Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
Vom Netzwerk:
Maler namens Taddeo Gaddi gegeben hatte.
    Wie ich angedeutet habe, wären bestimmt viele Leute sich dessen nicht bewusst gewesen.
    Dann wiederum, wenn man William Gaddis hieße, wäre man zweifellos sich dessen bewusst durchs Leben gegangen.
    Tatsächlich haben die Leute wahrscheinlich William Gaddis jahrelang zur Weißglut gebracht mit der Frage, ob er sich bewusst sei, dass es einen Maler namens Taddeo Gaddi gegeben habe.
    Möglicherweise war ich gescheit genug, ihn nicht zu fragen.
    Tatsächlich hoffe ich, ihn nicht einmal gefragt zu haben, ob er wüsste, dass Taddeo Gaddi ein Schüler Giottos gewesen ist.
    Nun, zweifellos hätte ich das nicht gefragt, da ich ja bis zu dem Augenblick, in dem ich anfing, diesen Satz zu tippen, nicht einmal gewusst habe, dass ich mich daran erinnere.
    Und in jedem Fall ist die Katze womöglich doch nicht auf William Gaddis’ Schoß geklettert.
    Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr scheine ich mich daran zu erinnern, dass Rembrandt selten in die Nähe von Fremden ging.
    Selbst wenn er und William Gaddis die ganze Zeit gleich weit entfernt voneinander geblieben wären. Selbstverständlich.
    Nun, wie jede andere Katze und jede andere Person.
    Oder selbst wie die Katze, die ich im Kolosseum sah, und jede dieser Futterdosen, die ich hinausgestellt habe, ebenso.
    Selbst wenn es dort so viele Dosen gab, wie es Römer gegeben haben muss, die sich die Christen anschauten. Praktisch.
    Tatsächlich wäre jeder Christ und jeder Löwe auch gleich weit entfernt voneinander geblieben.
    Außer wenn die Löwen Erstere gefressen hätten. Natürlich.
    Obwohl ich mir jetzt wirklich auch eine weitere Ausnahme von dieser Regel denken kann.
    Ich selbst und die Katze, die gegenwärtig wieder an meinem zerbrochenen Fenster kratzt, könnten beide normalerweise auch als gleich weit voneinander entfernt angenommen werden.
    Es sei denn, das Klebeband hört gerade zu kratzen auf, dann ist da keine Katze.
    Und man kann sicherlich nicht gleich weit von etwas entfernt sein, das nicht existiert, genauso wenig wie etwas, das nicht existiert, gleich weit entfernt sein kann von irgendetwas, von dem auch immer es mutmaßlich gleich weit entfernt sein soll.
    Oder kann jeder Trottel das begreifen?
    Es ist einfacher, über die Katze als nicht existierend nachzudenken als über Vincent als nicht existierend.
    Und mittlerweile freut es mich aus irgendeinem Grund außerordentlich, mich an das über Taddeo Gaddi und Giotto erinnert zu haben.
    Nun, und außerdem gibt es auch etwas her für eine interessante Verbindung von Cimabue über Giotto zu Taddeo Gaddi.
    Wie die Verbindung von Perugio über Raphael zu Giulio Romano.
    Selbst wenn ich vielleicht nicht erwähnt habe, dass Raphael ein Schüler Peruginos gewesen war. Oder was das betrifft, dass Perugino wiederum ein Schüler des Piero gewesen war, der sich nicht unter Tischen versteckt hat, was alles sogar weit über das hinaus miteinander verbindet.
    Tatsächlich habe ich jetzt plötzlich die ganze Frage, von wem Willem de Kooning abstammte, gelöst.
    Willem de Kooning stammte von niemandem ab, es war Willem de Koonings Lehrer.
    Himmel. Oder sollte ich vielleicht aufgeben, mich mit dem Korrigieren solchen Unsinns abzuplagen, und einfach meine Sprache herauskommen lassen, wie immer es ihr beliebt?
    Tatsächlich, sogar bevor ich soeben geschrieben habe, dass Willem de Kooning von niemandem abstammte, was offensichtlich kaum das war, was ich meinte, habe ich zufällig wieder über Les Troyens nachgedacht.
    Was ich über Les Troyens geschrieben hätte, wenn ich innegehalten hätte, um es einzufügen, war, dass niemand je einem Wort Kassandras, das sie in der Oper sagt, mehr Aufmerksamkeit schenkt als dem, was sie in den Dramen sagt.
    Außer dass, wenn niemand jemals einem Wort Kassandras Aufmerksamkeit schenkt, wie kann dann irgendjemand überhaupt wissen, dass niemand ihr jemals Aufmerksamkeit schenkt?
    Ich vermute, dass ich das jetzt schlecht ausgedrückt habe. Ebenfalls.
    Bestimmte Dinge sind manchmal fast unmöglich auszudrücken. Allerdings.
    Einmal, als ich in der siebten Klasse war, hat uns der Lehrer Archimedes’ Paradox von Achill und der Schildkröte berichtet.
    Das Paradox ging so, dass wenn Achill versucht hat, die Schildkröte zu fangen, die Schildkröte aber einen Vorsprung hatte, weshalb Achill sie nie einholen konnte.
    Und zwar, weil in dem Moment, in dem Achill die Strecke des Vorsprungs wettgemacht hatte, die Schildkröte natürlich eine weitere Strecke

Weitere Kostenlose Bücher