Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
wieder darauf hinzuweisen, wie ungenau die Sprache häufig ist. In solchen Fällen.
Eines Morgens war ich ähnlich überzeugt, dass auch alle siebzehn meiner Uhren verschwunden waren, jetzt, wo ich darüber nachdenke.
Was passierte, ist, dass ich in einem Auto neben dem Pont Neuf aufwachte, in Paris, und begriff, dass ich die Wecker nicht gehört habe.
Warum bin ich von der durch die Windschutzscheibe hereinscheinenden Sonne geweckt worden, fragte ich mich, anstatt vom gleichzeitigen Summen meiner siebzehn Wecker.
Es war einige Augenblicke, bevor ich mich daran erinnert hatte, dass ich mich auf einer ganz anderen Brücke der Uhren entledigt hatte, einige Zeit vorher, ich glaube in Bethlehem, Pennsylvania.
Obwohl ich es interessant finde, dass ich fast immer einen Unterschied machen kann zwischen den Perioden, in denen ich wahnsinnig war, und den Perioden, in denen ich es nicht war, wenn man es recht bedenkt.
Wie zum Beispiel, als ich bestimmte Bücher laut gelesen habe, wie ich es mit Aischylos und Euripides getan habe, als ich im Louvre lebte, was immer ein eindeutiges Zeichen gewesen ist.
Der Louvre ist praktisch gleich neben dem Pont Neuf. Nebenbei bemerkt.
Der Umkehrschluss dieser Feststellung ist genauso wahr. Offensichtlich.
In jedem Fall lebte ich zweifellos noch nicht im Louvre, an dem Morgen, als ich im Auto aufgewacht bin, praktisch gleich am Louvre.
Sicherlich würde ich keinen Grund gehabt haben, in einem Auto zu schlafen, wenn ich schon mit dem Verbrennen von Artefakten und Bilderrahmen im Museum selbst angefangen hatte, was ich schließlich fraglos getan habe.
Nun, wie halt den Rahmen von Leonardos La Gioconda , zum Beispiel, dessen alter Firnis dem Rauch einen strengen Geruch gab.
Obwohl mich die Sonne wirklich viel öfter geweckt hat als dieses eine Mal, um die Wahrheit zu sagen.
Häufig beobachtete ich die untergehende Sonne von Autos aus. Ebenso.
Letzteres war insbesondere in Russland der Fall, selbstverständlich, wo ich fortwährend Richtung Westen fuhr, Tag für Tag für Tag.
Fast jedes dieser Bücher, die ich über das alte Troja gelesen habe, war ein Buch, das ich laut gelesen habe, wenn man es recht bedenkt.
Aus irgendeinem Grund war eine Stelle, die ich immer mochte, die, wo Odysseus so tat, als sei er selbst wahnsinnig, damit man ihn nicht zwingen konnte, in den Krieg zu ziehen.
Wie er das tat, war, indem er Salz in die Erde säte, während er pflügte.
Bis jemand so gerissen war, Odysseus’ kleinen Jungen in die Furchen zu legen, allerdings, und natürlich pflügte er nicht über seinen kleinen Jungen drüber.
Tiepolo hat dies auch gemalt, glaube ich. Der Wahnsinn des Odysseus nannte er es.
Tatsächlich bin ich ziemlich sicher, dass das Gemälde im selben Museum wie Der Raub der Helena ist, selbst wenn ich mich nicht erinnern kann, welches Museum das ist.
Möglicherweise sollte ich darauf hinweisen, dass Odysseus und Ulysses dieselbe Person waren. Aus irgendeinem Grund haben die Römer seinen Namen geändert.
Nun, zweifellos haben sie das aus demselben Grund getan, weswegen die Spanier El Grecos Namen geändert haben. Selbst wenn Odysseus kaum so schwierig auszusprechen scheint wie Domenikos Theotocopoulos.
La Gioconda ist ein anderer Name für die Mona Lisa . Selbstverständlich.
In der Odyssee , während er auf Odysseus’ Heimkehr wartet, geht derselbe kleine Bub Helena und Menelaos besuchen, in Sparta, und Helena hat eine prächtig strahlende Würde.
Dann wiederum kann der kleine Bub gar nicht mehr so klein gewesen sein, nach zehn Jahren Krieg und weiteren zehn, in denen Odysseus als Tourist unterwegs war.
Es sind genau die zwanzig Jahre, während derer, wie gesagt wird, Penelope ihre Zeit mit Weben verbracht hat, natürlich, wenn man wünscht, das zu glauben.
Ich, meinerseits, bezweifle, dass ich ein Wort davon glaube.
Penelope und Helena waren Cousinen, übrigens.
Was man halt so weiß.
Nun, das macht sie auch zur Cousine Klytämnestras, selbstverständlich, da Helena und Klytämnestra Schwestern gewesen sind.
Obwohl, woran ich gerade jetzt denke, ist die Szene, in der Odysseus sich selbst an den Mast des Schiffes gefesselt hat, so dass er dem Gesang der Sirenen lauschen kann, aber dableibt.
Aus irgendeinem Grund erinnert mich diese Geschichte an etwas, auch wenn ich mich nicht erinnere, woran sie mich erinnert.
Telemachos ist der Name des kleinen Buben, übrigens. Obwohl ich glaube, das vor ganz schön vielen Seiten schon erwähnt zu haben.
Der Name
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