Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
über Schüler gesagt habe, ist nicht notwendigerweise immer der Fall, wie sich zeigt.
Lediglich drei von jenen, die auf diesen Seiten erwähnt wurden, nämlich Sokrates’ Schüler Plato und Platos Schüler Aristoteles und Aristoteles’ Schüler Alexander sind mit Gewissheit berühmt geworden.
Selbst wenn man manchmal innehält, um sich zu fragen, wie genau Aristoteles Alexander genannt haben mag. In jenen Tagen.
An diesem Morgen nehmen wir uns Geografie vor. Würdest du freundlicherweise zur Landkarte gehen und zeigen, wo Persepolis ist, Alexander der Große?
Wer will uns jetzt die Passage in der Ilias vortragen, in der Achill Hektors Körper durch den Staub schleift, ist das deine Hand, die da aufzeigt, Alex?
Aber wie dem auch sei, außerdem fällt mir auf, dass Andrea del Sarto ein weiterer berühmter Schüler ist, der erst vor kurzem erwähnt wurde.
Nun ja, und ein Schüler Bertrand Russells auch nicht, vor nicht allzu langer Zeit.
Tatsache ist, dass viel mehr Schüler, als man vermutet hat, genauso berühmt wie ihre Lehrer werden können.
Oder sogar berühmter.
Ghiberti hatte einen Schüler namens Donatello, zum Beispiel.
Und Cimabue machte einmal einen Jungen zu seinem Schüler, den er gefunden hat, als dieser Schafe auf einer Weide zeichnete, und der Junge entpuppte sich als Giotto.
Tatsächlich hatte Giovanni Bellini einen Schüler namens Tizian, und noch einen anderen namens Giorgone.
Obwohl, um die Wahrheit zu sagen, gewisse Lehrer waren darüber nie wirklich allzu glücklich.
Nachdem Tizian gleich berühmt wie Giovanni Bellini geworden war, nahm er einen eigenen Schüler auf, den er aber dann hinauswarf, als es danach ausschaute, dass der Schüler ebenso berühmt werden könnte wie er.
Was Tintoretto aber sowieso getan hat.
Ich glaube im Übrigen die Geschichte über Giotto und die Schafe. Nebenbei bemerkt.
Es hat den Anschein, als würde ich mich plötzlich erinnern, dass Rogier van der Weyden einen Schüler namens Hans Memling hatte, selbst wenn ich kategorisch geschworen hätte, nichts dergleichen über Rogier van der Weyden zu wissen.
Auf jeden Fall bin ich sicher, Willem de Kooning hätte es gefallen, beinahe von einem jeden dieser Schüler abzustammen.
Nun, zweifellos hätte es ihm ebenfalls gefallen, von Vincent van Gogh abzustammen, selbst wenn er weniger als fünfzehn Jahre, nachdem van Gogh sich erschossen hat, geboren wurde.
Ich bin nicht ganz sicher, wie der zweite Teil dieses Satzes mit dem Anfangsteil verbunden ist.
Vielleicht war, worüber ich nachdachte, einfach, dass van Gogh auch Niederländer gewesen ist.
Eines der Dinge, das die Leute üblicherweise an van Gogh bewunderten, selbst wenn ihnen das gar nicht bewusst war, war die Art und Weise, wie es ihm gelungen ist, dass sogar ein Stuhl Angst in sich zu haben schien. Oder ein paar Schuhe.
Cézanne sagte einmal, dass er wie ein Wahnsinniger gemalt hat. Andererseits.
Dennoch, ich sollte vielleicht der Katze, die an meinen zerbrochenen Fenstern kratzt, den Namen van Gogh geben.
Oder Vincent.
Man gibt einem Stück Klebeband keinen Namen.
Da ist das Stück Klebeband, das an meinem Fenster kratzt. Da ist Vincent, der an meinem Fenster kratzt.
Nun, es ist nicht unmöglich. Ich vermute, es ist nicht sehr wahrscheinlich, aber es ist nicht unmöglich.
Guten Morgen, Vincent.
Van Gogh hat nur ein Gemälde zeit seines Lebens verkauft, übrigens.
Obwohl ihm das zumindest einen Vorsprung von einem Gemälde vor Jan Vermeer verschafft.
Hingegen habe ich keine Ahnung, wie viele Jan Steen verkauft hat.
Ich weiß, dass Botticelli am Ende seines Lebens erlahmt ist und von der Wohlfahrt leben musste.
Frans Hals hat von der Wohlfahrt leben müssen. Ebenfalls.
Nun, und wieder Daumier.
Paolo Uccello war auch noch einer, der arm und kaum beachtet gestorben ist.
Wie auch Piero, der sich aber nicht unter Tischen versteckt hat.
So viele Listen werden beständig länger und machen einen traurig.
Sogar wenn das Werk selbst bestehen bleibt. Selbstverständlich.
Oder macht es irgendwie noch trauriger, an das Werk zu denken und diese Dinge zu wissen?
Selbst Rembrandt ging bankrott. Am Ende.
Das war in Amsterdam, was ich anmerke, weil es nur ein paar Straßen entfernt von dort war, wo Spinoza exkommuniziert wurde, und just in genau demselben Monat.
Ich nehme an, es ist klar, dass ich das kaum weiß, weil ich irgendetwas über Spinoza weiß.
Ganz gewiss war es eine Fußnote, die ich einmal gelesen habe.
Obwohl, was ich erst in
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