Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
dieser Situation eine Hilfe sein.
Drehe den grünen Knauf neben dem Kamin und höre meine Nachricht an. Hab keine Angst.
Nina erinnerte sich sofort an das letzte Mal, als sie den grünen Knopf gedreht hatte. Damals hatte sie eine Aufzeichnung ihres Großvaters gesehen, kurz bevor er umgebracht wurde. Nun hatte sie Angst, weitere furchtbare Dinge entdecken zu müssen.
Zögerlich näherte sie sich dem Knauf und drehte ihn langsam. Aus der Mauer fuhr knarzend der Bildschirm heraus und der Film startete sofort: Professor Mischa saß in seinem Sessel im Dogensaal, seine Lippen umspielte ein fröhliches Lächeln und seine Stimme klang milde und heiter. An der Datumsanzeige konnte Nina erkennen, dass er die Aufnahme einen Monat vor seinem Tod gemacht hatte.
»Ninotschka, Mathematik ist kein schwieriger Stoff, man muss nur mit den Nummern zu spielen wissen. Ich werde dir jetzt einige Dinge erklären. Hab Geduld, setz dich auf den Hocker und hör mir gut zu.
Wie du weißt, brauchen wir die Nummern, so wie auch die Zeit, aber in Wirklichkeit gibt es sie nicht. Sie sind zum Beispiel notwendig, wenn du alchimistische Formeln kreierst, weil du bestimmte Mengen von Metallen oder verschiedenen Flüssigkeiten verwenden musst, die in Gramm oder Kilogramm angegeben sind oder in Litern gemessen werden. Die Menge bestimmst du mithilfe der Zahlen. Das weißt du ja. Die Mathematik benötigt man also für die Alchimie oder für die Magie, weil die Zahlen der Schlüssel zum Verständnis des Universums sind.
Du wirst auf magische Nummern treffen, das weiß ich bereits. Aber mach dir bewusst, dass ihre Verwendung sowohl gut als auch böse sein kann. Das hat dir auch das Buch von Tadino de Giorgos schon erklärt. Erinnerst du dich?
Mit den Zahlen kann man viele Dinge erschaffen. Jede Zahl kann alle anderen beinhalten. Die Eins ist enthalten in der Zwei, und weißt du auch warum? Weil eins und eins zwei macht, und eins und zwei drei, und 1 ins und drei vier. Wie du siehst, ist jede Zahl aus vielen, sehr vielen, unendlichen Einsen zusammengesetzt.
Jetzt wirst du dich fragen, woher die Eins kommt. Die Eins kommt aus der Null. Ja, denn die Null bedeutet nicht das Nichts, die Leere. Die Null ist alles. Die Null ist wie der Nebel. Man sieht sie, aber man kann sie nicht berühren. Und doch ist sie da. Und in ihr sind die Zahlen. Sie scheint also nur eine Zahl ohne Wert zu sein, aber sie ist genau das Gegenteil. Sagen wir, dass die Null das unendliche Universum ist, das alle anderen Zahlen in sich trägt.
Erinnerst du dich daran, was dir Eterea sagte, als sie vom Allumfassenden, vom Nichts und vom Immer sprach? Ich werde es dir wieder ins Gedächtnis rufen: Wenn das Nichts das Allumfassende verschlingt, dann stirbt der Sechste Mond, weil er nicht mehr für immer existieren kann.
Und das Nichts ist das Böse. Karkon will Xorax mit seiner Alchimie der Dunkelheit und dem Nichts an sich reißen. Um dies zu tun, greift er auch auf die Zahlen zurück. Er hat sie ins Negative transformiert und verwendet die Mathematik auf teuflische Art und Weise. Deswegen musst du den Gebrauch der Nummern verstehen. Wenn du die Zahlen zu benutzen weißt, wirst du Karkon besiegen können!
Um noch einmal auf die Bedeutung der Null zurückzukommen: Es ist eben diese Zahl, aus der die Eins geboren wird. Und durch die Eins kommst du zur Zwei und weiter bis zur Neun. Dann fängt es wieder von vorn an, denn die Eins und die Null verbinden sich nun zur Zehn. Dann kommt die Eifund so weiter bis zur Unendlichkeit. Verstehst du?
Wenn du also die Zahlen benutzt, wisse, dass sie vorwärts- oder rückwärtsgehen können, sich teilen oder multiplizieren, verdoppeln oder verringern.
Nur dass, wie ich dir schon gesagt habe, die Alchimie und die Magie die Nummern verändern können. Sie können sie LEBEN lassen. Ja genau, die Nummern können wirkliche Dinge werden, Gegenstände. Sie können die verschiedensten Formen annehmen.
Karkon verwendet die Mathematik und die Geometrie auf böse Art und Weise. Seine Nummern sind gefährlich. Pass auf und versuch seine Alchimie der Dunkelheit zu durchschauen.
Gehe in die Nebelnull und entdecke die Welt der guten Zahlen. Jetzt schließe die Augen und dreh dich langsam um. Die Nebelnull wartet auf dich.
Konzentriere dich auf das, was zu tun ist. Erinnere dich: Fantasie heißt Erschaffen!
Ich hab dich lieb.«
Der Bildschirm wurde dunkel, verschwand wieder in der Wand und ließ Nina mit vor Staunen geweiteten Augen zurück.
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