Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
sich ein zweites Paar Schuhe ausgeborgt hatte.
Und bei nochmaliger Überlegung waren es vielleicht Kierkegaards Schuhe, an die ich gedacht habe, und es war van Gogh, der sie besessen hatte.
In Wirklichkeit lese ich selten Fußnoten.
Obwohl es zweifellos teilweise auch das Alter ist, das manchmal gewisse Unterscheidungen verwischt.
Und inzwischen könnte es gut auch eine Frage der Hormone sein und der Veränderung der Lebensumstände.
Tatsächlich mag die ganze Geschichte etwas mit jemandem zu tun gehabt haben, der in einem von Pascals Stühlen sitzt.
Und was ich inzwischen wirklich beabsichtigt habe zu sagen, war, dass mir die Namen der Schriftsteller auf bestimmten anderen Büchern aus der Kiste ebenfalls vertraut waren, neben den der sieben von Martin Heidegger.
So wie Johannes Keats, zum Beispiel.
Obwohl es auch eine Übersetzung von Anna Karenina gab, wobei es in dem Fall der Titel selbst war, den ich imstande war, wiederzuerkennen.
Einfach weil der Titel auf Deutsch im Grunde identisch zu sein schien mit dem Titel auf Englisch. Wie sich zeigte.
Aber was ich daran interessant finde, ist, dass, wenn die Ausgabe jenes Buches das Original und nicht eine Übersetzung gewesen wäre, ich nicht imstande gewesen wäre, aus dem Titel schlau zu werden.
Wenn man sagt, man kann kein Wort Russisch, steckt darin sogar mehr Wahrheit, als wenn man sagt, dass man kein Wort Deutsch kann. Offensichtlich.
Obwohl praktisch jedes zweite Wort ausschaut wie Brontë. Oder Dürer.
Da waren jedoch auch mehrere Sachen in der Kiste, die wie auch immer zu identifizieren ich ganz und gar nicht imstande war.
Womit ich meine, dass es bestimmte Bände gab, aus deren Titel ich nicht schlau wurde. Und bei denen ich die Namen der Schriftsteller auch nicht wiedererkannte.
Allerdings war zweifellos keines dieser Bücher eine Übersetzung aus dem Englischen, dessen Schriftsteller mir die vertrautesten sind, sondern war von vornherein auf Deutsch geschrieben worden.
Was kaum besagen soll, dass mir nicht auch bestimmte deutsche Schriftsteller vertraut sind. Andererseits.
Bestimmt ist mir Friedrich Nietzsche vertraut. Zum Beispiel.
Na ja, und Goethe.
Obwohl, wenn ich sage, mir sind diese beiden Schriftsteller vertraut, meine ich nicht unbedingt, dass sie mir außerordentlich vertraut sind.
Tatsache ist, wenn ich sage, mir sind sie vertraut, meine ich nicht einmal unbedingt, dass ich ein einziges Wort, das einer der beiden jemals geschrieben hat, gelesen habe.
In Wirklichkeit mag sich das Ergebnis dieser Vertrautheit nicht weiter erstrecken als bis zu meinem Lesen der Rückseiten von Schallplattenhüllen.
Wie zur Rückseite der Hülle von Also sprach Zarathustra von Richard Strauss. Zum Beispiel.
Oder bis zur Rückseite der Hülle der Alt-Rhapsodie .
Möglicherweise erscheint es weniger relevant, dass ich die Rückseite der Hülle der Alt-Rhapsodie anführe, als dass ich die Rückseite der Hülle von Also sprach Zarathustra anführe.
Wenn ich nie die Rückseite einer Hülle der Alt-Rhapsodie gelesen hätte, wäre ich sicherlich nicht mit der Tatsache vertraut, dass die Alt-Rhapsodie von Brahms auf ein Gedicht Goethes zurückgeht. Allerdings.
Ich vergesse auch nicht Fausts Verdammnis von Berlioz. Andererseits.
Oder Gounods Faust.
Oder Liszts Faust-Symphonie .
Selbst wenn ich jetzt vielleicht wieder angebe.
Auf jeden Fall war es bestimmt nicht meine Absicht, irgendwelche deutschen Schriftsteller durch die Bemerkung herabzusetzen, dass ich ihre Namen nicht erkannt habe.
Möglicherweise waren unzählige dieser Schriftsteller recht berühmt in Deutschland, und das war noch nicht zu mir durchgedrungen, bevor ich mit dem Lesen aufgehört habe.
Zweifellos hätte ich von vielen innerhalb einiger Jahre etwas gehört.
Dann wiederum, vielleicht waren einige der Schriftsteller, deren Bücher ich aus der Kiste herausgenommen habe, schließlich keine deutschen Schriftsteller. Recht wahrscheinlich gab es genauso viele französische Schriftsteller, deren Namen ich nicht erkannte. Oder italienische Schriftsteller.
Tatsächlich hätte dies auch genauso für bestimmte Schriftsteller, die auf Spanisch geschrieben haben, zutreffen können.
Sicherlich ist es purer Zufall, dass ich jemals etwas von Sor Juana Inés de la Cruz gehört habe. Oder von Marco Antonio Montes de Oca.
Außerdem hätte ich sie, selbst nachdem ich von ihnen gehört hatte, sehr gut wieder gänzlich vergessen können, wenn ihre Namen nicht einen bestimmten Klang gehabt
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