Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
zwischen ihren Händen. Nur ein Häufchen winziger Papierfetzen blieb von Tadino de Giorgis wertvollem Buch auf dem Boden zurück. »Niemand bewegt sich, sonst treten wir noch drauf!«, rief Cesco intuitiv.
Die fünf Kinder standen um die Reste des Buches herum und wussten nicht, was sie tun sollten.
Doch auf einmal fingen die Papierstückchen rot zu leuchten an und bildeten ganz langsam auf dem Boden eine seltsame Figur. Es schien ein Stab mit einer tropfenförmigen Spitze zu sein. Als das Leuchten aufhörte, kniete sich Nina hin. Behutsam legte sie ihre Hand mit dem sternförmigen Mal auf die Reste des Buches und sofort verschmolzen sie zu einer Figur aus rotem Wachs. Nina ergriff den merkwürdigen Gegenstand.
»Es sieht aus wie ein Pinsel!«, sagte sie überrascht. Und während sie ihn in der Hand hielt, bemerkte sie, dass die Wärme ihres Körpers ihn schmelzen ließ. »Bei allen Schokoladen der Welt! Ich kann ihn nicht festhalten!«, rief Nina und ließ den Pinsel schnell los.
In diesem Augenblick hörten sie ein seltsames Geräusch in den oberen Bücherregalen. Suchend sahen die Kinder nach oben und entdeckten einen merkwürdigen Gegenstand, der über ihren Köpfen schwirrte. Es war ein winziges Buch mit weißen Flügeln!
Die Flügel bewegten sich gleichmäßig und das außergewöhnliche Buch, nicht größer als ein Kolibri, ließ sich direkt neben der seltsamen, pinselförmigen Wachsfigur nieder. Es ließ die Flügel sinken und öffnete sich. Auf der ersten Seite stand in roter Schrift:
BERÜHRE MICH NICHT UND LIES STILL
Nina und die anderen wichen verblüfft zurück. In diesem Moment begannen sich die Seiten des fliegenden Buches wie von selbst umzublättern.
»Seht mal, die Seiten bewegen sich ...«, flüsterte Nina. Die Blätter wendeten sich langsam, und die Kinder sahen, dass der in edler Handschrift verfasste Text von einer ziemlich sonderbaren Sache handelte: der Kosmischen Geometrie.
Fiore und Dodo blieb der Mund offen stehen, Roxy und Cesco drückten sich aufgeregt aneinander, und Nina machte ein Zeichen, sich auf den Boden zu setzen und das Buch zu lesen, das in einfachen Worten die komplizierte Materie erklärte:
Würfel, Dreieck, Pyramide, Linien und Punkte. Alle Formen können gut oder böse sein. Es hängt von den Nummern ab.
»Den Nummern?«, entfuhr es Nina, sobald sie den Satz gelesen hatte. Aber als das kleine Buch Ninas Stimme vernahm, hielt es inne. Roxy presste ihrer Freundin schnell die Hand auf den Mund. Als wieder Stille einkehrte, begannen sich die Seiten erneut umzublättern:
Formen und Nummern sind in ein und demselben Schicksal vereint. Um das Magische Universum zu retten, muss man ihre Verwendung beherrschen.
Auch die Mechanik kann Formen und Nummern verändern. Geometrie und Mathematik sind die Quellen der Alchimie des Lichts. Die Zauber, um das Gleichgewicht der Nummern und Formen beizubehalten, sind vielzählig.
Flüssigkeiten und feste Stoffe, Tränke und Metalle sind vonnöten, um das Böse fernzuhalten. Aber auch die dunkle Welt kann siegen und die Anwendung der Nummern verändern.
Nina las interessiert und ihre Freunde waren ebenso fasziniert, auch wenn sie das, was das Buch über die Kosmische Geometrie schrieb, nicht wirklich verstanden.
Nina stüzte den Kopf in die Hände und dachte konzentriert an Karkons Aufzeichnungen, in denen er die rätselhafte Mechageometrie und die Numeromagie erwähnte.
»Aber klar! Man muss die Verwendung der Nummern verstehen«, sagte sie und begann zu begreifen. Es kamen ihr auch die Sätze in den Sinn, die Opa Mischa ihr des Öfteren in seinen Briefen geschrieben hatte, und sie zitierte sie mit lauter Stimme: »In den Worten, in den Gedanken, in den Farben, in den Klängen, in den Zahlen liegt der Ursprung des Universums. Lasse nicht zu, dass das Dunkle das Licht verschlingt. Lösche die Zeit aus und fliege.«
Sobald Nina die Sätze ausgesprochen hatte, löste sich das winzige fliegende Buch in Luft auf. Es hinterließ nur eine kleine Wolke, die im Nichts verschwand.
»Oooh ... es ist verschwunden!«, riefen die Freunde enttäuscht im Chor. Ninas Worte hatten ins Schwarze getroffen! Die Lösung, um Karkons Geheimnisse zu lüften, war also ganz nah.
»Das sind die Sätze von meinem Großvater. Auch in den Zahlen liegt der Ursprung des Universums, und wenn wir Karkons Mechageometrie und seine Numeromagie durchschauen wollen, müssen wir die Nummern zu gebrauchen wissen. Versteht ihr?«, fragte sie
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