Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
mir leid. “ Seth schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. „Ich muss Claire anrufen.“
„Ich würde dir auf die Beine helfen, wenn ich könnte. “
„Schon okay. “ Seth seufzte tief und stand ungelenk wieder auf. „Wie bist du oben eigentlich rausgekommen?“
„Ich weiß nicht. Plötzlich war eine kleine Lücke in der Girlande. “
Kopfschüttelnd schlurfte Seth die Treppe hoch und schloss sich wieder in seinem Zimmer ein. Clyde zeigte ihm die Stelle und er schloss sie sofort, bevor ihm etwas dazwischen kommen konnte. Danach spähte er auf die Straße, wo noch immer Kenny und Sunny standen. Von den Geistern fehlte jedoch bestimmt die Hälfte, und die andere Hälfte sah aus, als wäre sie hin- und hergerissen zwischen Angriffslust und einer Heidenangst.
„Ich wünschte, das wäre ein Traum“, murmelte Seth. Er nahm sein Handy und suchte Claires Nummer aus dem Adressbuch. Wenn das so weiterging, musste er sie bald auf Kurzwahl legen.
Sie meldete sich nach fünf ewig langen Freizeichen mit verschlafener Stimme. „Was ist los, Seth? “
„Ich kann verdammt noch mal tote Leute sehen, und sie feiern bei mir eine Party “, platzte es aus ihm heraus. „Claire, was soll das alles? Was wollen die von mir?“
Sie schwieg so lange, dass er schon begann, sich Sorgen zu machen. Endlich flüsterte sie: „Das darf ich dir nicht sagen, aber ich verspreche, ich tue alles, was ich kann. “
„Ich komme morgen Nachmittag vorbei “, herrschte er. „Und ich bringe jemanden mit.“
„Seth …“
„Wir sehen uns. “ Seth legte auf und wischte sich über das Gesicht. Er fand Clyde am Fenster wieder. „Sind sie noch da?“
„Es werden weniger. Da ist ein Licht, da gehen einige hinein. Es sieht schön aus. “
„Ich hoffe, es führt zur Hölle. “
Clyde hob die Schultern. „Wer weiß. “ Er trat vor den Laptop und ließ ihn hochfahren. „Geh pennen, das wird morgen kein Spaß.“
„Ich weiß nicht, ob ich kann. “ Trotzdem legte Seth sich hin. „Danke.“
„Wofür? “
„Dass du da bist. Alleine würde ich durchdrehen. “
Leise lachend öffnete Clyde den Internetbrowser. „Ist zu zweit immer noch scheiße. “
Seth starrte das Schattenfensterkreuz an der Zimmerdecke an. „Weißt du, was noch scheiße ist? “ Clyde schüttelte den Kopf. „Wenn ich morgen aufwache, kann ich dich wahrscheinlich nicht mehr sehen.“
„Hey, das ist cool. Du kannst doch immer noch diese Kreisnummer abziehen. “
Ein kalter Hauch streifte Seths überhitzte Stirn. Müde blinzelte er den Geist an, der sich vor seinem Bett aufgebaut hatte. „Stimmt. Ist aber nicht das Selbe. “
„Besser als nichts, Kumpel. “
Seth konnte kaum fassen, dass er ihm zustimmte.
oOo
Der ganze nächste Schultag ging an Seth vorbei wie ein Schwarzweißfilm, den man nur nebenbei laufen ließ. Er saß im Unterricht und kritzelte unleserliche Notizen in s einen Schreibblock, redete mit seinen Freunden und tat Jos’ neuestes, düsteres Tageshoroskop als Unsinn ab. Während er dabei war, kam er sich ziemlich geistesgegenwärtig vor, doch sobald die letzte Stunde vorbei und er auf dem Fahrrad zu Claires Praxis unterwegs war, konnte er sich an nichts mehr erinnern.
„Hey “, grüßte Angelika ihn vorn im Empfangsbereich. „Setz dich, Claire ist gleich mit ihrem letzten Patienten fertig.“
Seth nickte. Er holte Sunnys Visitenkarte aus seiner Hosentasche und schickte ihr eine SMS mit der Adresse der Praxis. Während er wartete, trank er drei Becher gekühltes Wasser, schrieb auf, was ihm von letzter Nacht in Erinnerung geblieben war, und chattete lustlos mit seinen Freunden in New York. Aus dem Augenwinkel sah er etliche Schüler am Schaufenster vorbeigehen und ihn eindringlich mustern, doch er weigerte sich, ihnen Beachtung zu schenken. Erst, als zwei Paar Füße in Flipflops am Boden vor ihm auftauchten, sah er wieder auf.
„Hey “, grüßte er. „Ihr seid wirklich gekommen.“
Kenny lächelte auf seine träge Art. „Na klar, Mann. War gestern eine irre Nacht.“
„Konntest du schlafen? “, fragte Sunny besorgt. „Die waren wirklich sehr unhöflich. Das hätte jeden erschreckt.“
Sie setzten sich links und rechts von Seth und betrachteten das Wartezimmer. Zwei junge Männer um die zwanzig kamen aus Claires Behandlungszimmer und sahen wie magnetisiert zu Seth hin.
„Yo“, grüßte der eine.
Der andere grollte: „Wir sehen uns, Morgan. “
Dann waren sie verschwunden und Claire holte sie zu
Weitere Kostenlose Bücher