Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
gewöhnlicher Bäcker wenig erfreut gewesen über so ein Arrangement, und speziell im Fall eines Kunden, der in seinem ganzen Leben kein einziges Gemälde verkauft hat.
Es sei denn, der Bäcker war in der Tat jemand, der selbst etwas von Kunst verstand.
Oder jedenfalls genug verstand, um Rat bei jemandem einzuholen, der noch immer derselben Arbeit nachging.
Sag mir, Fabritius, was soll ich mit diesem Schüler von dir machen, der ständig Gebäck für seine elf Kinder kauft? Wie lange muss ich warten, bis irgendeines dieser Gemälde irgendetwas wert sein wird?
Bedauerlicherweise scheint es keinerlei Aufzeichnung über Carel Fabritius’ Antwort zu geben.
Ebenso wenig wie, in Wirklichkeit, über die Verbindung zwischen Rembrandt und Spinoza, die, wie es mir einfällt, ich nicht beabsichtigte, in der Luft hängen zu lassen.
Selbst wenn es keine Verbindung zwischen Rembrandt und Spinoza gegeben hat.
Die einzige Verbindung zwischen Rembrandt und Spinoza war, dass beide mit Amsterdam verbunden waren.
Obwohl, andererseits hat Rembrandt vielleicht ein Porträt Spinozas gemalt.
Die Leute haben oft eine sogenannte wohlbegründete Vermutung angestellt, dass er ein solches Porträt gemalt hat. In jedem Fall.
Die meisten Personen in Rembrandts Porträts sind niemals identifiziert worden. Gewiss.
So dass alles, was die Leute im Prinzip getan haben, war, Vermutungen anzustellen, dass genauso gut eines davon Spinoza hätte zeigen können.
Letztendlich ist dies eine weitere jener Fragen in der Kunstgeschichte, die immer unergründbar bleiben mussten. Allerdings.
Andererseits ist es wahrscheinlich realistisch, anzunehm en, dass R embrandt und Spinoza sicherlich zumindest auf der Straße aneinander vorübergegangen sind, hi n und wieder.
Oder sogar recht häufig aufeinandergetroffen sind, und sei es nur in dem einen oder anderen Geschäft in der Nachbarschaft.
Und bestimmt hätten sie dann auch Höflichkeiten ausgetauscht, nach einiger Zeit.
Guten Morgen, Rembrandt. Auch Ihnen einen Guten Morgen, Spinoza.
Es hat mir außerordentlich leidgetan, von Ihrem Bankrott zu hören, Rembrandt. Es hat mir außerordentlich leidgetan, von Ihrer Exkommunikation zu hören, Spinoza.
Wünsche einen guten Tag, Rembrandt. Ihnen ebenfalls, Spinoza.
All dies wäre auf Niederländisch gesagt worden. Übrigens.
Ich erwähne das nur, weil es bekannt ist, dass Rembrandt außer Niederländisch keine andere Sprache konnte.
Selbst wenn Spinoza Latein bevorzugt hätte. Oder Jüdisch.
Wenn man es recht bedenkt, hat Willem de Kooning vielleicht auch mit meiner Katze Niederländisch gesprochen, an diesem Nachmittag.
Obwohl, woran ich mich jetzt bei der Katze wirklich erinnere, ist, dass sie auch auf einige andere Schöße kletterte, neben dem von de Kooning, wie sich zeigt.
Tatsache ist, sie kletterte einmal auf William Gaddis’ Schoß, bei einer Gelegenheit, zu der Lucien William Gaddis in mein Loft mitbrachte.
Ich glaube, es gab eine Gelegenheit, zu der Lucien William Gaddis in mein Loft mitgebracht hat.
In jedem Fall bin ich fast sicher, dass er einmal jemanden mitgebracht hat, der mich dazu brachte, an Taddeo Gaddi zu denken.
Taddeo Gaddi ist kaum eine Figur, an die man ansonsten häufig zu denken gebracht wird, da er ein relativ unbedeutender Maler war.
Man wird viel häufiger dazu gebracht, an Carel Fabritius zu denken als an Taddeo Gaddi. Zum Beispiel.
Selbst wenn man selten dazu gebracht wird, überhaupt an einen von beiden zu denken.
Außer man ist vielleicht gerade dabei, in der National Gallery ein Gemälde des Ersteren leicht zu beschädigen.
Welches eben eine Ansicht von Delft war. Tatsächlich.
Nun ja, Ruhm an sich ist im Wesentlichen in jedem Fall relativ. Selbstverständlich.
Ein Künstler namens Torrigiano war einmal sehr viel berühmter als viele andere Künstler, aus keinem anderen Grund, als dass er Michelangelos Nase gebrochen hatte.
Nun, oder frag Vermeer.
Und, um die Wahrheit zu sagen, war William Gaddis selbst kaum sonderlich berühmt, selbst wenn er einen Roman mit dem Titel Die Fälschung der Welt geschrieben hat, von dem eine Unzahl von Leuten recht positiv sprach.
Zweifellos hätte ich selbst recht positiv über ihn gesprochen, hätte ich ihn gelesen, wo ich doch mitgekriegt habe, dass es ein Roman über einen Mann war, der einen Wecker um seinen Hals trug.
Obwohl, woran ich versuche, mich jetzt zu erinnern, ist, ob ich William Gaddis vielleicht gefragt habe, ob ihm selbst bewusst war, dass es einen
Weitere Kostenlose Bücher