Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
gekommen. Wir müssen hier das zweite Geheimnis finden. Vergesst das nicht!«
In wenigen Augenblicken übersetzten sie den Satz oberhalb der Pforte. Aber nachdem die Freunde ihn gelesen hatten, fühlten sie sich keineswegs besser, denn die Worte, die dort geschrieben standen, waren nicht gerade aufmunternd.
»Kammer des Tanzenden Todes? Nein, nein, da geh ich nicht rein«, sagte Fiore, die sich gerade erst von ihrem Schock erholt hatte, mit schwacher Stimme.
»Du willst ja wohl nicht wieder zu den Spinnen zurück?«, spöttelte Roxy.
Cesco schaute die beiden Mädchen an, zog resigniert die Schultern hoch und drückte gegen die Tür, um sie zu öffnen.
In diesem Moment begann der Taldom Lux zu vibrieren, die Augen des Gugi leuchteten auf, das Zepter des Sechsten Mondes löste sich aus Ninas Händen und flog zu der Inschrift. Der Schnabel des Gugi klopfte drei Mal gegen sie. Da wurde die schwere Tür aus Holz zu Sand und fiel in sich zusammen. Die Kinder wichen erschrocken zurück, nur Nina sprang hoch und holte sich das magische Zepter wieder. Ein Regen aus blauem Staub rieselte von der Decke auf ihre Gesichter. Ein Trommelwirbel ließ die Wände erzittern und vor ihnen eröffnete sich in voller Größe eine gespenstische Szene. Die Luft war von einem beißenden Geruch erfüllt, und der Gestank nach Verwesung mischte sich mit dem seltsamen Duft von Räucherstäbchen.
Die Kammer des Tanzenden Todes bildete ein perfektes Quadrat. Rechts und links standen sechzehn Mumien aufgereiht, acht auf der einen, acht auf der anderen Seite. Sie waren groß und kräftig und ihre massigen Körper waren vollständig in Leinenbinden gehüllt. Nur ihre Augen waren zu sehen. Doch die Augenlider waren geschlossen und blau angemalt. Jede Mumie hielt einen seltsamen Gegenstand in den Händen, der aussah wie ein Metallteller mit scharfen gebogenen Klingen. Er schien eine wirksame Waffe zu sein. Die Mumien standen reglos da, als ob sie ein kleines Heer von schlafenden Kriegern bildeten. Doch das Furchteinflößende war, dass es schien, als könnten sie jederzeit lebendig werden und sich in die Schlacht stürzen.
Bei diesem Anblick blieben die Kinder schweigend stehen. Die Wand ihnen gegenüber war von rubinroter Farbe und in ihrer Mitte ragte ein beeindruckender Altar mit zwei riesigen Leuchtern empor, an deren Spitze kleine Feuer brannten.
Als Cesco eintreten wollte, rieselte erneut das staubfeine blaue Pulver hinab und bedeckte seinen ganzen Körper.
»Bei allen Schokoladen der Welt! Wo sind wir bloß gelandet?«, wisperte Nina, die ihren Augen nicht traute.
»Gehen wir rein?«, fragte Roxy zögernd, woraufhin Nina die Hand mit dem Taldom ausstreckte und zaghaft einen Schritt nach vorn wagte.
»Es sind nur Mumien. Durchqueren wir das Zimmer einfach auf Zehenspitzen und suchen nach dem Ausgang«, sagte sie mit leiser Stimme.
Cesco, Roxy und Fiore nahmen sich an den Händen, während Nina langsam vorausging.
Ein Schwall heißer Luft wirbelte den blauen Staub auf. Die Kinder schlossen die Augen und hielten sich schnell die Hand vor Mund und Nase, um sich zu schützen. Aber die Windböe erfasste die goldene Gugi-Feder, die aus der Tasche von Ninas Latzhose lugte, und wirbelte sie durch die Luft, bis sie ganz blau vom Staub war.
Nina rannte instinktiv los, um sie wieder einzufangen, doch die Bewegung blieb von den Mumien nicht unbemerkt.
Sie erhoben gleichzeitig die Arme, öffneten ihre Augen, die gelb wie die von Katzen waren, und riefen im Chor:
Die Ungläubigen, die hier eindringen,
werden wir um ihre Köpfe bringen.
Denn der Tanz der Kaaba
ist des Todes Verbündeter.
Rau und schreckenerregend hallten die Stimmen der Mumien in der Kammer des Tanzenden Todes wider.
Sie waren bereit zum Angriff, und von irgendwoher erklang plötzlich eine Musik, die langsam und rhythmisch den Schlag eines Herzens nachzuahmen schien.
»Die Musik, der Tanz ... Nina, benutz die Würfel, schnell! Vielleicht halten die Noten die Mumien auf«, flüsterte Fiore erschrocken.
»Ja, benutz die Würfel. Die achte Note ist bestimmt der Schlüssel zu unserer Rettung«, zischte ihr auch Cesco zu und drückte angespannt die Hände der Freundinnen.
Nina, die mit der rechten Hand den Taldom Lux umklammert hielt, nahm mit der linken die drei Würfel. »Wenn ich sie in die Luft werfe, weiß ich nicht, wie ich sie wieder auffangen soll. Ich kann nur eine Hand benutzen, das Zepter des Sechsten Mondes brauche ich, um mich zu verteidigen.«
Roxy
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