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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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herumtanzen und verwehen.
    Oder bei Schnee werden die Flammen eine seltsame Kalligrafie auf das Weiß schreiben.
    Beim besten Willen, ich kann mich nicht erinnern, was ich alles versucht habe, um diese Neun-Fuß-Leinwand die Haupttreppe des Metropolitan Museum hinaufzubekommen.
    Zweifellos war mein Knöchel nur verstaucht. Obwohl er auf seine doppelte Größe angeschwollen war.
    Man kommt nie dahinter, was es mit dem Beobachten von Feuer auf sich hat.
    Obwohl, wo ich vermutlich schließlich mein nächstes machen sollte, ist am Müllplatz.
    El Greco hat nicht viel Interesse gezeigt für Michelangelo als Maler. Nebenbei bemerkt.
    Was das betrifft, hat auch Picasso nicht viel Interesse gezeigt für ihn.
    Sehr vieles von Michelangelo hat Picasso an Daumier erinnert. Tatsächlich.
    Man darf bezweifeln, dass Alfred North Whiteheads kleine Glocke geläutet hätte, wenn er Picasso das sagen gehört hätte.
    Daumier war noch jemand, der erblindete. Übrigens.
    Nun, so wie Degas. Und Monet.
    Und Piero della Francesca.
    Piero della Francesca jedoch ist wiederum nicht zu verwechseln mit Piero di Cosimo, welcher derjenige gewesen ist, der sich stets unter einem Tisch versteckte, wenn es donnerte.
    Tatsächlich hatte der andere Piero eine noch schlimmere Phobie als Turner, in Hinsicht darauf, dass auch ihm niemand jemals beim Arbeiten zusehen durfte.
    Und kochte häufig bis zu fünfzig Eier auf einmal, im selben Topf, in dem er seinen Grundierleim kochte, um sich so nicht den Kopf übers Essen zerbrechen zu müssen.
    Als Maurice Utrillo wahnsinnig war, hat er einmal versucht, Selbstmord zu begehen, indem er immer wieder seinen Kopf gegen eine Wand in einem Gefängnis schlug.
    Und in derselben Periode, in der er versuchte, Sien zu bessern, war van Gogh bekannt dafür, all seine Kleidung den Armen zu geben. Oder vor Kirchen zu weinen anzufangen.
    Obwohl Piero di Cosimo doch einen Schüler hatte, der sich als Andrea del Sarto herausstellte.
    Also war er zweifellos zumindest manchmal freundlich genug, um mit ihm ein paar Eier zu teilen.
    Bemüh dich nicht, aufzustehen, sagte seinerseits Andrea sicher, wenn es zur Mittagessenszeit stürmte.
    Was Sien mit van Gogh teilte, war ihre Geschlechtskrankheit.
    Turner wuchs als Sohn eines Friseurs auf. In einer Straße namens Maiden Lane, nahe Covent Garden.
    Utrillos Vater könnte Renoir gewesen sein.
    Obwohl er genauso gut hätte Degas gewesen sein können.
    Suzanne Valadon, die Utrillos Mutter war, wusste es offensichtlich nie.
    Ob Renoir oder Degas es wussten, sagten sie offensichtlich nie.
    Andrea del Sarto hat so einen poetischen Klang für einen Namen, wenn man ihn liest.
    Obwohl es in Wirklichkeit nur bedeutet, dass sein eigener Vater ein Schneider war.
    Andrea senza errori wurde er auch genannt. Das bedeutet, dass er nie einen einzigen Fehler gemacht hat, wenn er zeichnete.
    Natürlich musste ich auch das nachschauen, wann immer es gewesen sein mag, dass ich es mir eingeprägt habe.
    Es macht mich traurig, auch zu wissen, dass Andrea während einer Pestepidemie starb, arm und kaum beachtet.
    Obwohl auch Tizian während einer Pestepidemie starb. Wenn in seinem Fall auch im Alter von neunundneunzig Jahren.
    Jackson Pollock ist mit seinem Auto in einen Baum gekracht, von dem Ort, wo ich in diesem Augenblick sitze, nicht mehr als zehn Minuten mit dem Lieferwagen entfernt, am elften August 1956.
    Ich vergesse Pollocks Geburtstag, andererseits. Obwohl es zweifellos nichts ist, was ich je wusste.
    Ich habe auch Renoirs Arthritis vergessen.
    Meine eigene Schulter hat mir überhaupt keine Probleme bereitet in letzter Zeit. Allerdings.
    Gauguin war noch ein Maler, der Syphilis hatte.
    Selbst wenn er, hätte er in der Renaissance gelebt, der Zunft der Apotheker hätte angehören müssen.
    Wie alle Maler. Weil sie Farben mischten.
    Bei meiner Ehre, so funktionierten die Dinge damals.
    So hieß die Drogerie in Savona, die ich festzuhalten vergaß, möglicherweise doch nicht Savona-Drogerie, sondern war nach Gauguin benannt.
    In Madrid habe ich einmal in einem Hotel gewohnt, dass nach Zurbarán benannt war.
    Wenn es nicht vielleicht nach Goya benannt war.
    Und in Pamplona war.
    Obwohl das, was ich wirklich wissen möchte, ist, warum mich irgendetwas von dem jetzt an Seemöwen denken lässt.

Aha. Möwen sind Müllfresser. Selbstverständlich.
    Wenn ich sage, sind, meine ich natürlich, sind gewesen.
    Was aber in jedem Fall nur andeuten sollte, dass sicherlich einmal viele Seemöwen beim Müllplatz

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