wittern ein Geheimnis
Keiner wagte ein Wort zu sagen. Die Tatsache, dass die Blaupausen so wichtig waren und dass Georgs Vater die Gegenstücke dazu besaß, war ungeheuerlich. Worin mochte die Bedeutung der Papiere bestehen?
Sie hörten Georgs Vater ins Telefon schreien, aufgebracht und ärgerlich. Er knallte den Hörer auf die Gabel und kam zurück.
»Ja, die Blaupausen von Professor Havenstein wurden gestohlen. Aber das wurde völlig geheim gehalten wegen ihrer Bedeutung. Gott im Himmel, nicht einmal mir wurde es mitgeteilt! Man stelle sich vor, ich hätte gestern ein Fass Tinte über das zweite Exemplar ausgeschüttet! Ich hab zwar kein Tintenfass, aber es hätte sein können! Verdammte Sorglosigkeit! Gestohlen! Ein Wertgegenstand wie diese Blaupausen gestohlen, gestohlen aus dem Panzerschrank vor seiner Nase. Jetzt gibt es nur noch ein Exemplar davon.«
»Zwei, Herr Professor«, sagte der Inspektor und wies auf die Papiere auf dem Tisch. »Sie sind über den Verlust der Blaupausen von Professor Havenstein so erregt, dass Sie vergessen, dass sie hier liegen.«
»Ach ja! Gott sei Dank! Ja, ich hatte es im Augenblick tatsächlich vergessen«, gestand Onkel Quentin. »Ach herrje, ich vergaß sogar Professor Havenstein mitzuteilen, dass sich die verlorenen Pläne hier befinden!« Er sprang auf und eilte zum Telefon. Doch der Inspektor hielt ihn am Arm zurück.
»Nein, bitte, Herr Professor, unterlassen Sie es. Ich denke, wir sollten, wenn möglich, Stillschweigen über die ganze Angelegenheit bewahren.«
»Vater, wovon sind die Blaupausen eigentlich?«, wollte Georg wissen und sprach mit dieser Frage allen aus dem Herzen, sogar dem Polizeiinspektor.
»Diese Blaupausen? Selbstverständlich werde ich euch das nicht sagen!«, war die entschiedene Antwort. »Diese Sache ist zu wichtig, als dass ich euch Kindern davon erzählen würde, und in diesem besonderen Fall auch dem Herrn Inspektor nicht. Es ist eines der bedeutungsvollsten Geheimnisse, die wir haben. Geben Sie mir diese Papiere!«
Doch der Inspektor legte seine Hände darauf.
»Nein, Herr Professor, ich muss sie an mich nehmen und mit einem Kurier ins Präsidium schicken. Es ist nicht zu verantworten, dass die beiden einzigen Exemplare zusammen an einem Ort aufbewahrt werden. In Ihrem Haus könnte Feuer ausbrechen und alles vernichten.«
»Dann nehmen Sie sie! Nehmen Sie sie! Ein solches Wagnis darf man nicht eingehen«, erwiderte Georgs Vater. Er musterte die Kinder. »Ich verstehe eines nicht: Wie kommt ausgerechnet ihr zu den Papieren?«
»Setzen Sie sich, Herr Professor, und hören Sie sich die Geschichte der Kinder an«, riet der Inspektor. »Sie haben gute Arbeit geleistet. Aber ihr wart mit eurem Bericht noch nicht am Ende.«
Julius nahm den Faden wieder auf. Als der Inspektor hörte, wo sich die drei Männer augenblicklich befanden, setzte er sich kerzengerade auf. In der großen Höhle unter dem Römerlager!
»Ihr habt ihren Abstieg beobachtet?«, erkundigte er sich. »An einem Seil? Sie könnten noch dort sein!« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Nein, sie werden längst weg sein.«
Er seufzte. »Man bedenke, wir hätten so einfach drei Halunken dingfest machen können! Nun sind sie uns durch die Lappen gegangen.«
»Sie sind noch nicht fort!«, frohlockte Julius. »Sie sind noch dort.«
»Woher weißt du das?«, fragte der Inspektor.
»Ohne Seil können sie nicht herauf und das habe ich mitgenommen!«, rief Julius. »Einen anderen Ausgang kennen sie nicht. Also sind sie noch dort und warten auf Sie, Herr Inspektor.«
Der Inspektor hieb so heftig auf den Tisch, dass alle zusammenfuhren und die Hunde zu bellen begannen.
»Gute Arbeit!« Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Wundervoll! Ich muss sofort ein paar meiner Leute hinschicken. Ich halte euch auf dem Laufenden.«
Und weg war er. Die wertvollen Blaupausen hatte er sicher in seiner Tasche verwahrt. Er warf sich auf den Fahrersitz und der Polizeiwagen brauste mit Höchstgeschwindigkeit davon.
»Puh!«, machte Julius und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. »Das war aufregend!«
Dieser Ansicht waren alle, und die nachfolgende Unterhaltung wurde so stürmisch und mit so viel Stimmaufwand geführt, dass die arme Tante Fanny sich nicht verständlich zu machen vermochte. Erst Johanna gelang es, die Wogen zu glätten, als sie kam und sich erkundigte, wer etwas zu essen haben wolle.
Der benachrichtigte Arzt besah sich Gustavs Fuß und bandagierte ihn. »Schone ihn ein oder zwei Tage und lege ihn
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