Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
beim Dunkeln anfangen soll. Das heißt, ich muss die Farben in der Reihenfolge von Weiß bis Schwarz verwenden.«
Nina war hoch konzentriert. Sie konnte es sich nicht erlauben, auch nur einen Fehler zu machen, denn dann würden die weißen Seiten auf ewig ein Geheimnis bleiben. Die vierzehn Schüsselchen schwebten noch immer in der Luft und Platon hielt das Verbum Tinta in der rechten Pfote, bereit die Blätter zu bemalen.
Die junge Alchimistin entschied sich, die Farben des Sechsten Mondes, eine nach der anderen aus dem schwarzen Notizbuch ihres Großvaters abzulesen. Denn sie befürchtete, nicht alle Namen richtig auswendig zu können. Die Uhr zeigte dreiundzwanzig Uhr, zweiundzwanzig Minuten und vierzehn Sekunden an und auf dem Experimentiertisch stand alles, was sie benötigte.
»Also, Platon, pass auf, ich fang jetzt mit Weiß an. Der Pinsel wird von selbst zur richtigen Schüssel fliegen. Daraufhin wird er wieder zu dir zurückkehren, und erst dann kannst du das erste Blatt bemalen. Hast du begriffen, was du machen musst?« Nina war sich sicher, dass der Kater jedes ihrer Worte verstand.
Platon kniff die Augen zu einem Spalt zusammen und schien zustimmend den Kopf zu senken. Das Mädchen streichelte ihn liebevoll und sah sich das zu bemalende Blatt an. Auf ihm standen nur die Uhrzeit, das Datum und die Position der Planeten: Zweites karkonianisches Jahr, null Uhr dreißig des 30. Dezember, aufgehender Mond, Saturn in langsamer Rotation, Venus verdunkelt, Mars in Position.
Dann kam lange nichts und erst ganz unten auf der Seite waren mehrere Nummern zu sehen, die auch auf den anderen Seiten ohne jegliche Erklärung folgten.
Nina begann und sprach den Namen der ersten Farbe aus: Weiß - Assaf. Flink flog das Verbum Tinta zur Schüssel mit der Farbe Weiß, tunkte seine Spitze ein und kehrte zum blauen Kater zurück. Platon nahm den Pinsel in die Pfote und begann gekonnt, das Blatt zu bemalen. Als der Pinsel über die leere Seite fuhr, erschien wie aus dem Nichts Karkons Handschrift.
»Wir haben es geschafft! Platon, du bist großartig!«, rief Nina jauchzend vor Freude und der Kater bewegte zufrieden seine Schnurrhaare. Die junge Alchimistin las die Aufschrift neugierig durch.
»Schau mal, hier hat Karkon geschrieben, dass er die Charta Mater benutzt hat, eine besondere Karte aus einem wertvollen ägyptischen Papyrus, und dann hat er mit Viola Grafit die Reihenfolge der numeromagischen Zahlen daraufgeschrieben. Um die Nummern zu verzaubern, muss man drei Mal >Numeros Noctis< sagen. Ja, diese Worte muss ich mir unbedingt merken. Wir sind auf dem richtigen Weg. Endlich weiß ich, was die Numeromagie ist.«
Nach Assaf war Gelb - Olys - an der Reihe und dann Orange - Zuky Rosa - Noisi - und so weiter, bis sie bei Schwarz - Vyly - anlangte. Der Pinsel schwebte von einer Schüssel zur anderen, färbte nach und nach die weißen Seiten der Aufzeichnungen ein und enthüllte so die Geheimnisse des Bösen Magiers. Nina beobachtete Platon, der das Verbum Tinta geschmeidig über die Blätter führte, ohne auch nur einmal zu klecksen.
»Ah, hier steht, dass die Null der Ursprung der numeromagischen Zahlen ist und den Motor aller Mechanismen bildet. Die Motoren werden mit Wasser betrieben. Aber wie seltsam ... Die numeromagischen Zahlen entsprechen in Wahrheit mechanischen Teilen und geometrischen Formen.« Neugierig las die junge Magierin weiter über diese seltsame und schwer verständliche Alchimie.
»Die Zwei entspricht dem Haken und jeder Haken hat Schnüre aus Tensium zur Verfügung. Tensium«, wiederholte sie laut, »das ist ein Material, das ich nicht kenne. Karkon schreibt, dass es äußerst widerstandsfähig ist. Dann hier, die Vier entspricht den Rädern, die mit Ombium geölt sind. Ombium? Das hab ich auch noch nie benutzt.«
Als der Pinsel eine Seite in Türkis - Eisy - einfärbte, konnte Nina lesen, dass Karkon außer Großvater Mischa auch sie beseitigen wollte. Deswegen hatte der Böse Magier den Klon von Tante Andora erschaffen! Die Seite trug das Datum des 2. Februar im vierten karkonianischen Jahr. Genau um diese Zeit hatte Nina Moskau verlassen, um bei den beiden Tanten in Madrid zu leben.
Nina war ganz aufgeregt. Sie las die Seiten äußerst sorgfältig und bei jeder Untat ihres Feindes, die sie neu enthüllte, leuchteten ihre blauen Augen erschrocken auf.
»Hier steht wirklich alles drin. Diese Aufzeichnungen sind unglaublich wertvoll. Wenn Karkon auch meint, mit seiner Stimme der Persuasion
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