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Witwe für ein Jahr (German Edition)

Witwe für ein Jahr (German Edition)

Titel: Witwe für ein Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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ein ganzes Leben lang miteinander verbunden zu sein …‹ Aber …«
    »Und? Hat seine Ehe gehalten?« fragte Scott.
    »Wessen Ehe?«
    »Die von George Eliot. Hat sie gehalten?«
    Wenn ich einfach aufstehe und anfange, den Tisch abzuräumen, vielleicht wird ihm dann langweilig, und er geht nach Hause, dachte Ruth.
    Doch als sie das Geschirr in die Spülmaschine stellte, trat Scott hinter sie und streichelte ihre Brüste; sie spürte seinen Ständer durch die beiden Handtücher hindurch. »Ich möchte es dir so machen, von hinten«, sagte er.
    »Das mag ich nicht.«
    »Ich meine nicht das falsche Loch«, sagte er derb. »Ich meine das richtige Loch, aber von hinten.«
    »Ich weiß, was du meinst«, entgegnete Ruth. Er spielte so beharrlich an ihren Brüsten herum, daß sie Schwierigkeiten hatte, die Weingläser so in den oberen Korb der Spülmaschine zu stellen, daß sie nicht umfielen. »Ich mag es nicht von hinten, und damit basta.«
    »Wie magst du es denn dann?«
    Es war ihr klar, daß er von einer Wiederholung ausging. »Das zeige ich dir«, sagte sie, »sobald ich die Spülmaschine eingeräumt habe.«
    Es war kein Versehen, daß Ruth die Haustür unverschlossen und die Lichter unten und auch oben im Flur angelassen hatte. Sie ließ auch die Tür zum Schlafzimmer ihres Vaters offen, noch immer in der leisen Hoffnung, er würde zurückkehren und sie dort antreffen, während sie mit Scott schlief. Aber es sollte nicht sein.
    Ruth setzte sich rittlings auf Scott und blieb ziemlich lang in dieser Stellung. Fast wiegte sie sich dabei in Schlaf. (Sie hatten beide zuviel getrunken.) Als sie an der Art, wie er die Luft anhielt, merkte, daß er gleich kam, ließ sie sich auf seine Brust sinken, packte ihn an beiden Schultern, drehte sich auf die Seite und rollte ihn auf sich, weil sie die Verwandlung, die mit dem Gesicht der meisten Männer in diesem Augenblick vor sich ging, nicht ertragen konnte. (Natürlich wußte Ruth nicht – und sollte es nie erfahren –, daß ihre Mutter es mit Eddie O’Hare am liebsten auch so gemacht hatte.)
    Ruth lag im Bett und hörte, wie Scott im Bad nebenan das Kondom hinunterspülte. Nachdem er ins Bett zurückgekommen war, schlief er auf der Stelle ein. Ruth lag wach und lauschte den Geräuschen der Spülmaschine. Die hatte den letzten Spülgang erreicht, und es hörte sich an, als schlügen zwei Weingläser aneinander.
    Scott war eingeschlafen, während seine linke Hand ihre rechte Brust umfaßte. Ruth lag nicht sonderlich bequem, doch nachdem Scott jetzt tief schlief und schnarchte, hielt seine Hand ihre Brust nicht mehr fest, sondern lag nur noch schlaff mit ihrem ganzen Gewicht auf ihr, wie die Pfote eines schlafenden Hundes.
    Ruth versuchte sich an den Rest des George-Eliot-Zitats über die Ehe zu erinnern. Sie wußte nicht einmal mehr, aus welchem ihrer Romane es stammte, obwohl sie sich genau erinnerte, daß sie es vor langer Zeit in ihr Tagebuch geschrieben hatte.
    Kurz bevor sie einschlief, fiel ihr ein, daß Eddie vielleicht wußte, aus welchem Roman das Zitat war. Wenigstens hätte sie damit einen Vorwand gehabt, um ihn anzurufen. (Hätte sie es tatsächlich getan, hätte Eddie passen müssen. Er war kein George-Eliot-Fan. Aber er hätte seinen Vater angerufen, und Minty hätte sofort gewußt, aus welchem George-Eliot-Roman das Zitat stammte.)
    »› …einander in aller Mühsal Kraft zu spenden …‹«, versuchte Ruth flüsternd aus dem Gedächtnis zu zitieren. So, wie Scott schnarchte, mußte sie nicht befürchten, ihn aufzuwecken. Die Weingläser in der Spülmaschine klirrten weiterhin aneinander. Das Telefon hatte schon so lange nicht mehr geklingelt, daß es Ruth vorkam, als wäre die ganze Welt in tiefen Schlaf versunken. Wer auch immer angerufen hatte (wieder und wieder), hatte es aufgegeben. »› …sich gegenseitig zu stützen in allem Kummer …‹«, hatte George Eliot über die Ehe geschrieben. »› …einander zu helfen in allem Schmerz, vereint zu sein in schweigender, unaussprechlicher Erinnerung im Augenblick des endgültigen Abschiednehmens …‹« Hört sich recht gut an, dachte Ruth, bevor sie endlich neben einem Mann einschlief, den sie nicht kannte und dessen Atem so laut rasselte wie eine Blaskapelle.
    Das Telefon klingelte mindestens zehnmal, ehe Ruth es hörte. Scott wachte erst auf, als Ruth den Hörer abnahm. Sie spürte, wie seine Pfote an ihrer Brust lebendig wurde.
    »Hallo«, sagte Ruth. Als sie die Augen aufschlug, brauchte sie eine

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