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Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)

Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)

Titel: Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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nach und sah, dass meine Füße auf den schlaffen Schultern des Besuchers ruhten.
    Genauer gesagt auf den Schultern seiner aufgedunsenen, mausetoten Leiche.

W HIT
    Unglücklicherweise brauste der Zug einfach an der verlassenen U-Bahn-Station vorbei, statt ordnungsgemäß anzuhalten. Doch wir hatten bereits einige Meter Vorsprung. Die Jagd ging weiter. Das knirschende Kreischen von Metall auf Metall ließ meine Zähne klappern, während ich das Gaspedal mit aller Kraft durchdrückte. Jeder Querbalken der Gleise schüttelte den Lieferwagen unerträglich durch.
    Mit der Zeit dämmerte mir, dass wir den Zug nie und nimmer abhängen konnten. In ein paar Sekunden würde er uns rammen, wahrscheinlich zur Seite schleudern und schließlich an der Betonwand des Tunnels zermahlen.
    Wir müssen in einen anderen Tunnel , dachte ich. Wir brauchen eine Abzweigung.
    Aber leider hatte ich keinen Schimmer, wie man eine Abzweigung herbeizauberte, und Mäuse-Wisty konnte mir im Moment auch nicht helfen. Ich konnte nicht mal klar denken. Meine ganze Energie ging dafür drauf, das bockende, bebende Lenkrad zu bändigen und das Gaspedal fast durch den Boden zu pressen.
    »Da!«, rief Emmet und deutete geradeaus. »Da! Siehst du’s, Whit?«
    Ja, ich sah es. Eine Abzweigung. Weiter vorne teilte sich das Gleis.
    »Wo lang?«, brüllte ich. »Wir wissen nicht, wo der Zug langfährt!«
    Emmet starrte panisch auf die Weggabelung, blass wie ein Geist. Natürlich hatte er genauso wenig Ahnung wie ich. Das Signalhorn des Zugs gellte uns weiter in den Ohren, als hoffte der Fahrer immer noch, dass wir endlich zur Vernunft kommen und verdammt noch mal den Weg freimachen würden.
    »Okay!«, schrie ich über das markerschütternde Getöse hinweg. »Okay! Ich glaub, ich hab eine Idee!«
    Wir rasten auf die Weggabelung zu. Der Zugscheinwerfer flutete den Wagen wie in einer überbelichteten Filmszene – wie in einer Szene, in der irgendwer abkratzt. Ich lenkte in den rechten Tunnel, streckte die linke Hand hinter mich und drehte sie ruckartig um.
    Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sich die Weiche unter unseren Rädern umstellte.
    Der heranrauschende Zug fuhr eine abrupte Kurve nach links und donnerte in den linken Tunnel. Er zischte davon wie ein Komet. Das Furcht einflößende Pfeifen wurde leiser und leiser, bis nur noch ein dumpfes Summen zu hören war.
    Ein letztes Holpern, dann blieben wir stehen, auch wenn ich sicherheitshalber den Motor laufen ließ. Mein Shirt klebte an meiner Haut, durchnässt von kaltem Schweiß.
    Hinten klammerten sich die Kids heulend aneinander. Emmet war weiß wie eine Alabasterstatue und schien sich nicht sicher zu sein, ob er vor Erleichterung weinen oder vor Übelkeit kotzen sollte. Margos Hände krallten sich immer noch ins Armaturenbrett wie Katzenklauen, bis sie endlich losließ und mich genauso fest an der Schulter packte.
    »Du hast es geschafft, Whit«, flüsterte sie. »Du hast uns das Leben gerettet.«
    Wir brauchten erst mal eine Pause, um von unserem Adrenalinrausch runterzukommen. Irgendwann vermischte sich Emmets aufgeregtes Plappern mit dem Jubel der anderen.
    »Das war die, äh, die Abzweigung, die ich gemeint habe!« Emmets Stimme zitterte immer noch. »Der Tunnel führt zum Portal, und das Portal bringt uns sicher in den Keller des Garfunkel’s.« Er lehnte sich zurück wie ein Überlebender eines Bombenangriffs.
    Hinten meldete sich eine kleine Stimme. »Fahren wir wirklich zum Garfunkel’s?«

Wisty
    Kreischend ließ ich das Seil los und knallte auf den Betonboden. Während sich meine Lunge langsam wieder mit Luft füllte, rollte ich mich auf den Rücken und blickte auf die aufgeblähte Leiche.
    Um den Hals des Besuchers hing ein Schild mit den großen, offiziellen Lettern der N.-O.-Verwaltung:
    VERSAGEN BEI DER AUSFÜHRUNG
    DER BEFEHLE DER NEUEN ORDNUNG
    FÜHRT ZUR BESEITIGUNG DESSEN,
    DER VERSAGT HAT!
    Sie hatten ihn erhängt, weil wir ihm entwischt waren.
    Als ich mich gerade fragte, ob mir der Typ leidtun sollte, wurde ich von mehreren fleischigen Pranken gepackt. Die kurz geschorenen, halslosen Schläger zerrten mich sehr unsanft hoch und warfen mich gegen die Mauer.
    Der Anführer wedelte mir mit einem Monsterfinger vor der Nase herum. »Hier. Entkommt. KEINER!«
    In meinem Inneren war etwas kaputtgegangen. Kinder-Wisty hätte vor lauter Temperament zugehauen. Schulschwänzer-Wisty hätte eine sarkastische Bemerkung gemacht – etwa dass ich nicht aus- , sondern eingebrochen war.

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