorzeigeobjekt, das nie bewohnt gewesen war.
Gruselig. Unheimlich. Seelenlos.
Das erste Geräusch, abgesehen von seiner eigenen, zunehmend ängstlicher werdenden Stimme war das leise Rauschen der Baumkronen draußen. Seth machte die Haustür auf und sah in die schwarz-weiße Nacht hinaus. Wie befürchtet war es auch auf der Straße in beiden Richtungen menschenleer.
Wobei … was ist das?
Am Gartenzaun meinte Seth, einen Schatten auszumachen, der zu keinem Gegenstand zu gehören schien. Der aus groben Schiefersteinen gelegte Weg zum Haus war warm unter seinen nackten Füßen, doch jenseits des Gartenzauns waren sämtliche Autofenster von Raureif überzogen.
„Hallo?“, fragte er unsicher.
Er spricht! Der Schatten schoss heran, bis er direkt am Gartentor klebte. Die Worte wurden dutzendfach gewispert, wie ein Echo in einer Schlucht.
„Wer bist du? “ Seth wich etwas
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