Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
gedrückt. Der Flug zu dem geheimnisvollen Ort näherte sich seinem Ende. Als das Zepter von Osiris erlosch, legte sich auch der Wirbelwind.
Zwischen unzähligen Sandkörnern fanden sich die drei Kinder auf einem golden gekachelten, kalten Boden wieder. Osiris beugte sich zu ihnen hinab und half ihnen, aufzustehen. Dann sagte er, die Arme ausbreitend: »Ich habe euren Besuch erwartet. Fürchtet euch nicht. Ich werde euch helfen.« Seine Stimme war tief und ruhig, und die schwarz umrandeten, blau bemalten Augen blickten erhaben und friedvoll auf die Freunde herab. Der Gott bewegte sich langsam und jede seiner ausgeglichenen Gesten schien von einer ungewöhnlichen Ruhe.
Die Kinder schauten sich orientierungslos um. Sie begriffen überhaupt nicht, wo sie gelandet waren. Die Wände der Halle waren sehr hoch und bestanden aus riesigen Granitblöcken. Es gab keine Fenster oder andere Öffnungen, auch waren an den Mauern weder Zeichnungen noch Hieroglyphen zu sehen. Der Raum war vollkommen leer. Aber die Schönheit seiner Decke war allein mit der eines echten Sternenhimmels vergleichbar. Auf einem intensiven Blau waren zwischen Tausenden silberner Kügelchen, die die Sternbilder darstellten, Planeten, Sonnen, Galaxien und Kometen eingezeichnet. Mit zur Decke gerichteten Augen drehten die Kinder langsam ihre Köpfe, um diese großartige, unerwartete Schöpfung zu betrachten.
»Das Magische Universum ist in seiner Schönheit unübertroffen«, sagte Osiris, »und ihr betrachtet es gerade, wie wir Ägypter es vor Tausenden von Jahren getan haben. Die Kenntnis der Planeten und Galaxien war für mein Volk von grundlegender Bedeutung. Das Deckenbild ist auf magische Weise gemalt.«
Nina, Cesco und Roxy durchwanderten sprachlos den Raum. Als sie, ihre Köpfe immer noch im Nacken, am Ende der Halle angelangt waren, bat Osiris sie, an der Wand stehen zu bleiben. Dann drückte er eine grün glasierte Kachel mit dem Bild eines goldenen Skarabäus, und es geschah etwas Außergewöhnliches: Auf dem gemalten Himmel erstrahlte eine Vielzahl von leuchtenden Linien, die dem Lauf der Planeten und der Sterne folgten. Sie schienen die Flugbahnen einer Sternenkarte abzubilden. Und genauso war es. Jenes Himmelsgewölbe zeigte die vielen möglichen Reisen in das Universum an. Und erst in diesem Augenblick wurde den Freunden klar, dass die alten Ägypter Himmelsreisende gewesen waren.
In ihren Köpfen schwirrten Tausende von Fragen an Osiris herum, aber sie hatten keine Zeit, sie zu stellen. Ein plötzlicher Lärm ließ den Raum erzittern, die goldenen Bodenplatten glitten auseinander, sodass in ihrer Mitte eine viereckige Öffnung entstand. Die Kinder schauten verblüfft hinunter, aber die Tiefe des Abgrunds ließ nichts erkennen. Von unten stieg wie durch Zauberhand eine Plattform empor, auf der sie zu ihrer Überraschung nach und nach die Form eines alten Schiffes ausmachen konnten.
»Oooh«, riefen die Kinder erstaunt, als es in seiner ganzen Pracht in der Mitte der Halle erschien.
»Dies ist die Toiran, das fliegende Schiff der Pharaonen. Es war all die Zeit hier verborgen. Kein Archäologe hat jemals unsere wertvolle Barke entdeckt«, erklärte Osiris, ohne eine Miene zu verziehen.
Das Schiff maß etwa vierzig Meter, sein Holz war mit funkelndem Gold beschlagen und auf dem hohen majestätischen Bug ragte die Figur eines mythischen Vogels empor: ein Phoenix mit rubinroten Flügeln und einem Körper, der über und über mit wertvollen Steinen besetzt war. Das Heck des Schiffes hingegen war von Tausenden blauer Lapislazuli bedeckt. Im Zentrum der Toiran stand ein kristallener Sarkophag und neben ihm ein Steuerrad aus massivem Gold. Rechts erhob sich eine große runde Wanne, die eine seltsame gelbe Flüssigkeit enthielt, und an ihrer Seite, auf einem majestätischen Lesepult aus Silber, lag ein großes Buch mit einem schwarzblauen Deckel: das Heilige Buch der Toten. Aber seltsamerweise gab es an diesem uralten Schiff weder Ruder noch Segel.
»Warum hast du uns hierhergebracht? Wo befinden wir uns genau?«, fragte Nina, die sich dem geheimnisvollen Schiff näherte.
»Wir sind im Inneren der Sphinx. Noch nie hat ein Mensch diese Räume betreten. Nur die ägyptischen Pharaonen und ihre Bräute wurden nach ihrem Tod einbalsamiert hierher auf die Toiran gebracht. Ihre Seelen verwandelten sich während der langen Reise in Licht«, erklärte Osiris den staunenden Kindern.
»Lange Reise?«, hakte Cesco neugierig nach.
»Ja, die Reise nach
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