Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
selbst Ähnliches getan, als er den Tisch im Letzten Abendmahl viel zu klein machte für all die jüdischen Leute, die daran essen sollten.
Oder Michelangelo, als er überflüssiges Material von seinem David wegnahm, aber Hände und Füße zu groß beließ.
Ich habe mich jetzt entschlossen, mir Willem de Kooning in Giottos Atelier vorzustellen.
Tatsächlich trägt Giotto Kleidung der Renaissance, aber Willem de Kooning eine Art Pullover.
In Wirklichkeit habe ich gerade aus dem Pullover ein Fußballtrikot gemacht. Mit dem Wort Savona quer über der Vorderseite.
Giotto und Willem de Kooning sind beide gleich weit voneinander entfernt. Natürlich.
Nun, und von dem Kreis.
Tatsächlich sind alle Punkte des Kreisumfangs ebenfalls gleich weit entfernt vom Kreismittelpunkt, wie Zenon bewiesen hat.
Und jetzt sind auch Cimabue und Rembrandt und Carel Fabritius und Jan Vermeer im Atelier.
Es ist nichts Erstaunliches an meiner Fähigkeit, alles Mögliche zusammenzubringen, selbstverständlich, obwohl es auf bestimmte Weise vielleicht interessant ist.
Besonders interessant dabei ist, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wie Giotto und Cimabue und Jan Vermeer aussehen.
Im Fall von Rembrandt und Carel Fabritius habe ich Selbstporträts gesehen. Auch wenn es mir nicht notwendig erscheint, mir auszumalen, welches jener vielen, die es von Rembrandt gibt, im Augenblick passt.
Willem de Kooning ist auch ein Spezialfall, da er doch einmal in meinem Loft zu Besuch gewesen ist.
Tatsache ist, ich habe jetzt auch meine rostbraune Katze in Giottos Atelier getan.
Auch wenn Rostbraun traditionellerweise kein Name ist, den heutzutage irgendjemand einer Farbe geben würde.
Ich glaube, ich werde die Katze, die an meinem zerbrochenen Fenster kratzt, auch hinzufügen.
Beide Katzen sind jetzt in Giottos Atelier.
Ich vermute, ich würde es vorziehen, dass Rembrandt nicht herausfindet, wie die erste dieser Katzen genannt wird. Allerdings.
Obwohl Willem de Kooning der Name dieser einen ja bekannt ist.
Ich habe keinen Schimmer, ob Willem de Kooning den Namen der Katze Rembrandt gegenüber erwähnen würde.
Selbst wenn ich es bin, die sich Willem de Kooning und Rembrandt in demselben Atelier vorstellt, scheine ich keinerlei Kontrolle darüber zu haben.
Dann wiederum ist es schon gut möglich, dass Willem de Kooning sich sowieso nicht an den Namen der Katze erinnert, da es schon einige Jahre her ist, seit die Katze auf seinen oder William Gaddis’ Schoß geklettert sein mag. Oder auch nicht.
Jetzt ist Vincent van Gogh in Giottos Atelier.
Das wäre Vincent van Gogh der Maler, natürlich, da Vincent van Gogh die Katze schon dort ist.
Das Ohr des neueren Vincent ist bandagiert.
Ich habe gerade entschieden, El Greco auch ins Atelier hineinzusetzen.
Weswegen vielleicht jetzt alles leicht in die Länge gezogen erscheint, oder sogar astigmatisch.
Die Nummer auf der Rückseite von Willem de Koonings Fußballtrikot scheint eine Elf zu sein. Allerdings. Wenn es nicht eine Siebzehn ist.
Tatsächlich schaut Willem de Kooning jetzt ziemlich aus wie Jackson Pollock.
Ich habe mir auch gerade überlegt, Rembrandt dazu zu bringen, sich so zu bücken, als ob er etwas vom Boden aufheben würde, und Carel Fabritius dazu zu bringen, das außerordentlich lustig zu finden, aber ich bin mir nicht sicher, ob das passiert ist.
Das Ganze wird allmählich wirklich ein Wirrwarr. Um die Wahrheit zu sagen.
Besonders jetzt, wo noch Schafe dabei sind.
Dennoch, eine jede dieser Figuren ist unbestreitbar gleich weit entfernt von allen anderen.
Nun, wie ich selbst es wiederum von einer jeden bin. Einer nach der anderen.
Obwohl ich vielleicht von keiner einzigen davon gleich weit entfernt bin. Wenn man es recht bedenkt, da sie alle nur in meinem Kopf sind.
Was wieder ein bisschen wie mit den Christen wäre, nachdem sie von den Löwen gefressen worden waren. Zweifellos.
Dann wiederum ist es zweifellos überhaupt nicht so.
Mittlerweile ist die Künstlerin, die das Gemälde genau dieses Hauses gemalt hat, mir in den Kopf gekommen, anstatt all dessen, und in diesem Augenblick weiß ich nicht nur nicht, wie sie ausschaut, sondern weiß nicht einmal ihren Namen.
Was das betrifft, ist ihr Gemälde jetzt ebenfalls in meinem Kopf, obwohl ich seit einer Woche oder länger nicht einen Gedanken daran verschwendet habe.
Der Grund, weswegen ich daran seit einer Woche oder länger nicht einen Gedanken verschwendet habe, wie sich zeigt, liegt darin, dass es in dem
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